Häupl fühlte sich „nicht gedrängt“
Viele Wienerinnen und Wiener haben nie einen anderen Bürgermeister gekannt, ab Freitag ist Michael Häupl nur noch „Alt-Bürgermeister“. Für ihn kein Problem, wie er im „Wien heute“-Abschiedsinterview betonte: „Natürlich werde ich mich daran gewöhnen müssen, alles andere wäre die Grenze zur Unwahrheit überschreitend.“

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Gedrängt wurde er nie, sagt Häupl über seinen Rückzug
Kritische Worte von Opposition
Der Wechsel an der Spitze wurde vor allem von seinen politischen Konkurrenten lange gefordert. FPÖ-Landesparteiobmann Heinz-Christian Strache ist sich sicher: „Er hat den Absprung meiner Meinung nach nicht rechtzeitig geschafft.“ Eine Aussage, die Häupl kontert: „Wenn ich gewusst hätte, dass der Herr Strache mir nachspringt, dann wäre ich schon früher gesprungen.“
Nahezu alle Oppositionspolitiker sind jedoch der Meinung, dass der Rücktritt zu spät erfolgte, meinten sowohl NEOS-Wien-Chefin Beate Meinl-Reisinger, aber auch Gernot Blümel. Der hat aber auch Lob für Häupl übrig, denn „man muss die politischen Errungenschaften auch sehen“. In seiner Zeit - nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und Österreichs Beitritt zur EU - rückte Wien wieder mehr in das Zentrum Europas, wie Häupl anmerkte.

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Michael Häupl war zum letzten Mal als Bürgermeister im „Wien heute“-Studio
Wechsel zurück in Wissenschaft
Parteikollegen schätzen Häupls Arbeit genauso wie die grüne Koaltionspartnerin und Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou: „Was ich immer schätzen werde, war die hohe Handschlagqualität. Was wir uns ausgemacht haben, das hat auch gehalten.“ Beim Thema Lobautunnel war er sich jedoch stets uneinig mit Vassilakou. Zum positiven Entscheid des Bundesverwaltungsgerichts sagte Häupl im Interiew: „Ich habe damit gerechnet, weil alle Rechtsvorverfahren letztlich darauf hinausgelaufen sind.“
Zu seinem Nachfolger Michael Ludwig habe er keine schlechte Beziehung, betonte Häupl. „Ich hab ihn seinerzeit in die Stadtregierung geholt, ich habe vorgeschlagen, dass er in der Phase Vizebürgermeister wurde.“ Zu seinem Rückzug sei er hingegen nie gedrängt worden. „Mir ist die Frage gestellt worden, wann ich aufhöre. Es ist positiver von Einzelnen formuliert worden: Ob ich 2020 wieder antrete.“ Nach seinem Abschied vom Gemeinderat wird er zum Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF) wechseln.
Links:
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