AUVA: Ärztekammer fürchtet „Kahlschlag“

Die Wiener Ärztekammer befürchtet bei einer Zerschlagung der AUVA einen „Kahlschlag in der unfallchirurgischen Versorgung“. Laut Präsident Thomas Szekeres werden in Wien 50 Prozent der Unfallopfer in AUVA-Krankenhäusern behandelt.

In einer gemeinsamen Pressekonferenz der Ärztekammer und der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie meinte Szekeres, dass die Unfallversorgung in Österreich durch die Bundesregierung „leichtfertig aufs Spiel gesetzt“ werde. Die im Regierungsprogramm geforderte Einsparung von einer halben Milliarde Euro wären fast 40 Prozent des AUVA-Budgets. „Fällt dieser Betrag weg, sind Leistungseinschränkungen oder Schließungen von Einrichtungen unumgänglich“, so Szekeres.

Der Bedarf an den Leistungen der AUVA-Spitäler und Rehabilitationszentren würde deswegen aber nicht geringer werden, und somit würden die Kosten an anderer Stelle im Gesundheitssystem – etwa bei den anderen Krankenkassen sowie den Bundesländern – wieder auftauchen. Zahlen müssten es jedenfalls die Steuerzahler, entweder über den Bund, die Ländern oder über höhere Sozialversicherungsbeiträge.

Thomas Szekeres, Christian Fialka (Öst. Gesellschaft für Unfallchirurgie), Karin Gstaltner (Öst. Gesellschaft für Unfallchirurgie), Richard Maier (Bundesfachgruppe für Unfallchirurgie)

APA/Hans Punz

Sorge um die Qualität der Unfallversorgung bei Thomas Szekeres (Präsident Ärztekammer), Christian Fialka (Präsident Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie), Karin Gstaltner (Prä-Präsidentin Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie), Richard Maier (Obmann Bundesfachgruppe für Unfallchirurgie)

Sorge um Qualität der Versorgung

Auch Christian Fialka, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, sah das so. Was es heute an unfallchirurgischem Angebot in Österreich gebe, sei eine Notwendigkeit. Sämtliche Szenarien, etwa die AUVA nur noch die reinen Arbeitsunfälle übernehmen zu lassen und sie damit von 330.000 der jährlich 370.000 Fälle zu entlasten, führten letztendlich zu einem Nullsummenspiel, weil ja andere einspringen müssten. „Aber es ist völlig unklar, wer das machen, finanzieren soll.“

Seine Fachkollegin Karin Gstaltner verwies auf die Fachkompetenz in der Behandlung schwerster Verletzungen in der AUVA, und zwar verschränkt mit der Rehabilitation. „Die Sorge ist: Wer wird in dieser Qualifikation die Patienten übernehmen?“, fragte sie. Dass auch die Kompetenz in der Unfallchirurgen-Ausbildung wegbrechen könnte, betonte Bundesfachgruppenobmann Richard Maier.

Szekeres zeigte sich über die jüngste Zusicherung von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) beruhigt, dass keines der Unfallspitäler zugesperrt werden soll. „Aber es fehlt die Information, wie es mit den Einrichtungen weitergehen soll.“ Und: „Jetzt als Regierung eine Einrichtung dafür zu strafen, dass sie die Leistung erbringt, zu der sie gesetzlich verpflichtet ist, ist ziemlich seltsam.“

AUVA: Gewerkschaft plant Protestmaßnahmen

Die Gewerkschaft hat angesichts der möglichen Auflösung der AUVA mehrere Protestmaßnahmen geplant.

Kritik kam am Montag auch von Ingrid Reischl, Obfrau der Wiener Gebietskrankenkasse: „Man kann es drehen und wenden wie man will: Dem Gesundheitssystem werden 500 Mio. Euro entzogen, das ist der Plan der Regierung. Das Geld wird fehlen, das wird man über die Verwaltung nicht auffangen können. Also werden es entweder die Patienten spüren oder es wird jemand anderer dafür zahlen müssen.“

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