Gräserpollenallergie: Wiener Impfstoff wirkt

Ein in Wien entwickelter Impfstoff gegen Gräserpollenallergie kann die Folgen für Betroffene um mindestens 25 Prozent mindern, berichtet die MedUni Wien. Eventuell könnte auch präventiv geimpft werden.

Rund 400 Millionen Menschen weltweit leiden an einer Allergie gegen Gräserpollen (Rhinitis). Die Symptome reichen von Schnupfen über Husten bis zu schweren Atemproblemen.

Fünf Injektionen in zwei Jahren

In einer Phase-II-b-Studie mit 180 Patienten in elf europäischen Zentren sei der Nachweis erbracht worden, dass der Impfstoff BM32 mit vier Injektionen im ersten und einer Auffrischung im zweiten Jahr die Symptome um zumindest ein Viertel lindert. Durchgeführt wurde die Studie von Forschern des Instituts für Pathophysiologie und Allergieforschung mit der Wiener Firma Biomay AG.

Die Immuntherapie mit BM32 basiert auf einer rekombinanten Peptid-Carrier-Technologie, die weniger Injektionen notwendig mache und geringere Nebenwirkungen habe als vergleichbare Methoden. Entwickelt wurde sie am Christian-Doppler-Labor für Allergieforschung unter der Leitung von Rudolf Valenta an der MedUni Wien mit dem Unternehmenspartner Biomay AG.

Der Impfstoff und die Antikörper werden synthetisch hergestellt. Dabei werden dem Allergen mit einer in Wien entwickelten Technologie B-Zellen-reaktive Peptide entnommen und zu Trägerproteinen für die Unterstützung durch T-Zellen verändert. „Dieser Prozess ist unendlich oft wiederholbar, der Impfstoff bleibt dadurch immer gleich wirksam, stets von gleicher Qualität und sicher“, sagte Valenta. „Das ist ein Wiener Produkt, das die Behandlung von Gräserpollenallergien revolutionieren wird.“ Das Patent wurde von der Medizinischen Universität Wien an die Biomay AG übertragen.

Mit jeder Auffrischung sollen Symptome zurückgehen

Die Verbesserung der Symptome betrug im Mittelwert 25 Prozent. Je stärker der Patient unter Gräserpollen litt, desto „stärker war auch der positive Effekt“, erläuterte Verena Niederberger-Leppin von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten der MedUni und Erstautorin der Studie, die im „Journal of Allergy and Clinical Immunology“ erschienen ist. Es sei anzunehmen, dass die Symptome weiter zurückgehen, wenn die Impfung immer wieder aufgefrischt wird. Eventuell könnte sie auch präventiv eingesetzt werden.

Nun folgen eine Phase-III-Studie und eine Impfstudie bei Kindern, die ab dem Jahr 2019 die Voraussetzungen für die allgemeine Zulassung ab 2021 schaffen sollen. BM32 kann aber vielleicht noch mehr: Der Wirkstoff könnte auch bei Hepatitis B eine Behandlungsoption sein und Asthmapatienten Linderung verschaffen. Weitere denkbare Einsatzmöglichkeiten sind laut den Forschern Allergien gegen Hausstaubmilben, Katzen und Ragweed-Pollen.

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