Politdebatte zu Buch über Integration

Die Lehrerin Susanne Wiesinger schreibt in ihrem Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ über Integrationsprobleme muslimischer Schüler. ÖVP und FPÖ haben deshalb am Sonntag Kritik an der Wiener Stadtregierung geübt.

Susanne Wiesinger, eine Wiener Lehrerin an einer Neuen Mittelschule, spricht schon seit einigen Monaten öffentlich über die Integrationsprobleme an Wiener Schulen. Nun hat sie darüber ein Buch mit dem Titel „Kulturkampf im Klassenzimmer“ geschrieben. Darin berichtet sie etwa von Beschneidungen und muslimischen Mädchen, die von ihren Mitschülern bedroht werden, wenn sie sich nicht angemessen kleiden.

Wiesinger unterrichtet seit 30 Jahren und bezeichnete sich in einem Interview mit der „Kronen Zeitung“ als „heimatlose Linke“. Mit den Reaktionen der Regierungsparteien hatte sie gerechnet: „Die Rechten werden sich da draufsetzen, und für mich wird es schwierig sein, mich von den Rechten abzugrenzen. Aber ich mache es trotzdem. Weil diese Kinder, um die es hier geht, zu uns gehören, egal, ob sie österreichische Staatsbürger sind oder nicht.“

ÖVP: „Gefährliches Sittenbild“

ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer sprach am Sonntag von einem „erschütternden Tatsachenbericht“. „Radikalisierung und muslimische Parallelwelten sind Realität“, die Schilderungen der Wiener Lehrerin „zeigen ein gefährliches Sittenbild“. Er forderte die Wiener Stadtpolitik auf, hier „endlich aufzuräumen“.

„Die schleichende Islamisierung in Wiens Klassenzimmern ist bereits keine stille und heimliche, sondern eine mit Pauken und Trompeten vonstattengehende. Nur der Stadtschulrat und die rot-grüne Stadtregierung möchten davon nichts wissen bzw. verschließen davor die Augen“, kritisierte auch FPÖ-Stadtrat Maximilian Krauss und appellierte an die Stadtregierung, „diesen Hilferuf endlich ernst zu nehmen“ und einen runden Tisch zu diesem Thema einzuberufen.

„Die undifferenzierte rot-grüne Willkommenskultur trägt nun ihre Früchte. Radikalisierung und islamische Parallelwelten sind in Wiens Klassenzimmern längst angekommen und werden von Rot-Grün nach wie vor ignoriert und schöngeredet“, attestierte auch ÖVP-Stadtrat Markus Wölbitsch.

Pressestunde mit Heinz Faßmann

Zum Kopftuchverbot hätte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) gerne eine Debatte im Nationalrat.

Faßmann für „gesellschaftlichen Konsens“

Das Buch wurde auch in der ORF-„Pressestunde“ mit ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann thematisiert. Faßmann brachte dazu ein Kopftuchverbot auch in der Unterstufe ins Gespräch, das aber im Nationalrat behandelt werden sollte: „Dazu braucht es aber einen gesellschaftlichen Konsens, wie es weitergehen soll mit der Thematisierung der Religion in der Schule.“ Faßmann sprach sich für ein „religionsneutrales Auftreten der Repräsentanten des öffentlichen Dienstes“ aus.

SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid meinte am Sonntag, dass beim Thema Integration „der vormalige Migrationsexperte nun mit türkis-blauen Scheuklappen umherlaufe und keinen Handlungsbedarf mehr für umfassende Integrationsmaßnahmen“ sehe. „Doch auch ihm sollte klar sein: Mit weniger Deutschlehrer und Deutschlehrerinnen wird es keine bessere Integration geben“, kritisierte Hammerschmid die Streichung des Integrationstopfes an Schulen.

red, wien.ORF.at/APA

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