Fahrlehrer üben Straßenbahnfahren

Die Wiener Linien ermöglichen Pkw-Fahrlehrern in regelmäßigen Abständen, das Steuer einer Straßenbahn zu übernehmen. Der Perspektivenwechsel soll zu einem besseren Verständnis im Straßenverkehr führen.

Wie fühlt man sich als Autofahrer, wenn man plötzlich ein 35 Meter langes Fahrzeug kutschieren muss, das in brenzligen Situationen keinen einzigen Zentimeter ausweichen kann? Dank einer schon seit Jahren laufenden Kooperation der Wiener Linien und der Wirtschaftskammer können sich viermal pro Jahr je vier angehende Fahrlehrer freiwillig als „Bim“-Chauffeure versuchen.

„Mit der Straßenbahn habe ich ein ganz anderes Fahrverhalten als im Auto“, sagte Herbert Wiedermann, Vorsitzender der Berufsgruppe Fahrschulen in der Wirtschaftskammer. Das Wichtigste sei, dass eine Straßenbahn nicht ausweichen könne und aufgrund ihrer Masse einen deutlich längeren Bremsweg habe. „Das ist wie ein riesiger Truck“, ergänzte Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer: „Aber wenn es einmal eng wird, kann ich - anders als mit dem Bus - nicht einfach 20 Zentimeter auf die Seite fahren.“

Herbert Wiedermann, Vorsitzender der WKW-Fachvertretung der Wiener Fahrschulen im Führerstand einer Wiener Niederflur-„Bim“.

Florian Wieser

Herbert Wiedermann, Wiens „oberster“ Fahrlehrer im Führerstand einer Niederflurstraßenbahn

Fahrlehrer sollen Gefühl für Bus und „Bim“ bekommen

Indem die Fahrlehrer gewissermaßen am eigenen Leib spüren, wie es ist, sich mit einem schienengebundenen Koloss durch den Stadtverkehr zu winden, sollen sie ihren eigenen Fahrschülern bessere Rücksichtnahme vermitteln. „Durch den längeren Bremsweg ist es nicht gut, wenn man knapp vor der Straßenbahn abrupt bremst oder die Spur wechselt“, lautete ein Hinweis von Wiedermann.

Durch die Länge des Fahrzeugs sei auch der tote Winkel anders und es sei schwerer, die Übersicht etwa über Fußgänger zu behalten. Das zu wissen könne im Straßenverkehr zu einem besseren Verständnis und damit zu weniger Konflikten führen.

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