Mailath: „17 Jahre sind genug“

2001 ist Andreas Mailath-Pokorny Nachfolger von Peter Marboe als Wiener Kulturstadtrat geworden. Vor drei Jahren kam das Sportressort dazu. Nun tritt der 58-Jährige ab - nicht ohne deutliche Spuren seines Wirkens zu hinterlassen.

Ein großer Brocken in der Vergangenheit war etwa die Neuorganisation der Musiktheater, bei der das Theater an der Wien zum Stagione-Opernhaus wurde, während das grundsanierte Ronacher gemeinsam mit dem Raimundtheater nun als Musicalbühne fungiert. Andreas Mailath-Pokorny realisierte außerdem das Deserteursdenkmal am Ballhausplatz und setzte die Umbenennung des Dr.-Karl-Lueger-Rings in Universitätsring durch.

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Wien-Museum als zentrales Projekt

Eines der zentralen Projekte der vergangenen Jahre war die Entscheidung über die bauliche Zukunft des Wien Museums. Es wurde aber nicht der ursprünglich von Mailath-Pokorny favorisierte Neubau mit Signalcharakter am Hauptbahnhof-Gelände, sondern ein Erweiterungsbau zum Stammhaus am Karlsplatz.

Bei diesem Projekt zeigte es sich, dass Mailath-Pokorny seine Entscheidungen nicht unbedingt im Eiltempo trifft. Nicht nur beim Standort, auch bei der Finanzierung ließ er sich lange Zeit - was Pessimisten zuletzt schon daran denken ließ, dass der Ausbau schon still begraben worden sei. Erst in der Vorwoche war schließlich alles unter Dach und Fach: Die Stadt bezahlt das Vorhaben aus eigener Tasche und somit ohne privatem Partner - mehr dazu in Finanzierung für „Wien Museum neu“ fix.

1959 in Wien geboren

Geboren wurde Paul Andreas Mailath-Pokorny am 15. November 1959 in Wien. Aus Paul wurde mit der Zeit Andreas zum Rufnamen. Nach der Matura 1978 am Akademischen Gymnasium studierte er Jus und Politologie an der Uni Wien. Das Jus-Doktorat folgte 1983, das Studium der Politikwissenschaft schloss er 1986 mit einer Dissertation über „Öffentliche Meinung und US-amerikanische Außenpolitik“ ab. Dazwischen besuchte er 1984 und 1985 die John Hopkins University in Bologna und erwarb ein Diplom in „International Relations“.

Andreas Mailath-Pokorny

APA/Georg Hochmuth

Andreas Mailath-Pokorny

Nach der freien Mitarbeit in verschiedenen Medien wie dem ORF oder der „Kronen Zeitung“ sowie einer Gerichtspraxis in Wien, arbeitete Mailath-Pokorny 1986 bei der „Federation Internationale des Grandes et Moyennes Entreprises de Distribution“ in Brüssel mit. In diesem Jahr trat er auch in den diplomatischen Dienst des Außenministeriums ein und war im Völkerrechtsbüro sowie als Mitglied der KSZE-Delegation tätig.

Über Vranitzky-Büro ins Rathaus

Mit 1. Jänner 1988 kam er ins Kabinett von SPÖ-Bundeskanzler Franz Vranitzky, wo er für die Kulturagenden verantwortlich zeichnete und Kontakte zu heimischen Kulturschaffenden knüpfte. 1994 wurde er Vranitzkys Büroleiter. 1996 ernannte Kunstminister Rudolf Scholten den hochgewachsenen Diplomaten nach einem Auswahlverfahren zum Leiter der damals im Wissenschaftsministerium ressortierenden Kunstsektion. Bei seiner Arbeit erwarb sich Mailath-Pokorny dabei in weiten Teilen der Kulturszene den Ruf eines seriösen und fachkundigen Verhandlers.

Nach der schwarz-blauen Wende kam es zunehmend zu Unstimmigkeiten zwischen Mailath-Pokorny und Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP). So leitete Morak eine Umstrukturierung der Kunstsektion in die Wege, die allgemein als beginnende Entmachtung des Sektionschefs gewertet wurde. Da kam für Mailath-Pokorny das Angebot gerade recht, Kulturstadtrat in Wien zu werden. Nach der Wien-Wahl 2015 wurde sein Ressort noch mit den Sportagenden aufgefettet. Der bekennende Austrianer holte etwa im Vorjahr erstmals die Beach-Volleyball-WM nach Wien.

Verheiratet, drei Söhne

Als Ehefrau steht dem 58-Jährigen seit fünfzehn Jahren Sonja Kato-Mailath-Pokorny zur Seite. 2004 heiratete Mailath-Pokorny die PR-Frau, die unter anderem für die verstorbene Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Stadträtin Renate Brauner (beide SPÖ) tätig war, bevor sie für einige Jahre in den Gemeinderat einzog. Später fungierte sie als Kommunikationschefin von ProSiebenSat.1 Austria und betreibt nun eine PR-Agentur. Mailath-Pokorny hat drei Söhne.

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