Notfallhotline bei Cybercrime

Um knapp 32 Prozent ist im Vorjahr in Wien die Zahl der angezeigten Delikte von Internetkriminalität gestiegen. Anlass für die Wirtschaftskammer Wien, eine Notfallberatung für betroffene Unternehmen zu starten.

„Wien ist der Brandherd der Internetkriminalität“, sagte Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting in der Wirtschaftskammer Wien. Rund ein Drittel aller Fälle von Internetkriminalität in Österreich betrifft damit Wien. Internationale Erhebungen gehen von einem weltweiten Schaden von 600 Milliarden US-Dollar durch Cybercrime im Jahr 2017 aus, sagte Heimhilcher: „Für Österreich bedeutet das einen Schaden von mehreren Millionen Euro.“

Cybercrime Security Helpline

0800 888 133

Den betroffenen Firmen will die Wirtschaftskammer Wien nun ab sofort mit einer Hotline helfen, die 24 Stunden am Tag besetzt ist. Acht zertifizierte Unternehmen bieten Firmen im Schadensfall rasche Hilfe und vermitteln Spezialisten.

Knapp 15 Fälle pro Tag in Wien

2017 wurden laut Leopold Löschl, dem Leiter des Cybercrime Competence Centers im Bundeskriminalamt (BK), in Wien knapp 5.600 Fälle von Internetkriminalität angezeigt. Die Zahl der Anzeigen stieg von Jahr zu Jahr stark:

  • 2.184 Fälle von Cyberkriminalität im Jahr 2014
  • 3.178 Fälle von Cyberkriminalität im Jahr 2015
  • 4.256 Fälle von Cyberkriminalität im Jahr 2016
  • 5.596 Fälle von Cyberkriminalität im Jahr 2017
Cybercrime, Mann sitzt vor Laptop

colourbox.de

Die Internetkriminalität steigt seit Jahren an

Geringe Motivation für Anzeigen

Doch die Motivation, Delikte auch anzuzeigen, sei nicht sehr hoch. Dadurch sei auch die Dunkelziffer der Delikte „sehr hoch“. „Es kann jeder Opfer von Cyberkriminalität werden, es ist für niemanden eine Schande und kein Grund, sich zu schämen“, betonte Löschl.

Cybercrime Competence Center

Rund 50 Experten sind im Cybercrime Competence Center tätig und jederzeit via Mail unter against-cybercrime@bmi.gv.at erreichbar.

Die Täter werden „immer einfallsreicher und professioneller“. So waren etwa Phishing-Mails früher vor allem aufgrund sprachlicher Unzulänglichkeiten noch relativ einfach zu erkennen gewesen. Das sei heute deutlich schwieriger. Zudem versuchen Kriminelle, ihre Opfer zusätzlich in Stresssituationen zu bringen, etwa indem Mails kurz vor Büroschluss verschickt werden.

Gefährliche E-Mails, Netzwerke und USB-Sticks

„Die häufigsten Angriffswege sind E-Mail, Webbrowser, das Netzwerk, Social Engineering und - nicht zu vergessen - Datenträger wie USB-Sticks“, so Harald Wenisch, IT-Sicherheitsexperte und Sprecher der IT Security Experts Group der Wirtschaftskammer. „Mit Abstand am häufigsten wird für Cyberangriffe auf Unternehmen Ransomware, also Schadsoftware, die Computer und Daten verschlüsselt, eingesetzt. Das bewegt sich zwischen 40 und 60 Prozent, je nach Unternehmensgröße.“

Die zweithäufigsten „Angriffswerkzeuge“ sind laut Wenisch Betrug und Phishing. Besonders verwundbar sind KMU und Unternehmensbereiche wie die Personalabteilung und der Vertrieb. „Sie erhalten regelmäßig E-Mails von fremden Personen, sind gewöhnt, unterschiedlichste Attachments zu öffnen und auf unbekannte Links zu klicken“, sagte Wenisch.

Mitarbeiter mehr sensibilisieren

Auch Martin Puaschitz, Obmann der Fachgruppe UBIT Wien - Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie, riet, auf jeden Fall Anzeige zu erstatten. Ihm seien Fälle bekannt, in denen Firmen das nur tun, wenn eine Versicherung vorhanden ist und diese eine Strafanzeige fordert. Puaschitz empfahl auch, die Mitarbeiter in Bezug auf Cyberattacken zu sensibilisieren.

Außerdem sollte die verwendete Software, besonders Antivirenprogramme und Firewalls, immer auf dem letzten Stand sein. „Oft ist Prävention auch sehr einfach. Würde man einem Mann glauben, der vor dem Bankomat steht und sagt: ‚Grüß Sie, ich bin Ihr persönlicher Bankberater und erleichtere Ihnen die Arbeit - geben Sie mir Ihre Karte samt PIN-Code?‘ Ich glaube nicht. Gleiches gilt auch für das Internet“, sagte Puaschitz.

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