Wienwoche zeigt Grenzkonflikte

Die siebente Ausgabe des Kulturfestivals Wienwoche steht unter dem Motto „Grenzen, Schleichwege und Gemeingut“. Zwölf Projekte beschäftigen sich bis 23. September mit internationalen Grenzen, Diskriminierung und Krieg.

„Es ist ein Thema, über das nur sehr wenig gesprochen wird“, sagt Ausstellungskuratorin Ezgi Erol. Ihr Projekt „Krieg kuratieren“ beschäftigt sich im Rahmen der Wienwoche mit der Verbindung zwischen Kunst und Krieg.

In der Ausstellung zeigt sie dafür etwa „Is the Museum a Battlefield“, einen Vortrag der Künstlerin Hito Steyerl, die der Ermordung einer Freundin auf den Grund gehen möchte und dabei Verbindungen zwischen großen Waffenlobbys und zeitgenössischer Kunst entdeckt.

Ausstellung Krieg kuratieren Wienwoche

Hito Steyerl/Matthew-Septimus

Die Ausstellung Krieg kuratieren ist Teil der Wienwoche

Grenzen und Gemeingüter im Fokus

Bereits zum siebenten Mal bietet das Kunstfestival Wienwoche zehn Tage lang Ausstellungen, Shows und Veranstaltungen um einen Themenkomplex. Das diesjährige Motto steht dabei nicht nur in Verbindung mit Krieg, sondern stellt auch die Fragen „Wie überwinden wir geografische, politische oder soziale Grenzen?“ und „Wie können wir Raum, Zeit und Güter gemeinsam nutzen?“ in den Fokus der Veranstaltungen.

„Grenzen sind Terrain der Macht und der Gewalt. Gleichzeitig sind sie auch Orte, an denen Interaktion und kritische Utopie stattfindet“, sagte Wienwochen-Kuratorin Ivana Marjanovic bei der Programmpräsentation am Montag.

Veranstaltungshinweis

Die Wienwoche findet von 14. bis 23. September an verschiedenen Standorten bei freiem Eintritt statt.

Eröffnet wird die von den Grünen initiierte und von der Stadt unterstützte Wienwoche mit dem Comedyduo „Activist Comedy Against Bullshit“. Thematisiert wird dabei der Alltag der Kabarettisten und Aktivisten.

Wrestling gegen Homophobie

Sportlich wird es hingegen am 20. September in der Brunnenpassage in Ottakring. Die performative Diskussionsveranstlatung „A Punch Below the Belt“ beschäftigt sich in Form eines Wrestlingkampfes mit dem Thema Homophobie in der afrikanischen Diaspora.

Gekämpft wird um eine Gesellschaft ohne Homophobie und Rassismus, heißt es in der Veranstaltungsbeschreibung. Im Ring kämpfen dafür die Fearless Fighters - bestehend aus einem christlichen Priester, einem islamischen Gelehrten und der Gründerin des Events - gegen die Cunning Conservatives - dargestellt von dem Schauspieler Patrick Bongola.

Volkskundemuseum Ausstellung Küsten Österreichs

Julia Gaisbacher/Christoph Hoebart

Auch das Volkskundemuseum eröffnet begleitend eine Ausstellung

Ausstellung mit zurückgelassener Kleidung

Begleitend zur Wienwoche eröffnet am 18. September auch das Volkskundemuseum eine Ausstellung zum Thema „Die Küsten Österreichs“. Gezeigt werden Stücke, die auf der Flucht nach Europa an den Küsten zurückgelassen wurden, unter anderem eine kaputte Schwimmweste, gepackte Reisetaschen und Kleidung.

Die Theaterproduktion „Ein Staatenloser“, die am 21. September gezeigt wird, beschäftigt sich hingegen mit der realen Biografie des Schauspielers und Regisseurs Alireza Daryanavard. Sie zeigt, wie er aufgrund der Zensur in seiner Heimat Iran zur Flucht gezwungen wurde. Auch Daryanavards Ankunft in Österreich und die Schwierigkeiten, mit denen er konfrontiert wurde, sind Teil des Stückes.

Theaterstück zeigt neues Ende für Kafka-Roman

Tomash Schoiswohl greift in seiner Ausstellung „Wiener Linien Bau“ das Thema der städtischen Grenzen auf: Dafür beschäftigt er sich einerseits mit der Geschichte des Wiener Linienwalls und seinen Überresten und bespricht andererseits die gesellschaftlichen Konsequenzen des geplanten U2-Ausbaus.

Neben den zwölf Projekten, die im Rahmen des Festivals gezeigt werden, konnten sich Interessierte auch für die Teilnahme an einer Offenen Arbeitsgruppe anmelden. Diese beschäftigt sich mit Franz Kafkas unfertigem Roman „Amerika“ und versucht die Frage, wohin die Reise am Ende des Romans geht und welche Ziele verfolgt werden, in einem Theaterstück zu klären. Das Ergebnis der fünfwöchigen Arbeitsgruppe wird am 23. September im Werk X in Meidling gezeigt.

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