Kinder in Tarnanzügen: „Keine Einzelfälle“

Kinder in Tarnanzügen - diese Bilder aus einer Moschee des türkischen Vereins ATIB in der Brigittenau haben Behördenuntersuchungen zur Folge. Es handle sich um keine Einzelfälle, sagt Integrationsexperte Kenan Güngör.

„Das ist kein einmaliger Fall. Wir haben in Deutschland, in den Niederlanden eine Fülle von gleichen oder ähnlichen Veranstaltungen, wo Kinder für solche Propaganda instrumentalisiert werden. Deswegen ist es nicht überraschend, aber sehr verstörend und sehr problematisch“, sagte Güngör in der ZIB 2.

Bilder aus der Moschee des türkischen Vereins ATIB zeigen kleine Buben in Tarnuniform, die in der prominenten Moschee in der Brigittenauer Dammstraße exerzieren, salutieren und türkische Fahnen schwenken. Kleine Mädchen tragen Kopftücher - mehr dazu in Kinder übten in Tarnuniformen in Moschee.

Türkischer Regierung unterstellt

Für Güngör handelt es sich um ein systemisches Problem, das strukturell organisiert ist. „Die ATIB-Moscheen sind ja im Dachverband der ATIB und die sind der türkischen Regierung unterstellt. Und von dort gibt es von Erdogan ganz klar die Anweisung, dass in allen Moscheen die Verherrlichung des Krieges stattfinden soll. Man solle für den Sieg beten und alle Moscheen sollten dem Folge leisten“, so der Integrationsexperte.

Ob eine Schließung des Vereins ATIB der richtige Weg sei, bezweifelte Güngör. Der Verein sei allerdings in einer „Sandwich-Situation“ zwischen Ankara und Wien. Denn diese martialisch anmutenden und von der Türkei geforderten Militärspiele würden in Österreich nicht gut ankommen.

Kickl überlegt verstärkte Moscheen-Kontrolle

Zu der heftig umstrittenen Aufführung in der Moschee äußerte sich Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) vor dem Ministerrat am Mittwoch. Demnach überlege die Regierung eine verstärkte Kontrolle von Moscheen.

Atib Moschee Brigittenau

APA/Georg Hochmuth

In der Moschee sollen die Kinder die Schlacht nachgestellt haben

„Jetzt ist zunächst das Kultusamt am Zug und dann werden wir mal schauen, was bei den Überprüfungen herauskommt. Diese Beispiele zeigen, dass mancher Integrationsfantast einmal munter werden muss, weil wir sehen, dass unter dem Deckmantel der Integration genau das Gegenteil davon betrieben wird“, so Kickl.

Die Islamische Glaubensgemeinschaft hat am Dienstag an den erst vor wenigen Wochen verabschiedeten Kriterienkatalog für Moscheen erinnert - mehr dazu in „Kriegsspiel“ in ATIB-Moschee: IGGÖ fordert Aufklärung.

ATIB selbst behauptete in einer Aussendung, schon lange vor den ersten Medienberichten Konsequenzen gezogen zu haben. „Die Veranstaltung wurde lange vor den Presseberichten seitens der ATIB-Zentrale sofort nach Bekanntwerden noch vor ihrem Ende auf ausdrückliche Anordnung des Dachvereines abgebrochen.“ Dass das nicht stimmt, zeigen Fotos aus dem Jahr 2014, die eine ähnliche Aufführung in der Brigittenauer Moschee zeigen - mehr dazu in Moschee: Kinder mussten als Leichen posieren.

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