Endgültiges Aus für Wienwert-Mutter

Der Sanierungsplan für die insolvente Wienwert-Holding ist heute zurückgezogen worden. Das Insolvenzverfahren wird automatisch in ein Konkursverfahren umgewandelt. Die Holding hält 99,99 Prozent an der Wienwert AG.

„Dies geschieht in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter und insbesondere vor dem Hintergrund, dass die Gesellschaft jedenfalls geschlossen und abgewickelt werden soll“, hieß es in der Mitteilung des Vorstands. Zuletzt war noch von einer Sanierung und dem Interesse eines deutschen Investors die Rede gewesen - mehr dazu in Wienwert: Insolvenzantrag von WW Holding.

Wienwert Schild

APA/ Helmut Fohringer

Masseverwalter startet Abwicklung

Der Masseverwalter der Wienwert-Holding, Norbert Abel, hat dementsprechend die Abwicklung des Unternehmens eingeleitet. Die WW Holding AG werde vollständig abgewickelt und die Tochtergesellschaft Wienwert AG „im Rahmen eines Bieterprozesses in Abstimmung mit dem Kooperationspartner verkauft“, teilte Abel mit.

Bei anderen Töchtern der Holding wird, „sofern Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung vorliegt“, ebenfalls Insolvenz angemeldet. „In den übrigen Tochtergesellschaften der Schuldnerin wird Mag. Norbert Abel die Geschäftsführung übernehmen und Stefan Gruze aus der Geschäftsführung ausscheiden“, hieß es in der Aussendung weiters. Ein Team von fünf Juristen soll unter Beiziehung von Sachverständigen die Bilanzen überprüfen. Am Freitag findet laut KSV am Handelsgericht Wien die erste Gläubigerversammlung statt. Die Prüfungs- und Berichtstagsatzung ist für den 24. April geplant.

Wienwert AG sollte verkauft werden

Die WW Holding AG hatte vor rund zwei Wochen Insolvenz angemeldet und ursprünglich ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung angestrebt. Die Tochtergesellschaft Wienwert AG sollte verkauft werden. Die Gesamtverbindlichkeiten betragen einschließlich besicherter Gläubigerforderungen mehr als 55 Millionen Euro, davon entfallen 35 Millionen auf rund 900 Anleihegläubiger - mehr dazu in Wienwert: 40 Mio. Schaden für Anleihekäufer.

Diesen Anlegern droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust. Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung hätte zumindest eine Quote von 20 Prozent bringen sollen. Wienwert war in den vergangenen Jahren von der Finanzmarktaufsicht (FMA) sehr kritisch beobachtet worden. Angeführt wurde der Verkauf von scheinbar sicheren Anleihen auf dem Finanzmarkt, die suggerierte Nähe zur Stadt Wien und die hohen versprochenen Renditen.

Wienwert-Gruppe seit Jahren im Visier der FMA

Die private Wiener Immobiliengruppe Wienwert stand schon seit Jahren im Visier der heimischen FMA. Seit 2014 übermittelte die FMA vier Sachverhaltsdarstellungen an die Staatsanwaltschaft und verhängte mehrere Verwaltungsstrafverfahren gegen die Vorstandsmitglieder der Wienwert. Der Grund waren irreführende Werbungen in Zusammenhang mit der Platzierung von Anleihen.

Zuletzt verhängte die Aufsichtsbehörde im vergangenen Jahr gegen Vorstandschef Stefan Gruze eine Strafe im Ausmaß von 85.000 Euro. Bestraft wurden auch die beiden ehemaligen Vorstände und Firmengründer Wolfgang Sedelmayer und Nikos Bakirzoglu, so FMA-Sprecher Klaus Grubelnik zur APA.

Grubelnik sagte, dass die Wienwert-Gruppe kein von der FMA konzessioniertes Unternehmen sei und nicht der Aufsicht durch die FMA unterstand. Wienwert habe mehr als 23 Anleihen begeben, 19 davon unter einem Ausnahmetatbestand, wodurch sie keinen Prospekt veröffentlichen musste. Der aktuelle Prospekt zu einer Anleihe sei von der Luxemburger Aufsicht gebilligt worden.