Abrissstopp: Baufirmen klagen über Verluste

Durch die Baunovelle dürfen 50 Abrissruinen vorerst nicht weiter abgerissen werden. Wie es weitergeht, ist unklar. Möglicherweise droht ein jahrelanger Rechtsstreit. Abrissfirmen klagen jetzt über hohe Verluste durch den Abrissstopp.

Stehen und zuschauen, statt Geld verdienen und abreißen. Abrissunternehmer haben schon quasi das „Geschäft des Jahrhunderts“ gewittert. Seit 20 Tagen passiert bei zahlreichen „Abrisshäusern“ wie in der Flossgasse in der Leopoldstadt gar nichts. Nach dem Baustopp, der über das geschichtsträchtige ehemalige jüdische Bad verhängt wurde, hat das Abbruchunternehmen die Baustelle geschlossen.

Abrisshäuser

ORF

In der Flossgasse stehen die Maschinen still

Entlassungen auf Baustellen

Bauleiter Dario Pokorni klagt über den Stopp: „Es ist ein enormer wirtschaftlicher Schaden bei uns. Bei uns sind es jetzt, glaube ich, 21 Baustellen, die eingestellt wurden. Das ist wie eine Kettenreaktion. Ich schätze mal, dass wir jetzt 100 bis 120 Leute entlassen werden müssen.“ Aus dem erwarteten lukrativen Geschäft ist ein Flop geworden.

Damit nicht genug, klagt Abbruchunternehmer Nikola Parjo, die Halbruinen müssen jetzt auch noch gesichert werden: „Wir haben so viel wie möglich getan, die losen Teile zur Seite geschoben, abgezäunt haben wir richtig schön, mehr kann man aber nicht machen. Da fallen ja wieder Kosten an, und wer zahlt die Kosten?“

Abrisshäuser

ORF

Auch beim ehemaligen Gasthaus Sperl tut sich momentan wenig

Zeitplan für Abrisse offen

Ebenfalls offen ist eine andere Frage: Wie lange bleibt der Abrissstopp. Denn nach dem schnellen Start geht jetzt auch etwa beim Gasthaus Sperl auf der Wieden alles langsamer. Vor allem dann, wenn das Haus nach einer Überprüfung als erhaltenswert eingestuft wird. Bernhard Guttenigh von der Baupolizei erklärt das weitere Vorgehen: „Da wäre der nächste Schritt, dass ein Ansuchen um Abtragungsbewilligung bei der Baubehörde gestellt wird.“

Dabei wird dann mit Gutachten und entsprechenden Verfahren feststellen, wie weit es möglich ist, den Baubestand zu erhalten, so Guttenigh. Das kann viele Monate dauern. Weiter abgerissen wird unterdessen dort, wo bereits so viel abgerissen wurde, dass es für einen Baustopp zu spät war - mehr dazu in Abrisshäuser: Hälfte gilt als erhaltenswert.