Andre Heller übernimmt Kasperl

Das Puppentheater in der Urania ist gerettet. Der neue Eigentümer von Kasperl und Pezi ist Universalkünstler Andre Heller. Heller sieht die Puppenbühne „als wertvolles Kulturgut und undenkbar, dass das verschwindet“.

Direktor Manfred Müller, der in Pension geht, hatte die legendäre Kinderbühne seit 1995 geleitet. Vor wenigen Wochen stellte Müller noch das Aus für das Puppentheater in den Raum, da er sich 2019 in den Ruhestand verabschiedet und keinen Nachfolger gefunden hatte. Nach einem Bewerbungsprozess mit 27 Interessenten fiel die Auswahl nun auf den 71-jährigen Allroundkünstler Heller.

„Ich habe das Herz sprechen lassen“, erklärte Müller seine Beweggründe für die Übergabe an Heller. Man sei auf einer Wellenlänge gewesen, und „da hab ich mir gedacht, ja, da sind Kasperl und Pezi gut aufgehoben“.

Andrea Heller und Müller

APA/ Herbert Pfarrhofer

Auf einer Wellenlänge sehen sich Müller und Heller

Auftrag des Enkels an ihn selbst

Er sei selbst als kleines Kind mit seinem Kindermädchen zum Kasperl gegangen, so Heller. Im Internat sei ihm die Kasperlpuppe stets Begleiter und Trost gewesen. Als Ministrant durfte er nach der Messe für die Kinder Kasperl spielen: „Das war meine erste aktive Tätigkeit am Theater.“ Als die drohende Schließung publik wurde, habe sein Enkel gesagt: „Der Nono wird das verhindern.“ Das habe er als Auftrag an sich verstanden, meinte Heller schmunzelnd.

Heller übernimmt das Theater um 100.000 Euro. Müller wird sich im April zurückziehen, soll aber als Berater aktiv bleiben. Die Auslastung der Puppenbühne beträgt derzeit 85 Prozent, und seit den jüngsten Medienberichten kann man sich laut Müller kaum noch vor Anfragen retten.

„Ich nehme das genauso ernst wie das Allergrößte, das ich gerade tu“, beteuerte Heller angesichts seines Handpuppen-Engagements. Es ärgere ihn lediglich ein bisschen, dass seine Mutter das nun „gerade nicht mehr erlebt“, sagte der Universalkünstler - der sich mit den Worten „Krawuzikapuzi. Auf Wiedersehen“ bei der Pressekonferenz verabschiedete.

Die Karriere des Andre Heller

Geboren wurde er als Franz Andre Heller am 22. März 1947 in einer Zuckerbäckerfamilie, die mit Zuckerln zu Vermögen kam, in Wien. Er begann seine künstlerische Laufbahn 1964 als Autor von Prosa, Lyrik und Liedern sowie ab 1965 als Schauspieler an Wiener Avantgarde-Bühnen. Er war Gründungsmitglied des Radiosenders Ö3 und betätigte sich als Autor für TV-Sendungen wie die legendäre Show „Wünsch dir was“.

1968 kam die erste Platte Hellers heraus, der bis 1983 über ein Dutzend weiterer folgen sollte. Bereits 1972 veröffentlichte Heller, der 1970 bis 1984 mit der Schauspielerin Erika Pluhar verheiratet war, mit dem Fernsehfilm „Wer war Andre Heller?“ einen „Nachruf zu Lebzeiten“. 1976 gründete er gemeinsam mit Bernhard Paul den „Zirkus Roncalli". Nach Differenzen zog sich Heller allerdings noch im Gründungsjahr zurück. 1981 verwirklichte er im Rahmen der Wiener Festwochen das poetische Varietes „Flic Flac“, mit dem er anschließend auf Europatournee ging.

Andre Heller

ORF

Von Büchern, Platten bis zu gigantischen Produktionen reicht Hellers Werk

Von „Begnadete Körper“ bis „Afrika, Afrika“

Mit dem „Theater des Feuers“ brachte er 1983 in Lissabon ein Millionenpublikum auf die Beine und sich selbst an den Rand des Ruins. Es folgten „Begnadete Körper“, „Luna Luna“ und „Body and Soul“, „Jagmandir, das exzentrische Privattheater des Maharana von Udaipur“ und die 50 Meter hohe Skulptur „Bamboo Man“ im Hafen von Hongkong. Er sammelte „Stimmen Gottes“ und Feuerkunst, Zigeunerkultur und Parkanlagen.

1995 baute er im Auftrag des Tiroler Kristallherstellers Swarovski in Wattens Wunderkammern: Die märchenhaften „Kristallwelten“ wurden mit bis zu 720.000 jährlichen Besuchern einer der größten kommerziellen Erfolge Hellers. „Eine neue Dimension“ des Erfolgs erklomm Heller mit „Afrika! Afrika!“: Das „magische Zirkusereignis vom Kontinent des Staunens“ aus 2005 wurde zum erfolgreichsten Zirkustheater Europas. Weniger glücklich verlief Hellers Pferdeshow „Magnifico“, deren Produktionsfirma schon nach kurzer Zeit Insolvenz anmelden musste.

PK: Neuer Eigentümer für Urania-Puppentheater

Das Puppentheater der Wiener Urania hat seinen neuen Eigentümer präsentiert: Andre Heller.

Breite Front gegen Schließung

Auf Twitter und Facebook hatte sich angesichts des befürchteten Aus des Puppentheaters eine Initiative gegen die Schließung formiert - mehr dazu in Kasperl und Pezi vor dem Aus. Das Puppentheater wurde von Marianne und Hans Kraus gegründet. Zu Weihnachten 1950 fand die erste Vorstellung in der Urania statt. 1957 wurde das Kasperltheater erstmals im ORF ausgestrahlt.

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