Wienwert: Insolvenzantrag von WW Holding

Die Wienwert-Muttergesellschaft WW Holding AG hat ihre Insolvenz eingereicht. Das Verfahren soll am Handelsgericht eröffnet werden. Für Käufer von Anleihen soll ein Schaden von 40 Millionen Euro entstanden sein.

Die Gesamtpassiva - einschließlich besicherte Gläubigerforderungen - betragen 55,4 Mio. Euro. Darunter sind Verbindlichkeiten von 34,4 Mio. Euro gegenüber rund 900 Anleihegläubigern, denen sogar ein Totalverlust drohen könnte.

Die Aktiva werden im Insolvenzantrag mit 18,8 Mio. Euro angegeben, wobei darin als größte Position die Beteiligung an der Wienwert AG mit 9,8 Mio. Euro aufscheint. Das teilten die Gläubigerschutzverbände KSV1870, AKV (Alpenländischem Kreditorenverband) und Creditreform mit. Wie viel die Wienwert AG tatsächlich wert ist, wird sich erst beim Verkauf der Tochtergesellschaft herausstellen, über den dem Vernehmen nach bereits mit mehreren Interessenten verhandelt wird.

Wienwert Schild

APA/ Helmut Fohringer

Der Schaden für die Anleger könnte bis zu 40 Millionen Euro ausmachen

Investor aus Deutschland im Gespräch

Die WW Holding hält 99,99 Prozent der Aktien an der Wienwert AG. Zuletzt hieß es, ein deutscher Investor sei bereit, die Sanierung zu finanzieren und dafür zunächst 8 Mio. Euro bereitzustellen - mehr dazu in Investor will angeblich Wienwert sanieren.

Unter den Gesamtpassiva sind auch besicherte Bankverbindlichkeiten in Höhe von 2,7 Mio. Euro sowie Verbindlichkeiten aus Haftungsübernahmen von 6,1 Mio. Euro. Rechnet man die besicherten Verbindlichkeiten von 11,25 Mio. Euro heraus, bleiben unbesicherte Passiva von 44,11 Mio. Euro über, was ungefähr der bisher kolportierten Zahl von rund 45 Mio. Euro an Verbindlichkeiten entspricht.

Hauptbetroffen sind von der Pleite rund 900 Anleihenzeichner. Das sind die Gläubiger der 14 Anleihen, die nicht über die Börse gehandelt werden, wie Christoph Vavrik vom KSV1870 im Gespräch mit der APA erklärte. Außerdem wurden zwei Anleihen emittiert, die über die Börse gehandelt werden.

Ermittlungen für Insolvenz mitentscheidend

Die Mitarbeiterzahl sei bei dieser Insolvenz „keine relevante Größe, die ist nämlich null“, sagte Vorstandsdirektor Stefan Gruze zur APA. „Ich selbst habe schon das ganze letzte Jahr kein Gehalt mehr bekommen von der Gesellschaft. Ich bin quasi der einzige Mitarbeiter.“

Als Ursachen der Insolvenz nennt die WW Holding AG auch das Bekanntwerden des Ermittlungsverfahrens der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen die Tochtergesellschaft und gegen zwei Gründer der WW Holding sowie die behauptete Nichtzahlung maßgeblicher Forderungen. Daher habe man eine im Dezember in Emission befindliche Anleihe der Tochter am Kapitalmarkt nicht mehr erfolgreich platzieren können.

Im Visier der Finanzmarktaufsicht

Die WW Holding AG strebt ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung an. Der gerichtlich bestellte Sanierungsverwalter müsste dann auch den geplanten Verkauf der Tochtergesellschaft Wienwert AG unterschreiben.

Der Prozessfinanzierer Advofin bietet Wienwert-Anlegern an, ihre Ansprüche im Rahmen einer Sammelklage durchzusetzen. Die Chancen, einen Gutteil des investierten Geldes zurückzubekommen, stünden gut. Auch der Anlegerschützer-Verein Cobin Claims hat eine Sammelaktion gestartet. Die Anlegervertreter werfen dem Unternehmen vor, die Wienwert-Investoren über das Risiko im Unklaren gelassen zu haben.

Wienwert war in den vergangenen Jahren von der Finanzmarktaufsicht sehr kritisch beobachtet worden. Angeführt wurde der Verkauf von scheinbar sicheren Anleihen auf dem Finanzmarkt, die suggerierte Nähe zur Stadt Wien und die hohen versprochenen Renditen - mehr dazu in Wienwert: 40 Mio. Schaden für Anleihekäufer.