Wien trauert um Ute Bock mit Lichtermeer

Nach dem Tod von Ute Bock bekunden viele Menschen Trauer. Am 2. Februar wird die Flüchtlingshelferin mit einem Lichtermeer auf dem Heldenplatz verabschiedet. Das Angebot eines Ehrengrabs lehnte die Familie ab.

Die verstorbene Flüchtlingshelferin Bock wird nicht in einem Ehrengrab beigesetzt. Die Familie habe das entsprechende Angebot der Stadt Wien „aus Gründen der Privatheit“ abgelehnt, informierte das Büro des zuständigen Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) die APA.

Tod nach kurzer, schwerer Krankheit

„In tiefster Betroffenheit müssen wir Ihnen leider mitteilen, dass uns Frau Bock heute verlassen hat. Nach kurzer, schwerer Krankheit ist sie heute um 4:40 Uhr im Kreise ihrer Schützlinge im Ute Bock Haus verstorben“, teilte der Verein in einer Aussendung mit. Man wolle die Patronin des Flüchtlingsprojekts gebührend verabschieden und am Freitag, dem 2. Februar ein Lichtermeer am Heldenplatz veranstalten.

„Eine große Frau ist von uns gegangen“, so Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Aussendung. Mit Ute Bock, Trägerin des goldenen Verdienstzeichens der Republik, verliere Österreich einen außergewöhnlichen Menschen. „Sie setzte sich zeit ihres Lebens und bedingungslos für Flüchtlinge, für Menschen in Not ein“, meinte er: „Ute Bock hat uns gezeigt, was Menschsein bedeuten kann. In ihren Projekten wird ihr Engagement weiterbestehen.“

Kurz würdigte „langjährigen Einsatz“

Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) reagierte auf Bocks Ableben. Im Kurznachrichtendienst Twitter würdigte er sie als „eine der bekanntesten & engagiertesten Flüchtlingshelferinnen. Ihr langjähriger Einsatz & ihre Zivilcourage haben unser Land geprägt & verdienen unseren Respekt. Ich drücke den Angehörigen & Freunden meine tiefe Anteilnahme aus.“

Seitens des Parlaments brachte Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) seine Betroffenheit zum Ausdruck. „Ute Bock war, ist und bleibt ein leuchtendes Beispiel für Hilfsbereitschaft in unserer Gesellschaft. In tiefer Anerkennung für ihre menschlichen Leistungen hoffe ich, dass ihre Haltung vielen von uns als Vorbild dient“, teilte er mit. Vertreter der FPÖ meldeten sich - bisher - nicht zu Wort.

SPÖ-Chef Christian Kern bezeichnete Bock als „moralische Instanz, deren Lebenswerk und unbedingtes Engagement beispielgebend ist. Mit Ute Bock verlieren wir eine ebenso starke wie mutige Frau, für die selbstlose Hilfe für die Schwächsten in der Gesellschaft immer eine Selbstverständlichkeit war.“

„Tief betroffen“, „Stimme wird fehlen“

Tief betroffen zeigte sich NEOS-Vorsitzender Matthias Strolz: „Mit Ute Bock geht eine starke Frau, die in beeindruckender Art und mit unerschütterlicher Überzeugung für Menschlichkeit und Mitgefühl gestanden ist“, sagte er, und: „Unsere Republik verabschiedet sich von einer moralischen Instanz.“ Für die Liste Pilz trauerte Menschenrechtssprecherin Alma Zadic um Bock: „Ihre Stimme wird fehlen.“

Auch der grüne Bundesvorstand bedauerte das Ableben. „Sie war eine kraftvolle, beharrliche und herzliche Kämpferin und langjährige Verbündete in Sachen Menschenrechte, gerade für Menschen, die nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen sind“, so Bundessprecher Werner Kogler und Bundesvorstandsmitglied Alev Korun.

