KH Nord: Verseuchtes Erdreich unterschätzt

Schon von Anfang an ist offenbar nicht alles so gekommen wie geplant: Laut einem Rohbericht des Rechnungshofes zum Krankenhaus (KH) Nord war offenbar schon der Aushub der Baugrube falsch kalkuliert.

Auf dem Nachbargrundstück stand im Zweiten Weltkrieg eine Raffinerie der Nazis, die von den Alliierten bombardiert worden ist. 1984 hat man die Altlast abgesichert. Zehntausende Liter Erdöl waren ins Erdreich gesickert, hunderttausende Quadratmeter Erdreich waren kontaminiert. Laut einer Stellungnahme des Krankenanstaltenverbands (KAV) war „natürlich auch die Belastung mit Erdöl bekannt. Deren Beseitigung sowie die dafür anfallenden Kosten waren von Anfang an im Budget des Krankenhauses Nord vorgesehen“.

Krankenhaus Nord

ORF.at/Christian Öser

Der KAV hat gegenüber dem Rechnungshof Ausschreibungsfehler eingeräumt

Aus dem RH-Rohbericht geht jetzt hervor, dass aber für die Baugrube um 40 Prozent mehr verseuchtes Erdmaterial ausgehoben werden musste, als in der Ausschreibung steht. So stieg allein der Aushub der Baugrube von 156.000 ausgeschriebenen auf 214.000 verrechnte Kubikmeter. Und es ist auch mehr verseuchtes Aushubmaterial gefunden worden, als ursprünglich angenommen.

Von 605 Millionen auf bis zu 1,6 Milliarden?

Der KAV hat gegenüber dem Rechnungshof Ausschreibungsfehler eingeräumt. Das zusätzliche kontaminierte Aushubmaterial sei bei Probebohrungen nicht zu erkennen gewesen, sagte ein KAV-Sprecher. Ob man beim KAV nichts von der Größe der Altlast wusste oder es nicht wissen wollte, ob es Fahrlässigkeit oder Unvermögen war, das soll die Untersuchungskommission ab Ende April feststellen. Jedenfalls ist dies angeblich nur ein Beispiel für erhebliche Mehrkosten.

Grafik Kosten Krankenhaus Nord

ORF

Die Kosten stiegen enorm. Zunächst war noch von 605 Millionen Euro die Rede, daraus wurden 825, dann 954 Millionen, dann eine Milliarde, dann 1,2 Milliarden. Derzeit geht der KAV von 1,3 bis 1,4 Milliarden aus, je nachdem, ob und wieviel an Regress für bauliche Fehlleistungen von den Firmen gerichtlich zu holen ist. Die Opposition spricht gar von 1,5 bis 1,6 Milliarden.

Bauprojekt des Krankenhaus Nord feiert die Dachgleiche

APA/Herbert Pfarrhofer

Der Bau des Krankenhaus Nord ist immer teurer geworden

Architekt gingen alle Verantwortlichen verloren

Architekt Albert Wimmer weist gegenüber Wien heute jegliche Schuld an den Mehrkosten von sich. So sei er zum Beispiel mit der Statik gar nicht beauftragt gewesen. Er haben Politik und Bauleitung laufend vor Risken und Mehrkosten gewarnt. Doch seien im Laufe der Zeit die politischen Akteure, Vorstände, Bau- und Programmleiter praktisch alle abhanden gekommen.