Kinder übten in Tarnuniformen in Moschee

Derzeit kursieren im Internet Bilder von Kindern in Uniformen, die in einer Wiener Moschee üben, wie der „Falter“ berichtet. Betrieben wird sie vom türkischen Kulturverein ATIB. Die Stadt hat jetzt das Jugendamt eingeschaltet.

Die Bilder aus der Moschee der Türkisch-islamischen Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (ATIB) wurden Mitte März auf der Facebook-Seite des Gebetshauses veröffentlicht. Sie zeigen kleine Buben in Tarnuniform, die in der prominenten Moschee in der Brigittenauer Dammstraße exerzieren, salutieren und türkische Fahnen schwenken. Kleine Mädchen tragen Kopftücher. „Ich bin fassungslos, was hier abgeht“, sagte eine Vertreterin der Glaubensgemeinde gegenüber dem „Falter“, die jedoch nicht namentlich zitiert werden will.

Die Bilder stammen offensichtlich von einer Veranstaltung, die Mitte März in der ATIB-Union-Moschee in Wien-Brigittenau stattgefunden haben dürfte. Buben in Tarnuniform, teils offensichtlich noch im Volksschulalter, sollen darauf die Schlacht von Gallipoli aus dem Jahr 1915 nachstellen. Auch junge Mädchen in Kopftüchern sind darauf zu sehen. Sie posieren allesamt vor der türkischen Flagge, in Fotokommentaren werden die „Märtyrer“ von damals gefeiert.

ATIB: „Haben Konsequenzen gezogen“

ATIB selbst reagierte per Aussendung: Man habe schon lange vor den ersten Medienberichten Konsequenzen gezogen, hieß es. „Die Veranstaltung wurde lange vor den Presseberichten seitens der ATIB-Zentrale sofort nach Bekanntwerden noch vor ihrem Ende auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereines abgebrochen. Gleichzeitig wurde nach einer ausführlichen Untersuchung der dafür verantwortliche Obmann des Mitgliedsvereines zum Rücktritt veranlasst.“

Kinder übten in Tarnuniformen in Moschee

Derzeit kursieren im Internet Bilder von Kindern in Uniformen, die in einer Wiener Moschee üben, wie der „Falter“ berichtet.

Die ATIB erwarte sich von allen Mitgliedsvereinen und Mitgliedern eine „besondere Sensibilität und vorbildhaftes Verhalten bei der Vermittlung von Werten und im Auftreten in der Öffentlichkeit“. Diese „Entgleisung“ sei nicht mit der Linie von ATIB in Einklang zu bringen.

Stadt schaltet Jugendamt ein

Die Stadt Wien reagierte prompt: Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) wies das Amt für Jugend und Familie an, die „jugendgefährdenden Umtriebe“ zu untersuchen. „Ich habe das Jugendamt beauftragt, eine Prüfung in Hinblick auf Kindeswohlgefährdung einzuleiten. Die Frage ist für mich auch, was das für die Kontrolle von Moscheen zuständige Kultusamt im Bundeskanzleramt hier eigentlich macht“, sagte Czernhorszky gegenüber Radio Wien.

Atib Moschee Brigittenau

APA/Georg Hochmuth

In der Moschee sollen die Kinder die Schlacht nachgestellt haben

Blümel beauftragt Kultusamt mit Prüfung

ÖVP-Kanzleramtsminister Gernot Blümel beauftragte das Kultusamt, die Vorkommnisse zu überprüfen. „Ich bin entsetzt“, sagte er. Es sei bezeichnend, dass solche Fälle erneut in Wien auftreten. „Hier wurde viel zu lange weggeschaut“, so Blümel. „Von unserer Seite gibt es null Toleranz für derartige Handlungsweisen, die mit unserer Leitkultur und Werteordnung in keiner Weise vereinbar sind.“

„Fassungslos“ zeigte sich Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Dominik Nepp. Seine Partei warne seit Jahren vor der Einflussnahme des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan über das islamische Vereinswesen in Österreich. Auch für NEOS sind Kinder in Uniformen „absolut unakzeptabel“, so Wiens Klubobfrau Beate Meinl-Reisinger. Kein Verständnis zeigten auch der Klubmann der Grünen Wien, David Ellensohn sowie die Wiener Grüne Integrationssprecherin Faika El-Nagashi.

IGGÖ fordert klare Stellungnahme

Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) erwartet sich von ATIB eine „klare Stellungnahme“ zu den Vorkommnissen im Gebetshaus. Die Aktion schade dem Ansehen der Muslime in Österreich schwer, hieß es in einer Stellungnahme der IGGÖ. Dass Kinder herangezogen wurden, wirke dabei besonders verfehlt. „Wir erwarten uns hier nicht nur eine umfassende interne Klärung und Maßnahmen, sondern auch eine Information der Öffentlichkeit.“

Die Glaubensgemeinschaft erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den erst vor wenigen Wochen verabschiedeten Kriterienkatalog für Moscheen - mehr dazu in „Kriegsspiel“ in ATIB-Moschee: IGGÖ fordert Aufklärung.

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