Selbstfahrendes Auto getestet

Hände weg vom Lenkrad heißt es bei Testfahrten mit selbstfahrenden Autos. In Wien fand Mitte April beim Wiener Hafen eine Probefahrt statt. Das Auto absolvierte einen Parcours rasch und zeigte sich auch beim Ausweichen sicher.

Statt lenken, Gas geben, schalten und bremsen hieß es für Markus Schratter, Senior Researcher beim Forschungszentrum „Virtual Vehicle“ (vif) und einer von drei vom Verkehrsministerium zugelassenen Testfahrern, beobachten und erklären. Schratter legte die Hände auf die Oberschenkel, während das Auto anfuhr. Bei der Fahrt über die eigens abgesteckte Demonstrationsstrecke ging es durchaus rasant zu.

Die demonstrative Gelassenheit des Forschers wirkte ansteckend, die anfängliche leichte Verkrampfung am Beifahrersitz wich mit jedem Meter. Fernab vom Schritttempo manövrierte sich der umgebaute Ford Mondeo Hybrid zwischen teils eng gesetzten Leitkegeln hindurch und korrigierte seine ursprünglich geplante Route angesichts eines Pappkameraden in Menschengestalt.

Eigenes Betriebssystem entwickelt

Die Experten haben mit zahlreichen Industriepartnern ein eigenes Betriebssystem entwickelt, das mit der Bordelektronik verbunden ist. Seit rund einem Jahr arbeiten sie an diesem Versuchsfahrzeug, erklärte Schratter der APA. Die Algorithmen und intelligenten Computersysteme verarbeiten zahlreiche Informationen aus sechs in alle Richtungen blickenden Kameras, sechs Radarsensoren, einem Laserscanner am Dach und GPS-Informationen.

Der Datenstrom läuft in einer Rechenplattform im Kofferraum zusammen. Das Fahrzeug verfügt über ein eingebautes ADAS-Kit (Advanced Driver Assistance System; deutsch: Fahrassistenzsystem), mit dem alle zum Fahren notwendigen Systeme angesteuert werden.

Autonomes Auto

APA/Herbert Pfarrhofer

Fußgänger und Hindernisse werden vom System erkannt

Fußgänger werden erkannt

Da das improvisierte Testgelände am Wiener Hafen keine übliche Straßenumgebung bietet, orientiert sich der Demonstrator an zuvor festgelegten Punkten, „die dann kontinuierlich vom System angefahren werden“, sagte Schratter. Am Bildschirm wird sichtbar, was das System „sieht“. Verkehrsschilder oder der Umgebungsverkehr werden erkannt, ebenso Fußgänger, die sich am Gelände befinden.

Während die Hardware eine internationale Entwicklung ist, beschäftige man sich am vif vor allem mit der Entwicklung von Algorithmen bzw. der Absicherung solcher Systeme. Je weiter die Technologie in Richtung Alltag entwickelt werde, desto lückenloser müssten Sicherheitsauflagen erfüllt werden, so Schratter. Vieles testen die Wissenschaftler mittels Computersimulation. Darüber hinaus gibt es Fahrten auf Teststrecken.

Teststrecken auf Autobahn vorgesehen

Beteiligt ist das Institut auch am zentralen steirischen Verbund zur Erforschung des autonomen Fahrens namens „ALP.Lab“, in dessen Rahmen Teststrecken auf der Südautobahn (A2) und auf einer Erweiterung auf der Pyhrnautobahn (A9) vorgesehen sind. Als einziges Fahrzeug in Österreich dürfe der AD Demonstrator, ein umgebauter Ford Mondeo Hybrid, dort bereits fahren. „Datenaufzeichnen und Objektanalyse passieren schon im realen Verkehr. Wir fahren aber beispielsweise noch nicht automatisiert auf der Autobahn“, betonte der Forscher.

Vieles könne man zwar abseits realer Straßen entwickeln, am Ende brauche es aber auch die Erfahrungen im tatsächlichen Verkehr, die den autonomen Systemen und ihren Entwicklern erlauben, das sichere Verhalten zu verfeinern. Eine genauere Prognose, wann diese Technologien einigermaßen im Alltag ankommen werden, traute sich Schratter noch nicht abzugeben: „Es wird aber passieren - vor allem in strukturierteren Umgebungen.“

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