Ärztekammer will neue Finanzierung für Spitäler

Die Wiener Ärztekammer fordert Änderungen beim Finanzierungssystem des heimischen Gesundheitswesens. Ärzte hätten kaum noch Zeit, sich ausreichend um jeden einzelnen Patienten zu kümmern, wurde am Dienstag beklagt.

Als Unterstützung hatte die Wiener Ärztekammer am Dienstag bei einer Pressekonferenz den Gesundheitsökonomen Ernest Pichlbauer auf das Podium geladen. Er lieferte gewissermaßen einen Problemaufriss. Das derzeitige Modell sei äußerst komplex und werde sowohl aus Steuer-, als auch aus Sozialversicherungsbeiträgen finanziert. „Das ist keine gescheite Idee, weil es dadurch automatisch zu Konflikten kommt.“

Die Folgen seien etwa, dass es keinerlei Anreize gebe, eine ambulante der stationären Versorgung vorzuziehen. Denn während Leistungen in Spitälern über ein Punktesystem abgerechnet würden, gebe es im Ambulanzsektor pauschalierte Abgeltungen.

Kammer: Geld in Ballungsräumen fehlt

Darüber hinaus würden nicht nur einzelne Abteilungen, sondern ganze (Klein-)Spitäler erhalten, obwohl sie versorgungstechnisch eigentlich nicht nötig wären. Diese wiederum müssten durch die Konkurrenzsituation Patienten „erzeugen“, so Pichlbauer. Das führt laut dem Gesundheitsökonomen dazu, dass etwa Bronchitis-Erkrankte in manchen Regionen überdurchschnittlich oft im Krankenhaus behandelt werden, anderswo kaum.

Wolfgang Weismüller, Wiener Kammer-Vizepräsident und Obmann der Kurie angestellte Ärzte, forderte folglich eine „Finanzierung aus einer Hand“. Wien sei von der derzeitigen Entwicklung nämlich besonders betroffen. Kleine Spitäler in der Provinz würden erhalten, während Geld in den Ballungsräumen fehle.

300 Spitalsärzte fehlen in Wien

Einer Auswertung Pichlbauers zufolge haben Ärzte in Wien kaum „Leerläufe“. „Die Kollegen müssen am letzten Drücker arbeiten, die Zeit pro Patient sinkt. Das ist betriebswirtschaftlich gut, aber gesundheitsökonomisch ein Wahnsinn“, beklagte Weismüller. Mediziner würden inzwischen aus dem Spital weggehen, „weil sie sich das nicht mehr antun wollen“.

Weiters fehle es an Zeit, den Ärztenachwuchs angemessen auszubilden. Weismüller bezifferte die Zahl der fehlenden Spitalsärzte in Wien mit 300. Bereits im Februar hatte die Ärztekammer mehr Ärzte in Krankenhäuser sowie weniger Administrationsaufwand für die Spitalsärzte gefordert - mehr dazu in Ärzte-Kritik: Überstunden ohne Aufzeichnung.

red, wien.ORF.at/APA

Link: