Kritik an geplanten Deutschförderklassen

Schüler, die nicht ausreichend Deutsch sprechen, müssen ab kommendem Schuljahr je nach Schultyp verpflichtend eine gewisse Stundenanzahl eine Deutschförderklasse besuchen. Wien sieht die Qualität der Sprachförderung gefährdet.

Das von Minister Heinz Faßmann von der ÖVP präsentierte Konzept der Deutschförderklassen wirft nach Ansicht von Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky und Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (beide SPÖ) gerade für Ballungsräume wie Wien viele Fragen auf. „Um die Qualität der Sprachförderung nicht zu verschlechtern, werden gerade Großstädte wie Wien massiv neue Ressourcen im pädagogischen Bereich, aber auch im Bereich der Infrastruktur brauchen!“.

Wien gehe derzeit den Weg, Schüler mit nicht ausreichenden Deutschkenntnissen in kleinen, intensiven Sprachfördergruppen zu fördern. „Damit bleiben sie im Klassenverband eingebunden, lernen aber intensiv in der Gruppe“, so Czernohorszky und Himmer. „Dieser Standard der Förderung in Kleingruppen sollte unbedingt aufrecht erhalten bleiben. Es ist zu befürchten, dass die neuen Deutschförderklassen mit bis zu 25 Schülern aufgefüllt werden, womit sich eine intensive Sprachförderung pädagogisch sehr schwierig gestaltet!“, meinen Czernohorszky und Himmer - mehr dazu in news.ORF.at.

Schüler sitzen in Klasse, Blick auf Tafel

ORF.at/Zita Köver

Schüler, die schlecht Deutsch sprechen, müssen künftig zum Deutschunterricht

Zusätzliche Deutschklassen brauchen mehr Raum

Weiters nehme man mit der neuen Sprachtestung den Pädagogen die Möglichkeit, selbst zu beurteilen, ob Kinder ausreichend Deutsch beherrschen. „Dabei sind gerade die Pädagogen, die vor Ort mit den Kindern arbeiten, die Experten, auf die man auch vertrauen sollte!“. Auch die Schaffung von hunderten neuen Vorschulklassen für Kinder mit schlechten Deutschkenntnissen sei gerade im städtischen Raum schwer realisierbar: „Gerade in einer wachsenden Stadt wie Wien wird es sehr schwierig, über das ganz Stadtgebiet verteilt, hunderte neue Räume zu schaffen“, so Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky.

Darüber hinaus sei es nicht sinnvoll, „aus Vorschulklassen reine Sprachkurse zu machen“, so Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer. Wenn man Schüler tatsächlich in zeitlich ausgeweiteter Form von den anderen trennen wolle, bedürfe es neuer Ressourcen in großem Umfang, die vom Ministerium bereitgestellt werden müssen, so die beiden Bildungspolitiker. „Jedenfalls kann es nicht sein, dass der Minister dabei auf den Integrationstopf der ehemaligen Bildungsministerin Sonja Hammerschmid zurückgreift."

Verliert Wien Schulsozialarbeiter?

„Wien hat hier wichtige zusätzliche Mittel für Sprachförderung, Schulsozialarbeit und mobile interkulturelle Teams bekommen. Diese Ressourcen sind wichtig und haben sich bewährt, es kann nicht sein, dass man dieses Geld nun für Deutschförderklassen verwendet und die weitere Integrationsarbeit in den Schulen zu kurz kommt“, so Czernohorszky und Himmer. „Das würde nämlich bedeuten, dass es ab Juni keine mobilen Teams und Schulsozialarbeiter mehr geben wird“, fürchten die beiden Bildungspolitiker.