Polizei-Aufnahmetest: Niedrigere Anforderungen

Die Polizei sucht nach Personal, da in den nächsten Jahren viele Polizisten in Pension gehen bzw. die Polizei aufgestockt werden soll. Weil viele Kandidaten am Aufnahmetest scheitern, wurden die Anforderungen weiter gesenkt.

Mindestgröße, Höchstalter, kein Bart, kurze Haare für Männer und keine Tattoos - diese Aufnahmekriterien für die Polizei sind bereits gefallen. Doch jetzt sinkt auch das Niveau bei der Aufnahme der neuen Bewerber, berichtet der „Kurier“.

Vor allem in Wien müssen die Bewerber eine deutlich geringere Punktezahl erzielen, um aufgenommen zu werden, das bestätigt der sozialdemokratische Gewerkschafter Hermann Wally im Ö1-Mittagsjournal - mehr dazu in Nachwuchsprobleme bei der Polizei. „In der Regel waren das so zwischen 400 und 500 Punkte als Mindestanzahl, wo die Leute noch aufgenommen wurden. Jetzt liegt die Zahl bei 200 Punkten. Das ist schon ein deutlicher Abwärtstrend“, so Wally.

Mangelnde Schreib- und Rechenkenntnisse

Das Problem: viele Bewerber können nicht gut rechnen und schreiben, sagt Wally. Viele Bewerberinnen und Bewerber scheitern auch am anspruchsvollen Sporttest - die Schwimmprüfung wurde mittlerweile ebenso bereits aus dem Aufnahmeprocedere entfernt. Sinkt das Niveau, würde sich das aber auch in der Praxis auswirken, befürchtet der Polizeigewerkschafter: „Die Bürger bemerken vielleicht, dass schlechtere Gesetzeskenntnisse bestehen, dass Verfahren unter Umständen langwieriger werden.“

Im Innenministerium bestätigt Sprecher Christoph Pölzl, dass die rote Linie für die Aufnahme bei knapp 140 Punkten liegt. Aber: Jeder oder jede, der dieses Limit erreicht, ist dazu geeignet, die Ausbildung zu beginnen. Diese Punkte dienen dann in weiterer Folge einem internen Ranking, bedeuten aber nicht zwingend unterschiedliche Niveaus. Es bedeute nicht, dass jemand, der 900 Punkte hat, acht- oder neunmal so gut sei, wie jemand, der 139,5 Punkte hat.

Nach dem Test folgt Grundausbildung

Zudem müssten alle aufgenommenen Polizeischüler die Grundausbildung absolvieren und Prüfungen bestehen, so dass das Niveau nicht absinken werde, so Pölzl. Die Polizeigewerkschaft fordert hingegen, dass die Bewerber bereits bei der Aufnahme weiterhin mindestens 400 Punkte erreichen sollten, um überhaupt aufgenommen zu werden.

Österreichweit will das Innenministerium in den nächsten Jahren 4.100 neue Polizisten einstellen, um einerseits Pensionierungen zu kompensieren, andererseits, um Beamte überhaupt neu aufzunehmen. Die Wiener Polizei will in diesem Jahr mindestens 450 neue Polizeischülerinnen und Schüler aufnehmen. Nur jeder siebente schaffte in der Vergangenheit den Aufnahmetest - mehr dazu in Polizei fehlt noch Nachwuchs.