Messerattacke: Sympathie für Polit-Islam

Der Angreifer vor der Residenz des Iran-Botschafters dürfte eine Sympathie für den politischen Islam gehabt haben. Daraus könne derzeit aber kein Motiv abgeleitet werden, sagte die Generaldirektorin für öffentliche Sicherheit, Kardeis.

Das Motiv für die Messerattacke vor der Residenz des iranischen Botschafters in Wien bleibt daher laut Michaela Kardeis, Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit, noch unklar. „Ich kann nicht konkreter werden“, so Kardeis. Es wurden bei den Hausdurchsuchungen am Montag Sicherstellungen vorgenommen, die erst ausgewertet werden müssen. Ohne diese Auswertungen könne sie nicht sagen, „was konkret gefunden wurde, wie oft er gepostet, oder vielleicht gesurft, heruntergeladen hat“. „Es wird daran gearbeitet“, sagte Kardeis.

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Michaela Kardeis, Generaldirektorin für die öffentliche Sicherheit

Das Einsatzkommando Cobra und Ermittler des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) hatten nach der Tat eine Hausdurchsuchung in Penzing durchgeführt. Der Mann soll dort mit seinen Eltern bzw. seiner Mutter gelebt haben. Die Ermittler werten nun die dabei sichergestellten Datenträger sowie das Handy des Erschossenen aus. Dazu erhoffen sie sich weitere Aufschlüsse von den Einvernahmen des Soldaten sowie von den Verwandten des 26-Jährigen, die noch am Dienstag erfolgen sollten. Die schwer geschockte Familie des Mannes konnte sich laut Polizeisprecher Harald Sörös das Geschehen nicht erklären.

„Sympathie für politischen Islam“

Klar ist mittlerweile, dass der angegriffene Soldat vier Schüsse auf den 26-Jährigen abgegeben hat, nachdem der Einsatz von Pfefferspray gegen den Messerangreifer nicht geholfen hatte - mehr dazu in Messerattacke: Motiv unklar. Wie viele Schüsse trafen und wie viele tödlich waren, sollte bei der Obduktion festgestellt werden. Das Ergebnis lag Dienstagnachmittag noch nicht vor.

Dass der Österreicher mit ägyptischen Wurzeln eine „Sympathie für den politischen Islam“ hatte, schließt die Polizei aus seinem Verhalten im Internet, hieß es zuvor. Kardeis. wiederholte, sie habe bewusst das Wort „sympathisieren“ mit dem politischen Islam gewählt und nicht gesagt, der Verdächtige wäre ein Dschihadist.

Ob diese Sympathie Rückschlüsse auf das Tatmotiv zulässt, wollte die Polizei derzeit nicht sagen. Denn man fand zwar unter anderem auf seiner Facebook-Präsenz Material, das seine Affinität für den politischen Islam belegt. „Aber sein Facebook-Profil ist seit 2006 nicht mehr wirklich upgedatet worden“, sagte Sörös. Einschlägig bekannt ist der Mann nicht. Sein Name taucht einzig bei einem Automaten-Einbruch im November 2017 auf. Es gab aber keine Verurteilung, offenbar auch keinen Prozess.

Maria-Theresien-Kaserne Bundesheer

ORF

Maria Theresien Kaserne, Wien

„Strenggläubiger Muslim“ beim Bundesheer

Der Mann leistete 2012 als „strenggläubiger Muslim“ in der Wiener Maria Theresien Kaserne seinen Grundwehrdienst ab. Strenggläubige Muslime beim Bundesheer gibt es im Schnitt 30. Diese dürfen fünf Mal am Tag beten, bekommen ein eigenes Essen, dürfen sich einen Bart wachsen lassen, Gebetsräume nutzen und bekommen an islamischen Feiertagen dienstfrei. Laut Bundesheer müssen „strenggläubige Moslems“ dies schon bei der Stellung nachweisen. Dies geschieht durch eine Bescheinigung des Obersten Rats der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich.

Neue Details zur Messerattacke

Er ist offenbar Hasspredigern im Internet gefolgt und war strenggläubiger Muslim: Jetzt werden immer mehr Details über den erschossenen Angreifer bekannt.

Nach dem Angriff evaluiert das Bundesheer den Assistenzeinsatz vor diplomatischen Vertretungen. Dabei geht es darum, ob und wie der Einsatz verbessert werden kann. Im Raum stehen etwa Nachbesserungen bei der Ausrüstung, zum Beispiel Kugelschutzwesten oder eine Änderung bei der Bewaffnung. Der Assistenzeinsatz insgesamt steht laut Gerold Fraidl, Sprecher von Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) nicht infrage.

Soldaten ist Zivilkleidung befohlen

Als Reaktion auf den Angriff von Sonntagnacht wurde den Soldaten des Bundesheeres befohlen, Kasernen nur mehr in Zivilkleidung zu verlassen. „Bewegungen außerhalb militärischer Liegenschaften zum bzw. vom Dienst haben bis auf weiteres grundsätzlich in Zivilbekleidung zu erfolgen“, heißt es. Weiters sollen sämtliche Soldaten im Wachdienst frühestmöglich mit Helm und Splitterschutzwesten ausgestattet werden: „Aufgrund der aktuellen Ereignisse können weitere Angriffe auf uniformierte Personen vorerst nicht ausgeschlossen werden.“

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