„Meidlinger L“ gibt es noch länger
Laut dem Sprachwissenschaftler von der Universität Wien ist das „Meidlinger L“ dadurch entstanden, weil es zuerst einmal verschwunden ist - bedingt durch den Dialekt der Arbeiterschicht im Donauraum. Diese sagten zum Beispiel ‚weu‘ für weil oder ‚Göd‘ für Geld.
„Als sich die Dialektsprecher dann genötigt gesehen haben, dieses L wieder in der Hochsprache zu sprechen, wurde es substituiert, durch ein L, das im Anlaut von Wörtern gesprochen wird. Und bei diesem L ist die Zungenspitze etwas weiter nach hinten gebogen. Und dadurch ist das ‚Meidlinger L‘ entstanden“, erklärt Ernst gegenüber „Wien heute“.
ORF
„Ich glaube, manchmal darf man den Dialekt nicht mit Bildung verwechseln. Meidling hat halt schon ‚an Spruch‘. Aber das hat der Kommerzialrat genauso wie der Arbeiter“, sagt ein Mann am Meidlinger Markt beim Praxistest. Eine Frau scheitert an der Aussprache des typischen Konsonanten. „Als Deutsche geht das einfach nicht.“
„Weil es eben im Namen selbst vorkommt“
„Es wird immer gesagt, dass das ‚Meidlinger L‘ in Meidling artikuliert wird, oder nur Meidlinger dieses L sprechen können. Aber das stimmt alles nicht. Es ist ein soziologisches Faktum, das heißt, es wurde in den Arbeiterschichten gesprochen, und die sind ja auch in Favoriten ansässig gewesen. Es wird mit Meidling in Verbindung gebracht, weil es eben im Namen selbst vorkommt“, so Ernst.
„Meidlinger L“
„Wien heute“-Redakteurin Lisa Veits hat Sprachwissenschaftler Peter Ernst und Bewohner in Meidling zum „Meidlinger L“ befragt.
Wie lange es das „Meidlinger L“, das manchmal auch als „Vorstadt-L“ bezeichnet wird, noch geben wird, ist unklar. „Es wird stärker beobachtet als andere Phänomene, es wird zum Teil bewusst artikuliert oder auch überartikuliert. Es wird wahrscheinlich eine Weile noch bestehen, wie lange, ist schwer zu sagen bei dialektalen Phänomenen. Es ist aber sehr bekannt und im Raum Wien und in Ostösterreich sehr weit verbreitet“, so der Sprachwissenschaftler.
Links:
- Wiener fluchen seltener im Scherz (wien.ORF.at)
- Institut für Germanistik (Universität Wien)