Dommusik: Tausende Notenblätter beschädigt

Bei einem unbemerkten Wassereinbruch sind im Archiv der Dommusik Zehntausende Notenblätter beschädigt und teilweise zerstört worden. Unter den betroffenen Werken sind auch Stücke der Haydn-Brüder.

Ein kaputter Wasserhahn im Curhaus direkt neben dem Stephansdom hat einen möglicherweise irreversiblen Schaden angerichtet. Der Hahn im Technikraum auf dem Dach des Hauses hatte unbemerkt zwei Wochen lang in den historischen Teil des Archivs getropft. Zehn- bis fünfzehntausend Notenblätter sind laut Domkapellmeister Markus Landerer betroffen.

Fund „reiner Zufall“

„Jahrhundertelang haben unsere Musiker im Dom aus diesen Noten gespielt, viele wertvolle Dinge sind da dabei“, sagte Landerer gegenüber „Wien heute“. Betroffen sind etwa ein Erstdruck von Joseph Haydns Harmoniemesse und Werke von Georg Reutter, der Hofkapellmeister unter Maria Theresia war. Die Blätter wurden zum Trocknen in der gesamten Dommusik aufgelegt, der Domkapellmeister versuchte mit zwei Kollegen alles zu retten, was zu retten war.

Dass der Schaden überhaupt aufgefallen ist, sei reiner Zufall gewesen, erklärte Landerer: „Vergangenen Donnerstag bin ich am Abend aus reinem Zufall in die Kammer gegangen, wo das historische Notenmaterial aufbewahrt wird. Im Raum davor sehe ich Wasser unter der Tür hervorkommen und drinnen stehe ich drei Zentimeter im Wasser und sehe, aus den historischen Noten tropft das Wasser.“ Das historische Archiv werde kaum benützt, da die alten, wertvollen Noten kaum für das Spielen genützt werden.

Wassereinbruch im Domarchiv

ORF

Der Wasserhahn sorgte für den Schaden

„Ein Alptraum für uns“

Der Schaden halte sich aber noch in Grenzen, meinte Landerer, denn der Großteil habe gerettet werden können: „Viele alte Blätter sind aufgrund der guten Qualität des Papiers gar nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Die sind dreckig und schwer leserlich.“ Die historischen Noten wurden in drei Kästen im Archiv gelagert. Ungefähr 50 Werke - mit jeweils mehreren hundert Seiten - müssen jetzt von Spezialisten restauriert werden.

„Haydn“-Werke beinahe vernichtet

Notenblätter berühmter Komponisten sind unter Wasser gesetzt worden. Wasser ist ins Archiv des Curhauses beim Stephansdom eingedrungen.

Für einige ist aber jede Rettung zu spät: „Die sind so unter Wasser gesetzt, dass die Tinte weggeschwommen ist, mit denen kann man nichts mehr anfangen“, sagte Landerer, der seit 2007 als Domkapellmeister arbeitet. Bisher sei seine größte Angst gewesen, dass zu Ostern die Orgel nicht funktioniert. An so etwas habe er nie gedacht: „Das ist ein Alptraum für uns.“ Wie hoch der Schaden ist und wer dafür aufkommt, ist derzeit noch nicht klar.

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