Wartelisten für Platz in Mehrstufenklassen

Seit 20 Jahren gibt es den Mehrstufenklassen in Wien, in denen Kinder von sechs bis elf Jahren unterrichtet werden. Zuerst als Schulversuch, inzwischen im regulären Schulbetrieb. Und die Mehrstufenklasse ist beliebt: Die Wartelisten sind lang.

Die meisten Kinder in Mehrstufenklassen gibt es aktuell an Wiener Volksschulen. In 108 Klassen wird dort gemeinsam altersübergreifend unterrichtet. In den Neuen Mittelschulen (NMS) sind es vier Klassen. Insgesamt besuchen 3.000 Kinder diese Form des Unterrichts.

Im meist offenen Unterricht setzt man auf Individualität. „Es gibt zwar ein gestecktes Ziel, aber den Weg dorthin können die Kinder mitplanen und organisieren. Das heißt, sie können sich den Ort aussuchen, den Lernpartner und sie können das Tempo wählen, das sie brauchen“, erklärt Sabine Gundacker, die an der Volksschule Brüßlgasse im 16. Bezirk eine Mehrstufenklasse unterrichtet, gegenüber „Wien heute“.

Mehrstufenklasse in der Volksschüle Brüßlgasse im 16. Bezirk

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Mehrstufenklasse in der Volksschule Brüßlgasse in Ottakring

Rund 5.000 Schulversuche fallen weg

Mit einer „Festwoche“ und Tagen der Offenen Tür feiert der 1997 entstandene Schulversuch diese Woche sein 20-jähriges Bestehen. Rund 5.000 Schulversuche fallen aufgrund der Bildungsreform weg, darunter auch die Mehrstufenklassen. Sie sind aber jetzt ins Regelschulsystem gewandert. Das führt zu neuen Befürchtungen bei den Vertretern der Mehrstufenklassen.

So könnten Maßnahmen, wie Lehrerzeiten und finanzielle Mittel, die durch den Schulversuch speziell geregelt waren, durch das Regelschulsystem geändert werden. So gibt es in Mehrstufenklassen immer auch eine zweite Lehrerin oder einen zweiten Lehrer. Statt wie zu Beginn des Schulversuchs 18 Stunden lang, gibt es etwa an der Volksschule Brüßlgasse die zweite Lehrerin jetzt nur noch elf Stunden pro Woche.

Mehrstufenklasse in der Volksschüle Brüßlgasse im 16. Bezirk.

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Stadtschulrat verweist auf fehlendes Budget

„Das ist jetzt so, dass man sagt, es geht gerade noch - aber gerade in dieser Form des Unterrichts, da braucht es natürlich um auf die Kinder eingehen zu können - einen zweiten Lehrer“, sagt Gundacker. Im Stadtschulrat begründet man die knappe Situation mit fehlendem Budget.

„Nicht immer lassen sich alle Dinge, gleich erfüllen für alle. Wenn wir möchten, dass möglichst viele Mehrstufenklassen haben, dann müssen wir schauen, können wir das irgendwie gestalten, dass möglichst viele (Schülerinnen und Schüler, Anm.) von diesen reformpädagogischen Maßnahmen profitieren“, sagt Stadtschulratspräsident Heinrich Himmer (SPÖ).

Er verspricht, dass die „Mehrstufenklassen bleiben“. Allerdings werden sie momentan nicht mehr, auch wenn der Andrang groß ist. Es gibt Wartelisten für Plätze in Mehrstufenklassen. Dazu fehlen die Mittel, und die müssten eben vom Bund kommen, sagt Himmer. Doch diese sind derzeit gedeckelt und damit fehle das Geld für zusätzliche Mehrstufenklassen in Wien.

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