66.000 Namen auf der Prater-Hauptallee

66.000 österreichische Jüdinnen und Juden sind während des Zweiten Weltkriegs ermordet worden - ihre Namen werden derzeit auf der Hauptallee im Prater verewigt. Acht Tage lang wird dazu mit Schulkreide gearbeitet.

Die Hauptallee im Prater wird in den kommenden Tagen zu einer riesigen Gedenktafel. Die deutsche Künstlerin Margarete Rabow hat ähnliche Aktionen schon im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald und in Frankfurt durchgeführt. „In Buchenwald habe ich die Namen der 9.845 jüdischen Männer geschrieben, die nach dem Pogrom 1938 eingesperrt wurden“, sagt Rabow. Unter den Gefangenen befand sich auch ihr Großvater, der laut Rabow später unter ungeklärten Umständen in einem deutschen Krankenhaus starb.

Passanten sollen stehen bleiben

Die Aktion im Prater führt sie gemeinsam mit dem Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust-Studien durch. Über 580 Personen haben sich bisher im Internet angemeldet, darunter 338 Schüler. Wer mitmachen will, sollte mindestens drei Stunden lang schreiben. „Das ist wichtig, damit man einen guten Rhythmus bekommt“, meint Rabow.

Kunstaktion für Holocaust Opfer

66.000 Namen der jüdischen Holocaust-Todesopfer aus Österreich werden mit Kreide auf die Prater Hauptallee geschrieben.

In Frankfurt seien viele Passanten stehen geblieben und hätten sich informiert. So soll es auch in Wien geschehen. „Meine Intention ist es, die Menschen an das Verbrechen und die Trauer zu erinnern“, erklärt Rabow. Von 21. bis 28. Juni läuft das Projekt. Es wird laufend gefilmt und fotografiert, daraus entsteht die Dokumentation „66.000“. Dass die Kreide noch während des Projekts vom Regen weggewaschen werden könnte, ist für die Künstlerin Teil des Projekts: „Es ist vergänglich, es ist so angelegt, ein ephemeres Kunstwerk - flüchtig wie der Lauf der Geschichte.“

Kaum Unterstützung von Bund und Stadt

Die Stadt Wien und das Bundeskanzleramt haben sich finanziell wenig bis gar nicht an der Aktion beteiligt, meint Rabow: „Das BKA war von dem Konzept nicht überzeugt. Die MA 7 hat sich daran gestoßen, dass ich nicht aus Wien komme“, meint Rabow. Nun hat sie verschiedene Investoren aus Deutschland und Österreich an Land gezogen. Unter anderem wurden 50 Kilogramm Kreide im Wert von 3.000 Euro gespendet.

Die Kunstaktion kann auch mit einem konkreten, historischen Ereignis in Verbindung gebracht werden. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an Deutschland wurden viele Jüdinnen und Juden gezwungen, im Prater pro-österreichische Slogans von den Straßen zu waschen. Schaulustige verspotteten und beschimpften sie dabei. Ursprünglich wollte Rabow auf der Ringstraße schreiben lassen. Dafür bekam sie allerdings keine Genehmigung. Auf der Prater Hauptallee habe sich die MA 46 schnell kooperationsbereit gezeigt.

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