Stadttour mit sprechenden Statuen

Die Stadttour „Speaking Statues“ zeigt am Sonntag, wie sich Wien im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Fremdenführer verkleiden sich dafür als Berühmtheiten der Vergangenheit.

„Weit weg von Sisi und Schnitzel“, sagt Tourerfinder Eugene Quinn, soll „Speaking Statues“ einen Einblick in die Geschichte Wiens geben. Verwendet werden dafür die Denkmäler der Innenstadt. Sie werden durch verkleidete Fremdenführer zum Leben erweckt.

Ausgehend vom Schwarzenbergplatz besuchen Interessierte unter anderem die Denkmäler von Karl Lueger, Johann Strauss und Ludwig van Beethoven. Die Fremdenführer beantworten vor den Denkmälern Fragen zur Person, der damaligen Gesellschaft und den Veränderungen.

Fremdenführer verkleidet als Wiener Berühmtheiten

Ben Leven

Die Berühmtheiten der Vergangenheit stellen sich den Fragen der Besucher

Unterscheidung zwischen Ruf und Person

Wichtiges Thema ist dabei vor allem der Unterschied zwischen ihrer Darstellung und der tatsächlichen Person. So war Johann Strauss etwa kein guter Geigenspieler, wurde aber zur Identifikation als Musiker mit einer Geige abgebildet. Karl Lueger wird hingegen seinen Ruf im 21. Jahrhundert und die Veränderung dessen besprechen.

„Es gibt eine große Nostalgie in Wien, die Menschen glauben, dass die goldene Zeit der Stadt vorbei ist“, so Quinn. „Wir wollen zeigen, dass die Zeit für viele nicht so golden war, wie wir sie heute darstellen.“ So werden im Rahmen der zweistündigen Tour auch politische Veränderungen, Homophobie und Sexismus in der Vergangenheit thematisiert. „Von rund 200 Denkmälern in Wien zeigen nur vier Frauen, da gibt es schon einiges, worüber man nachdenken muss.“

Quinn bezeichnet die Tour als experimentelles Theater, „eine Art Zeitreise, um herauszufinden, warum heute keine Denkmäler mehr gemacht werden und warum manche Menschen als Statuen verewigt wurden und andere nicht.“

Mozartstatue mit verkleidetem Fremdenführer daneben

Ben Leven

Gemeinsam mit den Fremdenführern werden die Statuen besucht

Was hält Strauss von Selfies?

Dabei soll aber auch die Beziehung zwischen Statuen und Besuchern thematisiert werden. Was hätte Johann Strauss etwa von Selfies gehalten? Wie gehen Wiener mit den Denkmälern von Beethoven und Lueger um und wie fühlt sich Radetzky, wenn die Menschen an ihm vorbeigehen?

Die Tour, die vom Verein Space and place in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskammer erstellt wurde, ist kostenlos und wird am Sonntag sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch durchgeführt. Treffpunkt ist um 11 Uhr bei dem Würstelstand am Schwarzenbergplatz in der Inneren Stadt, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Wiederholt wird die Tour am 23. September und 14. Oktober.

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