Kritik an Weihnachtsbeleuchtung zu Ostern

Vor Ostern blinken an vielen von Wiens privaten Balkonen noch immer Weihnachtsbeleuchtungen. Genervte Nachbarn können sich laut Mietervereinigung dagegen wehren. Umweltforscher kritisieren diese „Lichtverschmutzung“.

„Werden Mieter durch grell blinkende und ständig flackernde Weihnachtsdekoration eines Nachbarn am Schlaf gehindert, können diese dagegen vorgehen und verlangen, dass die Lichter ab 22.00 Uhr ausgeschaltet werden“, sagt Elke Hanel-Torsch, die Landesvorsitzende der Wiener Mietervereinigung.

Gespräch mit Nachbarn suchen

Grundsätzlich dürfe man am Balkon und auf der Terrasse nach eigenem Geschmack gestalten, wenn es sich um eine ortsübliche Dekoration handelt, sagt Hanel-Torsch. „Aber eine Weihnachtsdekoration zu Ostern kann wohl eher nicht mehr als ortsüblich eingestuft werden. Wenn man sich gestört fühlt, sollte man zunächst das Gespräch mit dem Nachbarn suchen. Wenn dies ergebnislos bleibt, sollte man sich an die Hausverwaltung wenden, damit diese die notwendigen Schritte einleitet.“

Weihnachtsbeleuchtung zu Ostern

Privat

Kein seltenes Bild in Wien: Weihnachtsbeleuchtung zu Ostern

Beleuchtung als Gefahr für Zugvögel

Wenig Freude mit hängengebliebener Weihnachtsbeleuchtung und generell jeder anderen künstlichen Nachtbeleuchtung im Freien hat BirdLife Austria. Denn das Licht sei eine Gefahr für siedlungsbewohnende Vogelarten. „So kann es etwa vorkommen, dass Amseln mitten in der Nacht zu singen beginnen oder Blaumeisen frühzeitig mit dem Brutgeschäft anfangen, obwohl noch nicht genügend Nahrung zur Jungenaufzucht vorhanden ist“, sagt Ornithologe und BirdLife-Geschäftsführer Gabor Wichmann.

„Besonders aber für Zugvögel wird künstliche Beleuchtung häufig zum Verhängnis: Durch hell erleuchtete Gebäude- und Fassadenstrahler können Zugvögel von ihren Routen abgebracht werden oder sogar mit Gebäuden kollidieren.“

„Protzen“ mit Balkonbeleuchtung

„Wir haben eigentlich gehofft, dass durch die LED-Technik Licht punktueller und dadurch sparsamer eingesetzt wird“, sagt Christian Köberl, der Direktor des Naturhistorischen Museums (NHM). Doch aufgrund der preisgünstigen Beleuchtung werden offenbar immer mehr Menschen dazu verleitet, etwa mit üppigen Balkonbeleuchtungen auf sich aufmerksam zu machen. „Dieses Protzen ist eine Umweltverschmutzung.“

Köberl forscht seit Längerem zum Thema Lichtverschmutzung und meint, dass jeder Einzelne etwas dazu beitragen kann, Lichtverschmutzung in der Stadt zu verringern. „Wenn man schon eine Weihnachtsbeleuchtung haben muss, dann sollte man sie auch nur rund um Weihnachten aufgedreht haben und nicht bis Ostern hängen lassen.“ Köberl weist außerdem auf die gesundheitlichen Gefahren hin. Durch permanente Beleuchtung in der Nacht wird der Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen gestört, was auch zu Krebserkrankungen führen kann.

Erstmals Studie über Lichtverschmutzung

In Wien wurde im Vorjahr erstmals die Lichtverschmutzung gemessen - also wie hell die Stadt auch in der Nacht ist. Die Initiatoren forderten unter anderem, dass Geschäfte nur noch bis 23.00 Uhr beleuchtet sein dürfen - mehr dazu in Nächtliches Lichtverbot für Geschäfte gefordert.

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