Kitik an Wohngebiet auf Gaswerk-Gelände

Am Gelände des früheren Gaswerks Leopoldau werden Wohnungen errichtet: Weil der Platz kontaminiert ist, wurden 70.000 Tonnen Erde ausgetauscht. Der Stadtrechnungshof kritisiert, dass Risiken zu wenig untersucht wurden.

Bis 1969 wurde im Gaswerk Leopoldau in Floridsdorf Stadtgas aus Kohle erzeugt. Doch Boden und Grundwasser des 13,5 Hektar großen Areals sind kontaminiert. Von 2004 bis 2006 wurde deshalb tonnenweise Erdreich abgetragen - mehr dazu Streit um giftige Teererde in Floridsdorf

Bewohner sollen 2019/2020 einziehen

Der neue Plan sieht nun vor, dort 1.400 Wohnungen, Parks und Spielplätze zu errichten. Ehemalige Verwaltungsgebäude, die unter Denkmalschutz stehen, bleiben erhalten und sollen in Gastroflächen oder Werkstätten umgewandelt werden. Geplant ist, dass die ersten Bewohner Ende 2019 oder 2020 einziehen - mehr dazu Wien wächst: 13.400 neue Wohnungen

Gaswerk Leopoldau

WSE

Etliche Gebäude am Gaswerk-Gelände stehen unter Denkmalschutz

Auf Antrag der FPÖ hat der Stadtrechnungshof das Bauprojekt „Neu Leopoldau“ unter die Lupe genommen - mehr dazu Wohnprojekt Gaswerk: FPÖ verlangt Baustopp In seinem am Montag veröffentlichten Bericht kommt der Stadtrechnungshof zu dem Ergebnis, dass die Risiken für die künftigen Bewohner unzureichend geprüft wurden. Insbesondere würden Untersuchungen der Bodenluft fehlen, heißt es. Offen sei auch die Frage, ob Regenwasser die Altlastensicherungsanlage beschädigen kann.

Betreiber spricht von „Pionierprojekt“

„Die jüngsten Bodenproben waren unbedenklich“, versichert der Projektbetreiber und spricht von einem Pionierprojekt. „Es ist das erste Projekt in Österreich, bei dem eine Industriebrache in ein sehr ansprechendes Wohnbauland umgewandelt worden ist“, sagt Peter Weinelt, der stellvertretende Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, gegenüber „ORF Wien“. Deren Tochter Wiener Netze ist Mehrheitseigentümer der betreffenden Entwicklungsgesellschaft.

Die Kritik des Rechnungshofs, dass Risiken für Bewohner unzureichend geprüft wurden, kann man beim Projektbetreiber nicht nachvollziehen. In der Vergangenheit sei gemeinsam mit dem Umweltbundesamt schon viel passiert, damit das Gelände eine sanierte Altlast ist. Und damit ist noch nicht Schluss:

„Das Umweltbundesamt ist von der Neu Leopoldau auch beauftragt, das Sicherheitsmanagement über das gesamte Bauprojekt zu machen. Es wurden Vorgaben erstellt, wo und wieviel Boden auszutauschen ist oder, dass es zwischen dem alten und neuen Boden Trennvliese geben soll“, erklärt Weinelt. Laut den Wiener Stadtwerken hätten die zuständigen Behörden entschieden, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung bei dem Bauvorhaben nötig ist. Darum sei auch keine durchgeführt worden.

ÖVP: „Gesundheit der Wiener wird aufs Spiel gesetzt“

Kritik kommt nach der Veröffentlichung des Rechnungshof-Berichts jedenfalls auch von der Opposition: „Erst fünf Jahre nachdem die Projektgesellschaft für das Bauprojekt Neu Leopoldau gegründet wurde, wurde eine Bodenuntersuchung am einstigen Industrieareal beim Gaswerk Leopoldau in die Wege geleitet, um die gesundheitlichen Risiken für die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner zu testen", heißt es in einer Aussendung der Wiener ÖVP-Planungssprecherin Elisabeth Olischar.

Zu diesem Zeitpunkt seien bereits mehrere baubehördliche Verfahren zur Errichtung von Wohngebäuden eingeleitet worden. Das sei fahrlässig. Dadurch werde auch die Sicherheit und Gesundheit der Wienerinnen und Wiener aufs Spiel gesetzt, so die ÖVP-Kritik.