Mikrohaustrend kommt auch nach Wien

Die Mietpreise steigen seit Jahren, deswegen träumen viele Wiener von einem Eigenheim. Kleine, teils mobile Häuser sollen die Lösung sein. Unternehmen sprechen von einem heranwachsenden, neuen Wohntrend.

„Es ist ein kleines Zuhause, meist auf Rädern positioniert, das flexibel versetzbar ist und gleichzeitig für ganzjähriges Wohnen gut ausgestattet ist“, so beschrieb Theresa Steininger, Geschäftsführerin von WW Wohnwagon GmbH die neue Wohnform. Das 2013 gegründete Wiener Unternehmen ist auf diese Art zu wohnen spezialisiert.

„Tiny Houses“ stammen ursprünglich aus Amerika und erleben nun auch in Europa einen Aufschwung. Laut Steininger steigt seit 2015 die Nachfrage rapide. Seitdem hätten sie über 2.000 Anfragen erhalten, was für sie „einer starken Nachfrage“ gleichkomme.

15 bis 33 Quadratmeter Wohnraum

Ein „Tiny House“ soll klare Ziele erfüllen. „Unsere Kunden interessieren sich dafür, weil sie gerne ein eigenes Zuhause hätten, sich aber nicht an einen fixen Platz binden möchten. Dabei spielt der Wunsch, näher an der Natur zu wohnen, eine große Rolle. Mindestens genauso groß ist der Wunsch nach Reduktion, in einer Gesellschaft, die von nichts genug bekommen kann.“ Ein „Tiny House“ ist zwischen 15 und 33 Quadratmeter groß. „Da ist nicht viel Platz für unnötige Dinge“, so Steininger gegenüber wien.ORF.at.

Steininger sieht im Vergleich zu einer Wohnung klare Vorteile: „Es geht um kleine Häuser, die für sich stehen und auf ein Grundstück gesetzt werden können. Der Fokus kann sich natürlich auch auf den Markt Zweitwohnsitz oder Ferienhaus richten. Da kann die Ausführung dann schon eine andere sein.“ Das Unternehmen achtet vor allem auf die Qualität, auf nachhaltige Materialien und eine hochwertige Ausführung. Generell gäbe es in Europa aber viele Hersteller, die sich auf unterschiedliche Qualitätsstufen fokussieren, sagte Steininger.

Projektstart in Floridsdorf

Auch in Wien hat die neue Wohnform bereits Interessenten gefunden. Laut Steininger betreut das Wiener Unternehmen derzeit vier Kunden aus Wien und dem Umkreis, in Leobendorf und Perchtoldsdorf. Mit weiteren 15 laufen aktuell Planungen. „Das sind vor allem junge Pärchen, die in Wien arbeiten und außerhalb von Wien oder am Stadtrand ihr ‚Tiny House‘ aufstellen möchten, um ein leistbares Zuhause im Grünen realisieren zu können“, so Steininger.

Außerdem erklärte sie weiter, dass ein Baugrund nicht notwendig ist. Stattdessen könne man das kleine Haus auf einem Pachtgrund oder auf einer bereits bestehenden Wohneinheit aufstellen. Die neue Wohnform sei auch für die Mittelschicht durchaus erschwinglich. Der Preis bewegt sich zwischen 50.000 und 150.000 Euro, „je nachdem, wie viel daran selbst gemacht wird“.

Probewohnobjekt "Karl" von Wohnwagon

Vogel/Stellamina, WW Wohnwagon GmbH

Probewohnobjekt „Karl“ in Wagram bei Traismauer

In Floridsdorf werden bereits in naher Zukunft „Tiny Houses“ zur Verfügung stehen. „Wir haben derzeit ein spannendes Projekt am Laufen. Im hinteren Teil eines alten Hofes, wo früher Beethoven residiert hat, werden vier bis fünf dieser Wohnwagons ihren Platz finden“, erzählte Steininger. Spätestens nächstes Jahr soll mit dem Bau begonnen werden.

Genügend Plätze in Wien vorhanden

Aktuell gibt es, laut dem Leiter des Kompetenzzentrums für Bauforschung, Bernhard Jarolim, noch keine fertigen „Tiny Houses“ in Wien. Verfügbare Flächen gäbe es aber jede Menge. Das mobile Zuhause darf auf Kleingartengebieten und Gebieten für Badehütten, auf denen Gebäude bis 35 Quadratmeter Grundfläche stehen, platziert werden. Die kleinen Häuser sind auch im normalen Bauland zulässig. „Immer vorausgesetzt, dass alle bautechnischen und bauordnungsgemäßen Bestimmungen eingehalten werden“, sagte Jarolim.

Die Nachfrage nach neuen Wohnungen in Wien wächst noch schneller, als die neuen Wohnbauten entstehen. Die Mieten und auch Preise für Eigentumswohnungen werden daher auch heuer stark steigen, lautet die Prognose - mehr dazu in Immobilienpreise steigen um 5,1 Prozent (wien.ORF.at; 3.01.2018).

Sarah Steiner, wien.ORF.at

Link: