Wiener starten Gebärdensprache-Lernplattform

Die Online-Plattform „Lingvano“ soll es erleichtern, die österreichische Gebärdensprache zu erlernen. Ähnlich wie bei anderen Sprachwebseiten können die Lektionen auch auf dem Smartphone gemacht werden.

Wie sieht die österreichische Gebärde für Danke aus, wie gebärdet ein gehörloser Mensch seinen Namen und wie beschreibt er seine Familie? Für rund zehntausend Menschen, die die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) als Erstsprache verwenden, sind diese Fragen schnell beantwortet. Viele andere wissen das aber nicht.

Das Interesse für ÖGS sei auch bei hörenden Menschen vorhanden, sagt Lingvano-Gründer Atilla Gümüssuyu, es fehle jedoch häufig an der Zeit oder dem notwendigen Geld. Denn ÖGS-Kurse können bis zu 300 Euro kosten.

Interaktive Videos und Quiz

Gemeinsam mit Matthias Fischer und Nicolas Molcik gründet Gümüssuyu deshalb Lingvano. Die Online-Plattform vermittelt mithilfe interaktiver Videos Vokabel und Grammatik. Gümmüsuyu fungiert in den Videos als Lehrer.

Themen wie Begrüßung und Verabschiedung, Farben und Emotionen sollen in einzelnen Lektionen und Modulen erlernt werden. „Du lernst circa 20 Vokabel mithilfe eines Videos und kannst danach sofort dein Wissen bei einem kurzen Quiz überprüfen“, sagt er. Auch einfache Dialoge sind Teil des Programmes.

Die Lektionen bei Lingvano können neben dem Computer auch am Smartphone oder Tablet angesehen werden. Ähnliche Videos hat Gümüssuyu bereits in der Vergangenheit auf sozialen Medien und seinem persönlichen Blog geteilt. So sind auch seine jetzigen Kollegen und Mitbegründer auf ihn aufmerksam geworden. „Die beiden tüfteln bereits seit einiger Zeit an genau demselben Vorhaben, deshalb haben wir beschlossen, das Projekt gemeinsam umzusetzen“, sagt er.

„Bequem von Zuhause aus lernen“

Gümüssuyu selbst ist seit seiner Geburt gehörlos und unterrichtet seit 2011 Gebärdensprache für hörende Menschen. „Ich habe als Gebärdensprach-Lehrer immer wieder gemerkt, dass Menschen gerne abseits von Kursen selbstständig und bequem von Zuhause aus lernen möchten“, sagt er. „Nachdem es online bisher kein Angebot gab, die Österreichische Gebärdensprache zu erlernen, war das mein Weckruf, ein solches Projekt ins Leben zu rufen.“

Denn obwohl ÖGS seit 2005 in der Verfassung als eigenständige Sprache verankert ist, ist das Lernangebot noch nicht sehr ausgeweitet: Neben Kursen in einzelnen Instituten wie dem WITAF in der Leopoldstadt ist es auf Lern-DVDs und Online-Wörterbücher beschränkt.

Keine monatlichen Gebühren

Wichtiger Bestandteil der Lernplattform ist auch der Preis. Denn um die Gebärdensprache vielen Menschen zugänglich zu machen, sollte dieser möglichst gering sein. „Für die ersten zwei Wochen bezahlt man nur einen Euro und kann in dieser Zeit die Plattform in Ruhe testen. Nach den zwei Wochen kostet es dann einmalig 49 Euro“, sagt Gümüssuyu.

Derzeit ist Lingvano für Anfänger ohne Vorkenntnisse gedacht. Es können erste Vokabel und kleinere Dialoge gelernt werden. Künftig soll auch die Gehörlosenkultur Teil des Angebotes sein. Der Alltag gehörloser Menschen soll dabei thematisiert werden.

Links

• „Hands Up“: Einblick in die Welt der Gehörlosen (wien.ORF.at)
• Immer mehr Gehörlose maturieren an AHS (wien.ORF.at)
• Ausbildung für gehörlose Familienhelfer (wien.ORF.at)
• Lingvano