Bis zu 20 Jahre Wartezeit auf Kabanen
Drei Quadratmeter werden im Sommer für viele zum Zweitwohnsitz in der Stadt. Die Kabanen im Wiener Gänsehäufel haben mittlerweile Kultcharakter. George Piesch verbringt seit sieben Jahren den Sommer in seiner liebevoll dekorierten Kabane mit Piratenflagge. „Das ist für einen Pensionisten das Paradies“, sagt er. „Das ist Urlaub in Wien, man muss nirgendwo mehr hin.“
Wer eines der begehrten Häuschen in der Donaustadt mieten möchte, muss sich allerdings gedulden. Die 290 Kabanen sind alle vermietet, auf der Vormerkliste sind derzeit 470 Namen. Die Wartezeit liegt zwischen fünf und sieben Jahren, sagt Ursula Zohar von den Wiener Bädern gegenüber „Wien heute“. „Das variiert aber immer nach Saison.“
Häufig jahrzehntelange Miete
627 Euro beträgt die Miete pro Saison, inklusive der Saisonkarte für das Bad. Zwar können die kleinen Häuser auch nur für einen Sommer gemietet werden, das geschehe aber in den seltensten Fällen, sagt Zohar. „Die meisten sind schon seit Jahren hier, manche sogar seit Jahrzehnten.“
Die Anmeldung erfolgt noch ganz traditionell über ein Vormerkbuch, das bei den Wiener Bädern gelagert ist. Online-Formulare gibt es keine. Kabanen können auch weitergegeben werden, dafür muss die betroffene Person zumindest drei Jahre lang als Mitbenützer gemeldet sein.
So ist auch George zu seiner Kabane gekommen. Dass diese keinen Strom hat, ist für ihn kein Problem. „Ich habe einen kleinen Gaskocher, mit dem ich mir meinen Tee aufwärme und eine elektrische Lampe, mehr brauche ich nicht.“
MA44/Wiener Bäder
627 Euro zahlen Mieter pro Saison im Gänsehäufel
Mieter müssen Kabane mit Badeschluss verlassen
Am Kabanenleben schätzt er den Zusammenhalt der Nachbarn: „Wir sind wie eine Familie, wir treffen uns auch außerhalb der Saison.“ Mit Badeschluss müssen aber auch die Kabanenmieter das Gänsehäufel verlassen.
Anders ist das im Stadionbad in der Leopoldstadt. Wer hier eine der insgesamt 32 Kabanen mietet, bekommt auch einen Schlüssel zum Bad. Übernachtungen sind somit möglich, schwimmen dürfen die Mieter nach Badeschluss allerdings nicht. Für Strom und Wasser ist in den Kabanen gesorgt.
Mieterin Maria Resch genießt diesen Luxus. Seit 14 Jahren verbringt sie die Sommermonate in ihrer 14 Quadratmeter großen Kabane. Nach Hause fährt sie in dieser Zeit nur selten. „Das ist mein zweites Zuhause, nichts schöneres gibt es“, sagt sie.
Bis zu 2.000 Euro Miete im Stadionbad
Die Kabanen im Stadionbad sind unterschiedlich groß und variieren zwischen fünf und 85 Quadratmetern, heißt es seitens der Betriebsleitung der Wiener Sportstätten. Je nach Größe schwanken auch die Preise der kleinen „Schreberhäuser“, die Miete pro Saison inklusive Saisonkarten kann bis zu 2.000 Euro betragen. Aufgrund der geringen Anzahl ist die Wartezeit etwas länger als im Gänsehäufel: zwischen zehn und 20 Jahre lang hoffen Interessierte auf eine Kabane.
ORF
Resch nennt ihre Kabane ein „kleines Paradies“
Resch kennt das lange Warten. Sie hat sich bereits in den 90er-Jahren für eine Kabane beworben. „Wir hatten davor eine Kabine, dann eine Wiesenkabine und dann hatten wir das Glück, dass eine Kabane frei geworden ist“, sagt sie.
Noch eine Wiesenkabine im Stadionbad verfügbar
Ihr Sohn hat sich ebenfalls für eines der begehrten Schreberhäuschen beworben, er wartet seit mittlerweile 13 Jahren. Für Resch ist es das Warten aber Wert gewesen. „Man hat ein eigenes Bad mit den anderen Kabanenbesitzern. Ein gewisser Komfort ist einfach da“, sagt sie. „Es ist ein kleines Paradies hier.“
Wem die Wartezeit aber zu lang ist, kann im Stadionbad auch auf eine der 180 Wiesenkabinen hoffen. Die Miete der Vier-Personen-Kabinen beträgt rund 649 Euro pro Saison. Ähnlich wie die Kabanen im Gänsehäufel haben sie keinen Strom, auch eine Übernachtung ist nicht möglich. Derzeit ist noch eine Wiesenkabine im Stadionbad verfügbar.
Links:
- Bauliche „Hitze-Hotspots“ in der Stadt (wien.ORF.at)
- Bäder mit lauer Zwischenbilanz (wien.ORF.at)
- Drohne filmte Badegäste im FKK-Bereich (wien.ORF.at)
- Wiener Bäder
- Stadionbad