Hitze: „Nachholbedarf“ bei Stadtplanung

Neue Klimadaten zeigen: Hitzewellen kommen öfter und dauern länger. In der Stadtplanung habe Wien „Nachholbedarf“, sagt nun ein Experte. Die Stadt weist die Kritik zurück, man habe sich auf den Klimawandel eingestellt.

Städte wie Wien sind Hitzeinseln. Hier kann es um bis zu zehn Grad wärmer sein als im Umland. Vor allem in dicht verbauten Stadtvierteln staut sich die Hitze. Stadtplanerinnen und -planer müssten diese Temperaturveränderungen beachten und da habe Wiennoch Aufholbedarf, sagte der Experte Matthias Ratheiser der auf Stadtklima spezialisierten Firma Weatherpark am Montag gegenüber dem Ö1-Morgenjournal.

Eine der wichtigsten Grundlagen für die Stadtplanung sei eine Stadtklimaanalyse, „wo man die To-dos und die Risiken auf einer Karte geografisch verteilt sieht“. Das gebe es in fast jeder Stadt in Deutschland. Hier bestehe „zum Beispiel in Wien noch Nachholbedarf“, so Ratheiser. Dennoch habe sich schon viel getan in den letzten Jahren, räumte er ein.

Sensorsystem soll Umweltparameter messen

Die Stadt wies die Kritik gegenüber Radio Wien zurück. Derzeit werde gemeinsam mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) ein Sensorsystem errichtet, das künftig die Umweltparameter messen solle. Bei neuen Bauprojekten wie dem Nordbahnhof und dem Eurogate werde zudem bereits auf Klimaveränderungen geachtet. Es gebe Grünflächen und Wasser als Kühlmöglichkeit. Beim Bau sollten Windschneisen offen bleiben, hieß es. Auch in bestehenden Grätzeln werde versucht, gegenzusteuern: durch Begrünung von Fassaden, Setzen von Bäumen und mehr Wasserflächen.

vertical garden Fassaden Begrünung Hängegarten MA48

Richard Schmögner

Fassadenbegrünung der MA 48

„Ein bis fünf Grad Unterschied“

Grundsätzlich reiche nie nur eine Maßnahme, so der Experte im Ö1-Morgenjournal: Etwa nur Bäume aufzustellen, sei zu wenig im dicht verbauten Stadtgebiet. Der Experte nennt als weitere Maßnahmen Wasserflächen, die Nutzung natürlicher Abschattung und Frischluftschneisen. Bei Neubauten könne man natürlich besser planen, so Ratheiser. Klimagerechtes Bauen müsse auch nicht teurer sein als herkömmliches Bauen, wenn man es schon bei der Planung berücksichtige.

Man müsse beim klimagerechten Bauen alle möglichen meteorologische Parameter heranziehen, nicht nur die Lufttemperatur", führte Ratheiser weiter aus. „Ein bis fünf Grad“ Unterschied könne es ausmachen, ob jemand in einem herkömmlichen oder in einem klimagerecht gebauten Haus lebe. Der subjektiv gefühlte Unterschied sei wohl noch größer - Audio dazu in oe1.ORF.at.

Programm simuliert Hitze in Wohnungen

Forscher der TU Wien entwickelten unterdessen ein Tool, mit dem Bauplaner die Temperaturentwicklung in Wohnräumen simulieren können, bevor diese tatsächlich bezogen werden - mehr dazu in science.ORF.at (06.08.2018).

Links: