Theaterpionierin Emmy Werner wird 80
Sie war die erste Frau im deutschsprachigen Raum, die die künstlerische Leitung eines Theaters übernahm. Emmy Werner stand 17 Saisonen lang an der Spitze des Volkstheaters. Ihre Karriere startete aber nicht hinter den Kulissen, sondern direkt auf der Bühne. Sie war Schauspielerin beim Theater der Jugend. Daraufhin folgten Engagements im Theater in der Josefstadt und im Volkstheater. 1980 wagte sie den Schritt und gründete das Theater in der Drachengasse.
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Künstlerfamilie mit Artistin und Autor
Sieben Jahre später war für sie dort „der Plafond erreicht", schreibt sie in ihrem am Montag im Theater in der Drachengasse vorgestellten Buch "... als ob sie Emma hießen“. Neben Erzählungen über das Theater berichtet Werner auch über Persönliches, zum Beispiel von Erinnerungen an die Kriegs- und Nachkriegszeit. Um sich eine eigene, geschützte Welt zu schaffen, spielte sie schon damals unter dem Tischtuch mit Puppen und Teddybären und nannte es „Tischtheater“.
Ihr künstlerischer Weg zeichnete sich also schon früh ab. Angesichts der Künstlerfamilie, in die sie 1938 geboren wurde, war das aber nicht überraschend. Ihr Großvater Eduard war als Architekt am Bau des Johann-Strauß-Theaters, später bekannt als Scala-Theater, beteiligt, während ihre Großmutter als Artistin arbeitete. Auch ihre Eltern führten das Künstlerleben fort: ihr Vater war Autor von Wienerliedern und ihre Mutter trat als Tänzerin in der Wiener Volksoper auf.
Ihre eigene Familie gründete sie mit dem Schauspieler und Regisseur Georg Lhotzky, den sie 1959 heiratete. Die Ehe wurde jedoch wieder geschieden. Der gemeinsame Sohn Alexander wurde ebenfalls Schauspieler. Er verstarb 2016 im Alter von 56 Jahren.
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200 Premieren am Volkstheater
Auf die Drachengasse folgte eine ihrer bekanntesten Stationen: das Volkstheater. In ihrer Zeit als Direktorin wurde das Volkstheater besonders stark mit österreichischen Klassikern, wie Grillparzer oder Nestroy, bespielt. 200 Premieren wurden unter ihrer Direktion gefeiert. Immer wieder war sie auch selbst als Regisseurin tätig, zum Beispiel bei Elfriede Jelineks „Was geschah, nachdem Nora ihren Mann verlassen hatte“.
Buchhinweis
Emmy Werner: "... als ob sie Emma hießen.", Residenz Verlag, 320 Seiten, 26 Euro.
Frauenthemen standen von Anfang an hoch auf ihrer Agenda. Sie startete die Saisonen am Volkstheater traditionell damit. Mit der „Frauenschiene“ locke man heute „niemand mehr hinter dem Ofen hervor“ sagte sie in einem Interview. Dennoch sei es heute leichter, als Frau Regisseurin oder Direktorin zu werden. Mit heutigen Theaterleiterinnen wolle sie auf Grund des immer stärker werdenden Konkurrenzdrucks trotzdem nicht tauschen.
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„Werde das Theater niemals verlassen“
Ihre letzte Saison 2004/2005 beendete sie mit einem langen „Feierabend!“. „Ich war wahnsinnig gerne Direktorin“, sagte sie nach ihrem Abtritt. Zu ihrem 70. Geburtstag ließ sie verlauten, sie werde das Theater niemals verlassen. Noch im Vorjahr machte sie mit „Der Alpenkönig und der Menschenfeind“ in Gutenstein einen Ausflug ins Sprechtheater. Seither hat sie sich aber großteils aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Um jetzt wieder als Regisseurin zu wirken, müsse „etwas ganz Besonderes kommen“, sagte Werner.
Emmy Werners Autobiografie
Anlässlich ihres 80. Geburtstags präsentiert Emmy Werner ihre Autobiographie, die sich mit ihrer erfolgreichen Karriere befasst.