Chinesische Touristen fliegen auf Wien

Werbung für Österreich als Tourismusziel zu machen war eines der Ziele des Staatsbesuchs in China. Aber schon jetzt ist die Bilanz für Wien erfreulich: Wien liegt bei Chinesen bei Städtereisen schon auf Platz drei.

Wien stehe nach Paris und London an dritter Stelle der von Chinesen meistbesuchten Reiseziele in Europa, hieß es am Dienstag von „Wien-Tourismus“. Seit 2008 seien chinesische Nächtigungen in Wien um 500 Prozent gewachsen, der Umsatz der Hotellerie um mehr als 600 Prozent.

Yanli Wang und ihr Ehemann Bing Li  mit Tourismusdirektor Norbert Kettner bei der Traumhochzeit in Wien

PID/Rainer Fehringer

Yanli Wang und ihr Ehemann Bing Li mit Tourismusdirektor Norbert Kettner bei der Traumhochzeit in Wien

Im April will „Wien-Tourismus“ mit einer B2B-Roadshow und einer Publikums-Kampagne rund um Gustav Klimts Gemälde „Der Kuss“ in China Werbung machen. Der Hintergrund: Chinesische Paare lieben Wien als Honeymoon-Destination. Außerdem ist die Stadt in China für ihr imperiales Erbe und das Musik- und Kulturangebot berühmt.

Zwei neue Direktflüge pro Woche

Mit 440.000 Nächtigungen und einer Wachstumsrate von 34 Prozent im Jahr 2017 ist China bereits Wiens siebentstärkster Herkunftsmarkt. Zwei neue wöchentliche Wien-Direktflüge aus Shenzhen sollen ab Oktober 2018 zusätzlich als Triebfeder für touristisches Wachstum sorgen. Diesbezüglich wurde im Rahmen des Staatsbesuchs vom Flughafen Wien mit Hainan-Airlines ein Deal unter Dach und Fach gebracht.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte am Montag bei einem Auftritt in der Reihe „Talk with World Leaders“ des TV-Senders Phoenix nach eigenen Angaben vor allem Österreich als Tourismusziel beworben. „Das ist auch eine Facette dieser Reise“, so Kurz danach zu österreichischen Journalisten. Phoenix ist ein Sender in Hongkong, der sich vor allem an Auslandschinesen wendet. Er erreicht laut Bundeskanzleramt rund 500 Millionen Zuseher.

Wintersport als Triebfeder

Im Vorjahr hat es rund 900.000 Gäste aus China in Österreich gegeben. Laut Umwelt- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bedeutete dies eine Steigerung um 25 Prozent gegenüber 2016. Ziel sei es nun auch, über die Olympischen Winterspiele 2022, die in Peking und Umgebung stattfinden werden, „den Wintertourismus“ zu stärken.

Einerseits will Österreich Peking bei der Planung, Organisation und Austragung des Großereignisses unterstützen, andererseits wittern österreichische Firmen wie der Lifthersteller Doppelmayr sowie die Ski- und Winterbekleidungsindustrie ein gehöriges Potenzial, wenn in China neue Skigebiete erschlossen werden. Zudem will auch Staatspräsident Xi Jiping seine Landsleute animieren, mehr Wintersport zu betreiben.

Musikkindergärten nach Vorbild der Sängerknaben

Neben Sport ging es auch um Kultur. China, konkret die Fosun Gruppe, und Österreich bekräftigten ihre Absicht, eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Kindern in China und Europa soll musikalische Früherziehung mit den Methoden der Wiener Sängerknaben zugänglich gemacht werden, etwa durch Musikkindergärten in den wichtigsten chinesischen Städten. Ping Gong, Executive Director und Senior Vice President der Fosun Gruppe und Professor Gerald Wirth waren sich einig: „Musik – und besonders Singen – ist ein wesentlicher Teil menschlicher Kultur. Singen verbindet Völker.“

Gerald Wirth und Ping Gong

XiaoYuan

Gerald Wirth und Ping Gong

1991 waren sie das erste Mal in Peking, seit 1999 fahren die Wiener Sängerknaben regelmäßig auf Tournee nach China. Inzwischen gibt es einen eigenen Fanclub, die „Friends of the Vienna Boys Choir in China“. Seit 2010 gibt es das „World Peace Choral Festival“ in Wien – ein internationales Chorfestival mit den Wiener Sängerknaben, das auf die Initiative der chinesischen „Friends“ zurückgeht; chinesische Kinder- und Jugendchöre singen mit Begeisterung Sängerknaben-Repertoire. 2017 wurde in Shanghai der erste „Friends of the Vienna Boys Choir“-Musikkindergarten nach dem Vorbild und mit dem Know-How der Wiener Sängerknaben eröffnet.

Auch Gespräche über Pandabären

Ein „Tourist“ ganz besonderer Art war ebenfalls Thema beim Staatsbesuch. Wie Bundespräsident Alexander Van der Bellen berichtete, will China den Wunsch Österreichs „wohlwollend prüfen“, einen männlichen Pandabären für den Tiergarten Schönbrunn nach Wien zu schicken - mehr dazu in Panda für Schönbrunn: China „wohlwollend“.