Klanginstallation erinnert an „Anschluss“

Mit einer Klanginstallation wird ab 12. März auf dem Heldenplatz an den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland im Jahr 1938 erinnert. Die Installation soll dann bis November zweimal täglich zu hören sein.

Die „subtile Installation“ der schottischen Künstlerin und Turner-Preisträgerin Susan Philipsz ist bei einer Pressekonferenz des Hauses der Geschichte Österreich (HGÖ) vorgestellt worden. Mit der Installation soll ein Klangraum für Erinnerungen und Emotionen geschaffen werden.

Die Arbeit mit dem Titel „The Voices“ wird am 12. März um 12.30 Uhr mit Reden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Kulturminister Gernot Blümel (beide ÖVP) eröffnet. Danach soll sie bis zur Eröffnung des HGÖ (am 11. oder 12. November) zweimal täglich, jeweils um 12.30 Uhr und 18.30 Uhr, für je zehn Minuten zu hören sein. Vor der Eröffnung der Installation am 12. März lädt Van der Bellen zu einer Gedenkveranstaltung. Der Gedenkakt im Zeremoniensaal der Hofburg beginnt um 11.00 Uhr und wird live in ORF2 übertragen.

Blick vom Balkon der Hofburg auf den Heldenplatz

APA/Roland Schlager

Am Altan wird ein Radiotransmitter installiert

Lautsprecher an Ecken der Neuen Burg

Am Altan der Neuen Burg (der berühmte „Führerbalkon“, von dem Adolf Hitler am 15. März 1938 einer jubelnden Menge den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ verkündete) werde ein Radiotransmitter installiert, der die Tonsignale zu vier Lautsprechern - je zwei an den Ecken der Neuen Burg und an den Ecken der Parlamentspavillons - sendet.

„Was Sie hören werden, ist der Klang, wenn man den Finger über ein wassergefülltes Weinglas kreisen lässt, vier Töne, deren Herkunft man nicht wirklich wahrnehmen kann. Der Klang legt sich fast wie eine eisige, flache Scheibe über diesen Raum“, erläuterte Thomas Trummer, Direktor des Kunsthauses Bregenz (KUB) und Mitglied der Jury, das Konzept.

Neben Trummer, Kaspar König und HGÖ-Direktorin Monika Sommer war auch Belvedere-Chefin Stella Rollig in der Jury vertreten, die keine Einreichungen beurteilte, sondern sich selbst aktiv auf die Suche nach dem geeigneten Künstler machte: „Unsere Idee war sehr bald, uns mit auditiver Kunst auseinanderzusetzen. Wir wollten nicht den Altan bildprägend machen“, sagte Rollig. „Der Ort ist ja auch markiert durch eine Rede und den Klang der jubelnden Menge. Nun wird eine Klangarbeit dem martialischen Gestus und Inhalt der Rede etwas entgegensetzen.“

Republik-Gedenken am Heldenplatz

Im November soll das Haus der Geschichte Österreich am Heldenplatz eröffnen. Bereits im März wird an den „Anschluss“ erinnert.

Lautstärke zwischen 50 und 60 Dezibel

Die subtile Klanginstallation von Susan Philipsz, die 2015 den Wiener Theseustempel und 2016 das Kunsthaus Bregenz mit Soundinstallationen bespielte, soll „einen magischen, sehr eindringlichen Klang mit schwebendem, sich immer wieder entziehendem Charakter“ (Rollig) entfalten. „Sie bleibt aber immer brüchig. Es sind zaghafte, gefährdete Stimmen, deren Quellen man nicht sieht. Es ist ein erinnerter Raum, etwas Ephemeres, nicht Greifbares“, erläuterte Trummer.

Laut Sommer wird die Lautstärke zwischen 50 und 60 Dezibel betragen, möglicherweise also nicht nur hörbar, sondern auch überhörbar. „Es ist keine Arbeit, die laut schreit. Es würde uns freuen, wenn dieses Werk zu Diskussionen Anlass gibt.“

Außenbereich nicht im HGÖ-Konzept

Diskussionen hat es offenbar auch über die ursprünglich angekündigte Einbeziehung des Altans in das künftige HGÖ gegeben. Die Innenfläche vor dem Altan werde „Teil des musealen Konzepts sein“, sagte HGÖ-Chefin Sommer, „den Ort selber zu bespielen geht aus sicherheitstechnischen Gründen nicht“. Aufgrund der geringen Höhe der Balustrade gebe es Sicherheitsbedenken der dafür zuständigen Burghauptmannschaft, „auch die Klimawerte im Haus würde es dramatisch verändern“. Daher sei die Bespielung des Außenbereichs im aktuellen Projekt „budgetär nicht vorgesehen“.

Johanna Rachinger, die Generaldirektorin der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB), in deren Verband das HGÖ eingegliedert wurde, geht davon aus, dass das HGÖ auch künftig am Standort in der Neuen Burg bleiben wird. Man sei noch in Verhandlungen, werde aber nur einen unbefristeten Mietvertrag unterzeichnen - „es sei denn, es gibt eine Weisung. Wir werden aber alles tun, dass das eine langfristige Sache wird.“

Künstlerinnengespräch und Matinee

Neben der Klanginstallation, die am 12. März um 18 Uhr von einem Künstlerinnengespräch im ÖNB-Oratorium und am 23. März von einer Buchpräsentation im Weltmuseum (Peter Stachel: „Mythos Heldenplatz - Hauptplatz und Schauplatz der Republik“, Molden Verlag) begleitet wird, tritt das HGÖ auch als Mitveranstalter einer Matinee im Burgtheater am 11. März sowie des multimedialen 24-Stunden-Projekts „Zeituhr 1938“ der Österreichischen Akademie der Wissenschaften am 11. und 12. März auf.

Ob die vorgesehene Projektion im öffentlichen Raum tatsächlich am Ballhausplatz stattfinden könne, sei noch Gegenstand von Verhandlungen, hieß es auf Nachfrage. Eine vom HGÖ erarbeitete Broschüre „Österreich 1918 - 2018 im internationalen Kontext“ ist unter www.hdgoe.at herunterzuladen.

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