Neue AK-Chefin: Sechste Urlaubswoche für alle

Renate Anderl ist am Donnerstag offiziell zur Chefin der Arbeiterkammer (AK) Wien gewählt worden. Sie sprach sich für eine Verkürzung der Arbeitszeit aus - und für eine sechste Urlaubswoche für alle.

Derzeit sei die Regelung für eine sechste Urlaubswoche bald ein „totes Gesetz“, sagte Anderl im Interview mit „Wien heute“: „Denn es gibt kaum mehr Menschen, die 25 Jahre in einem Betrieb beschäftigt sind - und daher ein ganzes Leben nicht zur sechsten Urlaubswoche kommen.“

Renate Anderl, Präsidentin der Wiener Arbeiterkammer

APA/Georg Hochmuth

Renate Anderl, Präsidentin der Arbeiterkammer Wien

Sowohl eine verkürzte Arbeitszeit als auch eine sechste Urlaubswoche seien wirtschaftspolitisch realistisch, ist die neue AK-Chefin überzeugt. „Wir haben Hochkonjunktur, die Wirtschaft boomt. Und wenn ich es jetzt nicht umsetze, wann in Wirklichkeit dann.“ Es gebe genug Arbeit in Österreich, diese sei aber falsch und auf zu wenige Menschen verteilt.

Mit 92,3 Prozent der Stimmen gewählt

Die Vollversammlung wählte Anderl am Donnerstag mit 92,3 Prozent oder 155 von 168 gültigen Stimmen zur Nachfolgerin von Rudolf Kaske. Die personelle Weichenstellung war schon im Februar angekündigt worden. Damals wurde Anderl von der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter einstimmig als Nachfolgerin von Rudolf Kaske nominiert.

Anderl ist nun nach Lore Hostasch die zweite Frau an der Spitze der Arbeiterkammer. Die Wiener Präsidentschaft ist freilich nicht das Ende von Anderls Karriereleiter. Bereits am Freitag wird sie auch in der Bundeskammer offiziell zur Präsidentin gekürt.

Seit 2015 im Bundesrat

Renate Anderl, geboren am 5. September 1962, engagiert sich ihr Berufsleben lang in der Gewerkschaft und der Arbeiterkammer. 2003 absolvierte sie die Betriebsräteakademie in Wien, war von 2008 bis 2014 Bundesfrauenvorsitzende und stv. Bundesvorsitzende der Produktionsgewerkschaft PRO-GE. Ab September 2014 war sie Geschäftsführende Bundesfrauenvorsitzende und Vizepräsidentin des ÖGB. Seit 2015 ist Anderl auch Mitglied des Bundesrates.

Renate Anderl im „Wien heute“-Interview

Renate Anderl tritt im Interview mit Chefredakteur Paul Tesarek für eine verkürzte Arbeitszeit in der jetztigen Hochkonjunktur ein.

In der AK Wien war Anderl bereits seit 2008 Kammerrätin und von 2013 bis 2014 Vizepräsidentin. Seit 2013 ist Anderl Mitglied im Vorstand der AK Wien sowie der Bundesarbeitskammer. Renate Anderl ist verheiratet und hat einen Sohn.

Kaske geht nach gut fünf Jahren

Der bisherige Präsident Rudolf Kaske verabschiedet sich nach gut fünf Jahren an der Spitze der Arbeitnehmervertretung. Er hatte schon im November 2017 angekündigt, sich in den Ruhestand zurückzuziehen. ÖGB-Präsident Erich Foglar sprach Kaske großen Dank aus. Dieser sei „ein sehr kompetenter AK-Präsident“ gewesen, mit dem ihn auch eine langjährige Freundschaft verbinde. Kaske habe stets den Dialog gesucht und auch in schwierigen Situationen Humor bewiesen. Foglar bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit.

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