Objektschutz: 72 Stunden Doppelbewachung

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) hat am Montag für die von Bundesheersoldaten bewachten diplomatischen Objekte bis auf weiteres eine doppelte Besetzung angeordnet - zumindest für die kommenden 72 Stunden.

Der Generalstab habe zudem den Auftrag erhalten, den seit August 2016 laufenden Assistenzeinsatz, mit dem das Heer die Polizei beim Objektschutz unterstützt, zu evaluieren, sagte Michael Bauer, Sprecher des Verteidigungsministeriums. Das Ziel sei auszuloten, ob noch Verbesserungen bezüglich der Sicherheit der eingesetzten Soldaten, etwa in Bezug auf deren Ausrüstung, möglich seien.

Ausrüstung mit Schutzwesten und Helmen möglich

„Wir wollen nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, nachdem ein Soldat fast gestorben wäre. Deswegen wird der Fall genau angeschaut“, betonte der Sprecher. Der Vorfall werde vor allem hinsichtlich der Frage analysiert, ob der attackierte Wachposten optimal vorbereitet und ausgerüstet war.

Es sei etwa denkbar, die Einsatzkräfte künftig auch mit Kugelschutzwesten oder Helmen auszustatten. Er wolle der Analyse des Generalstabs, deren Ergebnis in den nächsten Tagen vorliegen soll, aber nicht vorgreifen. Nach Auskunft von Bauer bewacht das Heer in Wien neun Botschaften sowie „viele weitere Schutzobjekte, wie Residenzen und andere Gebäude“. Deren Art und genaue Anzahl solle aber aus Sicherheitsgründen nicht kommuniziert werden.

Soldat wird psychologisch betreut

Der angegriffene Wachsoldat war vor der iranischen Residenz postiert, ein Wachhäuschen oder Ähnliches wie bei manchen anderen derartigen Objekten existiert dort nicht. Der Soldat befand sich am Montag weiterhin in Spitalsbehandlung. Er hat laut Bauer eine leichte Verletzung am Oberarm erlitten - mehr dazu in Messerattacke: Hausdurchsuchung bei Angreifer.

Der 23-Jährige sei nach dem Angriff und dem Waffengebrauch „psychologisch natürlich entsprechend herausgefordert. Der heerespsychologische Dienst war bei ihm, er wird betreut“, sagte der Sprecher. Routinemäßig werde wohl eine interne Untersuchungskommission eingesetzt, wie nach Schusswaffengebrauch im Dienst üblich. Die Ermittlungen obliegen aber einzig der Polizei.

Erster Schusswaffengebrauch bei Überwachung

Für den Schutz diplomatischer Einrichtungen - seit Mitte 2016 unterstützt des österreichische Bundesheer hier die Polizei - sind laut Bauer in Wien rund 120 Heeresangehörige im Einsatz. Zur Verwendung kommen ausschließlich Berufs-, Zeit- und Milizsoldaten, keine Grundwehrdiener. Sie sind, wie auch der 23-Jährige, mit Pfefferspray, Glock 17 und einer Stichschutzweste ausgerüstet. Letzteres dürfte dem jungen Soldaten nach Einschätzung der Polizei das Leben gerettet haben.

Die Wachsoldaten versehen jeweils mehrere Tage Dienst und haben dann zwei Tage frei. Während des Einsatzes versehen sie Schichtdienst, das heißt zwei einem Objekt zugeteilte Kräfte wechseln sich im Tages- und Nachtdienst ab, erläuterte Bauer. Einen Fall wie den vorliegenden mit einem Angriff und anschließendem Schusswaffengebrauch habe es seit Einrichtung des Überwachungseinsatzes nicht gegeben.

Links: