Eric Kandel Ehrendoktor der MedUni Wien

Medizin-Nobelpreisträger Eric Kandel hat das Ehrendoktorat der Medizinischen Universität Wien erhalten. Der gebürtige Wiener, der 1939 vor der Nationalsozialisten in die USA flüchten musste, sprach von einer „wundervollen Ehrung“.

Er habe schon viele Auszeichnungen bekommen, aber diese „aus Wien, wo ich 1939 rausgeworfen wurde, hat große Bedeutung für mich“, sagte Kandel, der 1939 vor den Nationalsozialisten in die USA flüchten konnte. Es sei eine wundervolle Ehrung für ihn, „von dem Platz, wo die moderne Medizin begonnen hat“.

Eric Kandel (l.) mit Rektor Markus Müller

APA/Georg Hochmuth

Eric Kandel (l.) und MedUni Wien-Rektor Markus Müller

„Geste der besonderen Wertschätzung“

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bezeichnete den 88-Jährigen bei der Zeremonie als „Mahner, wenn es um den Blick zurück geht, der aufgrund unserer historischen Verantwortung in Österreich notwendig ist“. Gleichzeitig sei Kandel jemand, der durch seine Forschungsarbeit Hoffnung für den Blick nach vorne gebe. „Wir sind Ihnen als Republik Österreich dankbar für diesen mahnenden Blick zurück, aber auch dafür, dass Sie uns Vorbild sind beim Richten des Blicks in die Zukunft“, sagte Kurz.

Kandel habe als herausragender Forscher, Humanist und Nobelpreisträger die moderne Medizin geprägt, erklärte der Rektor der Medizin-Universität, Markus Müller. Die Universität sei geehrt, dass er nach den traumatischen Erlebnissen seiner Kindheit im Wien der 30er-Jahre, die schließlich zur Flucht der Familie mit Emigration in die USA führten, „dieses Ehrendoktorat als Geste der besonderen Wertschätzung unserer Universität entgegennimmt.“

Kandels Erkenntnisse „Geschenk an die Menschheit“

„Wir alle werden entscheidend von unseren Erinnerungen geprägt. Die Erkenntnisse, die aus der jahrzehntelangen Forschung von Eric Kandel hervorgehen und Einblicke in die biologischen Fundamente von Lernen und Gedächtnis bis auf die Ebene einzelner Moleküle gewähren, sind ein Geschenk an die Menschheit“, sagte Laudatorin Daniela Pollak.

Eric Kandel

APA/Georg Hochmuth

Der 88-Jährige flüchtete als Kind 1939 aus Wien

Die Professorin für Behavioural Biology an der MedUni war drei Jahre als Postdoktorandin im Labor von Eric Kandel tätig und beschäftigte sich dort mit der Erforschung der molekularen Grundlagen der erlernten Sicherheit im Mausmodell.

Flucht vor Nazis 1939 in die USA

Kandel wurde am 7. November 1929 in eine jüdische Familie in Wien geboren. Er studierte an der New York University Medizin, um Psychiater zu werden, entschied sich aber dann für die Grundlagenforschung und widmete sich der experimentellen Untersuchung biologischer und molekularer Vorgänge im Gehirn.

1974 kam Kandel an die Columbia University in New York, wo er das Zentrum für Neurobiologie und Verhalten gründete und wo er nach wie vor Professor ist. Im Jahr 2000 erhielt er für die Entdeckung, dass Veränderungen der Stärke von Verbindungen zwischen Nervenzellen die Grundlage für Lernvorgänge im Gehirn darstellen, den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.

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