Bock hinterlässt „unschließbare Lücke“

Mit tiefer Betroffenheit reagierte Michael Häupl, Bürgermeister von Wien, auf das Ableben der Flüchtlingshelferin: „Mit Ute Bock verliert Wien eine überzeugte Humanistin, die ihren Kontrahenten in Zeiten von Hass und Missgunst mit Warmherzigkeit und Nächstenliebe getrotzt hat. Vieles, wofür Wien steht, war in Ute Bock verkörpert und lebt in ihrem Andenken weiter.“

Es sei jetzt die Aufgabe, das Erbe Ute Bocks weiter zu tragen, sagte Wiens Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou. Bock sei eine unbeugsame Kämpferin für mehr Gerechtigkeit und vor allem eine tatkräftige Helferin für Tausende Menschen in Not gewesen. „Der Tod von Ute Bock hinterlässt eine große, unschließbare Lücke. Sie war eine Ikone der Zivilcourage und hat sich immer mit ihrer ganzen Kraft für die Schwächsten der Gesellschaft eingesetzt. Gerade in einer Zeit, in der Menschlichkeit und Solidarität immer wieder infrage gestellt werden, wird ihre Stimme besonders fehlen", sagte Vassilakou.

Tiefe Betroffenheit und Trauer

Mailath-Pokorny nannte Bock einen „Mensch der Kultur. Der Kultur des Miteinanders“: „Tagtäglich lebte sie uns vor, was Kultiviertheit tatsächlich ausmacht: Mitgefühl, Fürsorge und Gerechtigkeitssinn. Sie hatte ein großes Herz und kümmerte sich um alle Menschen unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.“

Tief bestürzt zeigte sich auch die Klubobfrau von NEOS Wien, Beate Meinl-Reisinger, über den Tod von Bock. „Mit Ute Bock geht eine ganz starke Frau von uns, die ich für ihren unermüdlichen Einsatz sehr bewundert habe. Sie hat so viel vorangetrieben und sich mit einer wahnsinnigen Hartnäckigkeit und Selbstlosigkeit für die Schwächsten in der Gesellschaft eingesetzt," sagte Meinl-Reisinger.

Ute Bock im Rahmen einer Zeremonie anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich

APA/Roland Schlager

Ute Bock wurde vom damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer geehrt

„Was Mensch sein bedeutet“

Alt-Bundespräsident Heinz Fischer verlieh Bock im Jahr 2012 das goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich. Darauf verwies auch der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen und zeigte sich wie viele Menschen betroffen von Bocks Tod: „Sie setzte sich Zeit ihres Lebens und bedingungslos für Flüchtlinge, für Menschen in Not ein. Mit ihrem unglaublichen Engagement, das oft Tag und Nacht beanspruchte, half sie Tausenden aus Notsituationen und ermöglichte damit vielen von ihnen einen Start in ein würdevolles und eigenverantwortliches Leben.“ Bock habe gezeigt, was Menschsein bedeuten könne.

„Ute Bock war für mich eine beeindruckende Frau und ein mutiger Mensch. Bei all den Begegnungen mit Ute Bock war immer auch eine sehr beeindruckende Bedingungslosigkeit ihres Einsatzes spürbar. Klarheit und Kompromisslosigkeit im Einsatz für jene, die Hilfe benötigen. Ihr unermüdlicher Einsatz für Menschen, die vor Verfolgung, Krieg und Elend flüchten, machte sie zu einer Leitfigur der österreichischen Zivilgesellschaft“, reagiert Caritas-Präsident Michael Landau auf das Ableben der Flüchtlingshelferin.

Auch SOS Mitmensch trauert um „eine außergewöhnliche Persönlichkeit": „Frau Bock war mit ihrem unermüdlichen und unerschütterlichen Einsatz für Menschen in Not und ihrem großem Mut ein Vorbild für uns alle“, sagte Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch. "Sie hat dort geholfen, wo andere und insbesondere der Staat nicht mehr helfen wollten. Danke, Frau Bock! Sie werden uns schmerzlich fehlen!“, so Pollak.

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