Flüchtlingskoordinator beerbt Frauenberger

Peter Hacker ist neuer Wiener Gesundheits- und Sozialstadtrat. Er tritt damit das Erbe von Sandra Frauenberger an. Auch für Sport wird er zuständig sein. Als Krisenmanager hat der Flüchtlingskoordinator Erfahrung. Die wird er bei den derzeitigen Großbaustellen auch brauchen.

Eigentlich wollte Peter Hacker nicht Wiener Gesundheits- und Sozialstadtrat werden. Diverse Äußerungen legen das nahe. Er habe keine Ambitionen in die Politik zu gehen oder Stadtrat zu werden, hatte Hacker immer wieder betont. Jetzt wird der 53-jährige Peter Hacker aber doch die Nachfolge von Sandra Frauenberger antreten.

Der Flüchtlingskoordinator und Chef des Fonds Soziales Wien (FSW) muss als Krisenmanager in die Bresche springen. Seine Vorgängerinnen Sandra Frauenberger und Sonja Wehsely waren wegen des Krankenhaus Nord oder auch des Gangbetten-Skandals stark unter Druck geraten.

Hacker

ORF

Peter Hackers Stationen - vom Drogen- bis zum Flüchtlingskoordinator

Mit 22 Jahren Berater unter Helmut Zilk

Mit 19 Jahren begann er bei der Stadt Wien zu arbeiten. Drei Jahre später, 1985, holte ihn der damalige Bürgermeister Helmut Zilk als Berater für Bürgeranliegen, Jugend und Soziales. Laut AIDS-Aktivist Gery Keszler war es Hacker, der Zilk dazu überreden konnte, den Life Ball im Wiener Rathaus über die Bühne gehen zu lassen. Mittlerweile ist der Life Ball die größte Benefizveranstaltung Europas.

Von 1992 bis 2003 fungierte Hacker als Wiener Drogenkoordinator. Er setzte sich in dieser Rolle für einen humaneren Umgang mit Suchtkranken ein, wie diese Äußerung aus dem Jahr 1992 belegt: „Wir brauchen nicht mehr Polizei, um Drogensüchtige zu vertreiben oder einzusperren. Wir brauchen mehr Polizei, um hier den Handel einzuschränken.“

Als Flüchtlingskoordinator krisengefestigt

Seit 2001 ist Hacker Geschäftsführer des Fonds Soziales Wien, dem Träger der sozialen Dienstleistungen für Menschen mit Pflege- und Betreuungsbedarf, für Wohnungslose und Flüchtlinge. Das Budget des Fonds liegt aktuell bei 1,7 Milliarden Euro. Rund 120.000 Wiener beziehen jährlich Leistungen des Fonds. Als die Flüchtlingskrise im Sommer 2015 ihren Höhepunkt erreichte, bekam Hacker seine bisher schwierigste Aufgabe zugewiesen. Bürgermeister Michael Häupl machte ihn zum Flüchtlingskoordinator.

Binnen weniger Tage mussten in Wien dutzende Notquartiere geschaffen werden. Inzwischen sind die meisten davon wieder geschlossen und die Flüchtlinge in kleineren Quartieren untergebracht. Hacker ist mit der Bilanz seiner Arbeit dennoch unzufrieden. „Wir haben nur zwei Drittel der eröffneten Notquartiere geschlossen. Eigentlich hätte ich lieber gehabt, wir hätten noch mehr schließen können“, zeigt er sich selbstkritisch - mehr dazu in Notquartiere sollen 2017 geschlossen werden.

Hacker gilt zudem als gut vernetzter Manager, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Er scheute sich etwa nicht, gegen die teils lautstarken Proteste von Parteien und Bürgern gegen Flüchtlingsquartiere zu argumentieren. Außerdem sparte er nicht mit Kritik am Innen- oder Integrationsministerium. Beiden warf er sinngemäß mangelnden Willen bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise vor.

Glückwünsche von Ärztekammer und Kassen

Die Wiener Ärztekammer gratuliert Peter Hacker zum neuen Job via Aussendung. Gleichzeitig erhofft man sich, dass er als Sozialstadtrat die Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft fortführt: „Bei der bevorstehenden Reform des Wiener Krankenanstaltenverbunds sowie beim Ausbau der Kassenplanstellen muss die Ärzteschaft eingebunden werden", betont Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres. Glückwünsche kommen via Aussendung auch von der Wiener Gebietskrankenkasse (WGKK) sowie der AUVA.