Mehr Österreichisch für EU-Übersetzung
„EU Council Presidency Translator“ heißt das hauptsächlich für Delegierte gedachte System. Sie können damit etwa vor Sitzungen Texte, Presseaussendungen und Tagesordnungen ansehen. Die Übersetzungssoftware ist aber für jedermann zugänglich, also auch für Medienvertreter, Besucher und Bürger. Entwickelt haben das Programm die Sprachtechnologiefirma „Tilde“ und die Uni Wien. Es wurde bereits unter dem bulgarischen Ratsvorsitz angewandt.
ORF.at/Roland Winkler
Texte werden im Kontext übersetzt
Das System basiert auf neuronaler Maschinenübersetzung. Dafür wird ein künstliches neuronales Netzwerk mit Daten gefüttert und kann dann einen Text in eine andere Sprache übersetzen. Das Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien sammelte für den österreichischen EU-Vorsitz gezielt österreichische Texte, Sätze und einzelne Begriffe und führte sie der Übersetzungssoftware zu. So kann das selbstlernende Programm zum Beispiel österreichische Webseiten flüssig übersetzen, erklärte die für das Projekt zuständige Translationswissenschafterin Vesna Lusicky.
Das Programm unterscheidet sich von anderen wie beispielsweise „Google Translate“, indem es nicht jedes Wort einzeln, sondern Texte im Kontext übersetzt. Lusicky merkte an, das bisherige Programme keine österreichische Wortwahl berücksichtigt hätten, weil für die deutsche Sprache mehr Daten aus Deutschland vorhanden wären. So beschränkte sich auch „eTranslation“, das Übersetzungsprogramm der europäischen Kommission, bisher auf die deutsche Sprachebene.
Kein Ersatz für Dolmetscher
In der Praxis erlaubt das System jetzt, auf die Charakteristika der österreichischen Sprache und die Schwerpunkte des österreichischen Ratsvorsitzes einzugehen. Was aber auch das erweiterte Programm nicht kann, ist Dolmetscher zu ersetzen: „Eine Tagesordnung kann man eine Maschine übersetzen lassen, für wichtige Dokumente wie Verträge werden aber immer Menschen zum Einsatz kommen“, zeigte sich Lusicky überzeugt.
Für die direkte Übersetzung von Ratssitzungen wird das Übersetzungssystem nicht verwendet. Auch die Webseite des österreichischen Ratsvorsitzes wurde nicht maschinell, sondern von Dolmetschern übersetzt.