Der lange Weg zum Lobautunnel

Seit 25 Jahren gibt es Pläne für den Bau eines Tunnels in der Lobau. Die Grünen, Bürgerinitiativen und Umweltschützer waren von Anfang an gegen das Projekt. Der Start des Bauvorhabens hat sich deshalb massiv verzögert.

1994 bringt die ÖVP zum ersten Mal den Vorschlag ein, dass es eine „Nordost-Umfahrung“ in Wien braucht. Also eine sechste Stelle, an der die Donau überquert werden kann. Die Stadtregierung nimmt das Projekt später in ihre eigenen Pläne auf. Die Grünen stellen sich dagegen. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) soll klären, wie es weitergeht.

Jänner 2003: Die UVP für den Nordosten Wiens ergibt, dass ein Autobahntunnel unter der Lobau - einem Naturschutzgebiet - die sinnvollste Lösung für das Verkehrsproblem wäre. Auch über eine Brücke ist diskutiert worden, sie ist allerdings aus dem Rennen. Umweltschutzorganisationen und die Grünen sprechen sich gegen den Tunnel aus.

April 2005: Die ASFINAG präsentiert ihre Pläne für die neue Nordost-Umfahrung. Die Lobauquerung soll als Tunnel realisiert werden. Bis 2014 soll das Gesamtprojekt fertig sein. Daraus wird vorerst nichts. Die Stadt stellt eine neue UVP in Aussicht.

Februar 2009: 1,3 Milliarden Euro soll der Lobautunnel kosten. Er soll von 2011 bis 2018 gebaut und über zwei Schlote gelüftet werden. Sämtliche UVPs sollen bis 2011 abgeschlossen sein. Die ASFINAG ist guter Dinge, dass der Bau noch 2011 beginnen kann.

Oktober 2010: Nach den Wien-Wahlen steht fest: Der Bau des Lobautunnels verzögert sich weiter. Die Grünen präsentieren ein neues Verkehrskonzept und fordern eine Volksbefragung. Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou moniert, dass ein Autotunnel in einem Naturschutzgebiet nichts verloren habe.

Visualisierung Lobautunnel

ASFINAG

Visualisierung Lobautunnel

November 2011: Das Projekt wird weiter verschoben. Die Grünen fordern einen Neustart der aktuellen UVP. Das Verkehrsaufkommen und die Anforderungen an die Prüfung hätten sich geändert, so die Grünen.

November 2012: Ein Gutachten der TU Wien ergibt, dass die Daten der laufenden UVP auf Annahmen beruhen, die aus der Zeit der Jahrtausendwende stammen. Die Bevölkerung sei bei Weitem nicht so „motorisiert“, wie angenommen, Pendler würden immer häufiger Öffis benutzen - mehr dazu in Nordostumfahrung: Kritik an UVP.

März 2015: Die UVP zur Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) mit dem Lobautunnel ist nach jahrelanger Prüfung positiv abgeschlossen worden. Schon 2016 soll der Bau des Abschnitts Groß-Enzersdorf - Süßenbrunn beginnen. Umweltschützer reichen Beschwerde ein. Nun liegt der Ball beim Bundesverwaltungsgericht (BVwG) - mehr dazu in Grünes Licht für Lobau-Tunnel.

November 2015: Die Grünen einigen sich mit der SPÖ im Koalitionsabkommen, dass es eine sechste Donauquerung geben soll. Allerdings nicht so, wie vorgesehen. Die Grünen wollen unter allen Umständen verhindern, dass das Projekt das Naturschutzgebiet beeinflusst. Eine alternative Variante zum geplanten Lobautunnel haben sie nicht parat.

Grafik zeigt die Wiener Nordostumfahrung mit Lobautunnel

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA/ASFINAG

Wie der Lobautunnel nach aktueller Grafik verlaufen soll

September 2016: Die ASFINAG will ihre Baupläne zum Lobautunnel fristgerecht einreichen und ist positiv gestimmt, dass der Bau bald beginnen kann. Die Grünen beharren auf der „alternativlosen“ Prüfung von Alternativen und kündigen die Präsentation einer eigenen Studie an.

Februar 2017: Bürgermeister Michael Häupl stellt fest: „Der Tunnel wird kommen.“ Die Grünen lehnen den Tunnel weiterhin aus Umwelt- und Klimaschutzgründen ab. Die Entscheidung liegt beim BVwG.

Jänner 2018: Die Grünen präsentieren ihre lang erwartete Studie zum Lobautunnel. Die Studie enthält keine alternativen Pläne, sondern stellt lediglich fest, dass der Tunnel nicht gebaut werden soll - mehr dazu in Lobautunnel-Studie ohne Alternativvorschlag.

Mai 2018: Das BVwG weist sämtliche Beschwerden ab. Der Lobautunnel darf gebaut werden, der Einspruch von Umweltschützern wird zurückgewiesen. Die ASFINAG kündigt an, sämtliche Auflagen „penibelst“ einzuhalten. Der Bau soll Ende 2019 beginnen, für das Projekt sind 1,9 Milliarden Euro budgetiert - mehr dazu in Grünes Licht für Lobautunnel.