Rettung klagt über Schaulustige „ohne Skrupel“

Schaulustige, die Fotos mit ihrem Handy machen, werden bei Polizei- und Rettungseinsätzen immer mehr zum Problem. So auch beim tödlichen Verkehrsunfall am Neubaugürtel am Montag. Rund 50 Personen sollen hier „ohne Skrupel“ fotografiert haben.

Ob die Fußgängerampel beim Überqueren des Zebrastreifens für die 19-jährige Frau rot oder grün angezeigt hat, lässt sich laut Polizei vorerst nicht klären. Augenzeugen haben unterschiedliche Angaben gemacht, ebenso ist unklar, ob sie durch Kopfhörer oder ein Handy abgelenkt war - mehr dazu in Schaulustige bei tödlichem Verkehrsunfall. Der Fahrer des Betonmischers ist bereits einvernommen worden. Er gibt an, die junge Frau einfach nicht gesehen zu haben.

Tödlicher Unfall - Schaulustige behindern Einsatzkräfte

ORF

Schaulustige sollen Videos und Fotos vom Unfall gemacht haben

Schaulustige „ohne Skrupel“

Klarheit herrscht allerdings darüber, was unmittelbar nach dem tödlichen Unfall beim Urban-Loritz-Platz passiert ist: Schaulustige versammelten sich, zückten ihre Handys und fotografierten und filmten die am Unfallort verstorbene Fußgängerin. Der Journalist Daniel Hrncir war gerade am Heimweg, als er die rund 50 Schaulustigen bemerkte.

Schaulustige bei Unfällen

Schaulustige, die Handyfotos machen, werden bei Polizei- und Rettungseinsätzen zum Problem - so wie beim Unfall am Neubaugürtel am Montag. Augenzeugen schildern dramatische Szenen.

„Sie haben keine Skrupel gehabt und dauernd Fotos und Videos vom Unfallort gemacht. Die Polizei hat versucht, die Leute zurückzudrängen und das Fotografieren und Filmen zu unterbinden. Sie hat dabei wirklich größte Mühe gehabt, weil die Leute wirklich sehr penetrant waren“, so Hrncir im „Wien heute“-Interview.

Tödlicher Unfall - Schaulustige behindern Einsatzkräfte

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Eine 19-Jährige starb am Montagabend bei einem Verkehrsunfall

Behinderung auf Kosten der Patienten

„Es ist für uns generell eine schwierige Situation. Die Sanitäter bei der Berufsrettung Wien sind nach internationalen Richtlinien sehr gut darauf trainiert, um das Leben des Patienten zu kämpfen. Jede Ablenkung, die die Kollegen davon abhält, zu arbeiten, ist natürlich schwierig. Im Endeffekt geht das zulasten des Patienten“, sagte Notfallsanitäter Mathias Gatterbauer von der Berufsrettung Wien gegenüber „Mittag in Österreich“.

Denn das Problem mit Gaffern würde seit längerer Zeit größer werden. Erst im vergangenen Sommer behinderten Dutzende Schaulustige die Einatzkräfte bei einem tödlichen Straßenbahnunfall in Simmering - mehr dazu in Nach Unfall: Polizei warnt Schaulustige und Psychologin: Schaulustigen fehlt Empathie. „Die Erfahrung, die wir in den vergangenen Jahren vermehrt machen mussten, waren die, dass Passanten unsere Einsatzkräfte durch das Machen von Handybildern gestört haben. Diese Anzahl ist erheblich gestiegen.“

In Niederösterreich sorgen Schaulustige bei Unfällen ebenfalls öfters für Probleme. In Wiener Neustadt wurde deshalb Ende November ein spezieller Sichtschutz angeschafft - mehr dazu in noe.ORF.at.