Feuerbestattung für geliebte Haustiere

Ähnlich den Menschen werden auch immer mehr Haustiere nach dem Tod in Wien eingeäschert. Das Tierkrematorium führte allein im Vorjahr 2.000 Einäscherungen durch. Die Besitzer reagieren dabei sehr unterschiedlich.

Im Abschiedsraum liegt der tote Hund in einem Kartonsarg aufgebahrt. Der Deckel fehlt noch. Gabriele Mick legt zum Abschied rote Rosen über das Tier und streichelt dem Hund über die Vorderpfoten. Der Mischling mit Namen Kiara musste mit 14 Jahren eingeschläfert werden. „Sie da so liegen zu sehen bricht mir das Herz. Einfach der Gedanke, dass sie einem nicht mehr entgegenkommt zur Begrüßung“, sagt Frau Mick unter Tränen.

Durch eine Glasscheibe kann sie die Einäscherung beobachten. Frau Mick macht letzte Erinnerungsfotos mit ihrem Smartphone. Die Entscheidung zur Kremierung kam von der Enkeltochter. „Die Enkeltochter hat immer gesagt, ich will die Kiara bei mir haben“, erzählt Frau Mick gegenüber „Wien heute“. Die Asche des Hundes soll einen besonderen Platz bekommen.

„Das Tier ist immer mehr Familienmitglied“

Eingeäschert werden im Tierkrematorium nur Haustiere. Wie teuer die Kremierung kommt, hängt vom Gewicht des Tieres ab. Bei einem Tier unter zwei Kilo kostet eine einfache Kremierung 54 Euro. Im Fall von Kiara, die rund 38 Kilo gewogen hatte, sind es 234 Euro. Zusätzliche Kosten fallen für den Sarg und die Urne an. Die billigste Urne kostet 36 Euro. Aber auch Blattgold und Kristalle auf der Urne sind möglich, und so kommt die Teuerste im Angebot des Tierkrematoriums auf rund 500 Euro.

TV-Hinweis:

„Wien heute“, am 24. März, um 19.00 Uhr in ORF 2 und danach in tvthek.ORF.at.

Trotz dieser Kosten lassen immer mehr Menschen ihr Haustier verbrennen. „Wir haben im letzten Jahr rund 2.000 Tiere kremiert, vor drei Jahren waren es 1.500. Das Tier ist immer mehr Familienmitglied, da will der Kunde schon einen würdevollen Abschied“, erklärt Melanie Wachter, die Geschäftsführerin des Tierkrematoriums den Anstieg.

„Geht bis zu Leuten, die fast niederbrechen“

Die Reaktionen der Tierbesitzer fallen bei der Einäscherung sehr unterschiedlich aus. „Es gibt Leute, die sind heilfroh, die führen Schmäh, um die Trauer zu verdecken. Aber das geht bis zu Leuten, die fast niederbrechen“, sagt Philipp Kandler, einer der beiden Kremierer.

Rund 70 bis 80 Prozent der Kunden kommen laut Wachter persönlich zur Verbrennung, der Rest holt sich später die Asche ab, oder lässt sie sich per Post schicken. Neben den Urnen hat das Krematorium, an dem die Stadt Wien zu 49 Prozent beteiligt ist, auch Anhänger für Ketten im Angebot, in die ein bisschen Asche eingefüllt werden kann.

Vergraben am eigenen Grundstück erlaubt

Mehr als 10.000 Hunde und Katzen sterben jedes Jahr in Wien, andere Haustiere wie Meerschweinchen, Schlangen oder Schildkröten kommen noch dazu. Wer sich nicht für eine Kremierung entscheidet, kann sein Haustier auf dem Tierfriedhof bestatten lassen - mehr dazu in Erstmals Schildkröte beigesetzt.

Mehr als 55.000 Hunde in Wien

In Wien waren am 1. September des Vorjahres 55.705 Hunde gemeldet. Die Stadt schätzt die Anzahl der Katzen auf „250.000 bis 300.000“.

Auch das Vergraben von toten Haustieren auf dem eigenen Grundstück ist in Wien gestattet, wenn das Tier keine Tierseuche hatte. Die meisten Haustiere werden aber von der Tierkörperverwertung abgeholt.

„Rund 2.500 Hunde und 5.000 Katzen sind es pro Jahr“, sagt Alfred Deim, der Prokurist der EBS-Tierservice, einem Unternehmen der Stadt Wien. Die Halle der Tierkörperverwertung liegt gleich neben dem Tierkrematorium. In grünen Containern werden etwa tote Haustiere, überfahrenes Wild, Schlacht- und Verarbeitungsabfälle oder abgelaufenes Fleisch aus Supermärkten gesammelt.

Besuch im Wiener Tierkrematorium

Wenn Freunde von einem gehen: Für die „Wien heute“-Rubrik „Echt nah“ hat Hubert Kickinger den letzten Weg geliebter Haustiere begleitet.

Tierkörperverwertung holt tote Haustiere gratis ab

Das soll auch der Seuchenvermeidung dienen. Für Privatpersonen ist die Abholung ihrer toten Haustiere in Wien deshalb kostenlos. „Die Abholung erfolgt aber nicht einzeln, sondern im Zuge unserer Sammeltour, die täglich um 7.30 Uhr in der Früh startet“, sagt Deim.

Von Simmering werden die toten Tiere und Tierreste - im Vorjahr waren es rund 3.300 Tonnen - dann ins Burgenland gebracht. Dort werden sie zu Tiermehl und Tierfett verarbeitet. Letzteres geht in die Produktion von Biodiesel. Ein Andenken mit Asche und Urne, oder ein Platz am Tierfriedhof, bleibt den Tierbesitzern dann allerdings nicht.

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