Eva Sangiorgi neue Viennale-Chefin

Die neue künstlerische Leiterin des Wiener Filmfestivals Viennale heißt Eva Sangiorgi. Die Neubesetzung war notwendig geworden, nachdem Langzeitintendant Hans Hurch im Vorjahr überraschend verstorben war.

„Ich bin sehr bewegt, und ich werde mein Bestes geben“, versicherte Sangiorgi bei der Präsentation im Metro Kinokulturhaus. Sie werde im März nach Wien ziehen, vorher aber zunächst ein letztes Mal von 28. Februar bis 6. März das von ihr gegründete Festival FICUNAM in Mexiko-Stadt führen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden weiterhin Eva Rotter als Geschäftsführerin und Franz Schwartz als interimistischer Direktor die Geschäfte führen.

Eva Sangiorgi

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Eva Sangiorgi, Franz Schwartz, Eva Rotter (v. l. n. r.)

„Die Beste der Besten“

„Wir haben letztendlich die Beste der Besten gefunden“, zeigte sich Schwartz überzeugt. Mit der Bewerbung von Sangiorgi eröffnete sich für die Viennale eine „nahezu historische Chance“, die die Viennale gerne ergriffen hat. Sangiorgi sei eine „Größe des Festivalgeschehens“, die international vernetzt, anerkannt und fest verankert sei. Sie sei bisher in Jurys mehrerer bedeutender Filmfestivals gesessen und habe auch als renommierte Programmiererin über Jahre hinweg bei vielen unterschiedlichen Festivals mitgewirkt.

Sangiorgi hatte 2010 das mexikanische Filmfestival FICUNAM begründet, dem sie seither als Direktorin vorsteht. Entscheidend für die Bestellung Sangiorgis seien ihr umfangreiches Filmwissen sowie ihre klare, dezidierte und selbst bestimmte Haltung zu Film und Filmschaffenden, hieß es weiter. Im Hearing habe sie ihre umfassende Kenntnis von Charakter, Stil und Inhalt des Festivals bewiesen. Die 39-jährige Italienerin wird bereits für die heurige 56. Viennale verantwortlich zeichnen, die von 25. Oktober bis 8. November über die Bühne gehen wird.

Eva Sangiorgi

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Sangiorgi, neue künstlerische Leiterin der Viennale

„Kontinuität und Veränderung“ angekündigt

Sangiorgi will in ihrer Direktion auf eine Mischung aus Kontinuität und Veränderung setzen. „Ich werde viele der Kooperationen fortsetzen, wie etwa die mit dem Filmmuseum“, kündigte die designierte Festivalchefin an. Zugleich sei es ihr Ziel, die starren Grenzen zwischen Dokumentar- und Spielfilm aufzuheben und etwa im Festivalzentrum jeden Abend Gespräche zwischen Filmschaffenden und Publikum zu programmieren.

Eva Sangiorgi übernimmt Viennale-Leitung

Das Wiener Filmfestival Viennale bekommt eine neue Leiterin. Die Italienerin Eva Sangiorgi setzte sich gegen 28 Mitbewerber durch.

„Mich interessiert natürlich auch, Regisseurinnen die Aufmerksamkeit zu geben. Aber das Ziel ist, ein gutes Programmpaket zusammenzustellen“, so Sangiorgi. Trotz ihres beruflichen Hintergrundes werde sie nicht notwendigerweise auf lateinamerikanisches Filmschaffen fokussieren, auch wenn sie natürlich einen entsprechenden Einblick in das Kino Südamerikas habe. Nicht zuletzt werde sie viel über das österreichische Kino und die heimische Filmszene lernen - mehr dazu in Sangiorgi will Viennale „aufpolieren“.

Italienerin studierte Kunstgeschichte

Die gebürtige Italienerin lebt seit 15 Jahren in Mexiko. Geboren wurde Sangiorgi am 10. Juli 1978 in Bologna, wo sie auch Kommunikationswissenschaften studierte. Es folgte ein Studium der Kunstgeschichte in Mexiko, wo sie 2010 das Filmfestival FICUNAM gründete. Zuvor war sie bereits als Kuratorin und Programmiererin für andere Filmfestivals tätig.

Sendungshinweis:

Kulturjournal, 17.09 Uhr: Eva Sangiorgi im Interview (Ö1)

Sangiorgi folgt auf Schwartz, der die jüngste Ausgabe im Herbst des Vorjahres interimistisch geleitet hatte. Sie war eine von 29 Bewerbern. Unter den Interessenten auf die Nachfolge des im Vorjahr im Juli überraschend verstorbenen Langzeitdirektors Hurch fanden sich elf Frauen und 20 Männer - es bewarben sich auch zwei Duos. Rund die Hälfte der Bewerbungen stammte dabei aus dem Ausland.

Viennale-Direktor Hans Hurch

APA/Roland Schlager

Langzeitdirektor Hans Hurch ist im Juli überraschend verstorben

Die Bestellung Sangiorgis sei nach der auf den überraschenden Tod von Hurch folgenden Ausnahme-Viennale 2017 der richtige Schritt, unterstrich Viennale-Geschäftsführerin Rotter: „Ich freue mich, dass wir eine so wunderbare, frische neue Leiterin gewonnen haben.“ Man habe sich bewusst für eine internationale Nachbesetzung in Zeiten der aufwallenden Nationalismen entschieden, so Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). Sangiorgis Bestellung sei ein Signal. Schließlich gelte für das Festival: „Abschottung ist Provinzialismus, und die Viennale ist das Gegenteil davon.“

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