Heurigensterben: Luxuswohnung statt Liptauer

In Wien Hernals ist einer der letzten Heurigen des Bezirks abgerissen worden. Das Lokal hatte schon länger geschlossen. Nun werden auf dem Grundstück Eigentumswohnungen errichtet. Im Bezirk gab es früher einmal 200 Heurigen.

Seit wenigen Tagen ist das Grundstück auf der Alszeile Nummer 34 eine Baustelle, rund zehn Bäume wurden gefällt, das Heurigen-Lokal ist Geschichte. Zwei Jahre lang ist der Heurige auf der Als im Dornröschen-Schlaf gelegen, Ende 2016 war hier für immer Sperrstunde. Susanne Fichtner war bis zuletzt die Junior-Chefin als sie und ihre Mutter den Betrieb damals aufgeben mussten: „Die Verpächterin ist verstorben und ihr Neffe, der einzige Erbe, hat gesagt, ihn interessiert es nicht“, erzählt Fichtner in „Wien Heute“.

Grundstück wechselte für 2,6 Millionen Euro Besitzer

Der Erbe sagt, er sei kein Gastronom, außerdem hätte die Betriebsanlagengenehmigung für den Heurigen erneuert werden müssen, was hohe Investitionen bedeutet hätte. Stattdessen hat er das 1.500 Quadratmeter große Grundstück nach eigenen Angaben für 2,6 Millionen Euro verkauft und damit eine lange Heurigengeschichte beendet. Seit 1905 waren an der Adresse Heurige zuhause - und nicht nur hier. Rund 200 davon hat Hernals damals gezählt, weiß die Chefin des Bezirksmuseums. Verantwortlich dafür war unter anderem der Linienwall, entlang des heutigen Gürtels.

Keine Verzehrungssteuer für Heurigen in Hernals

„Bis 1921 wurde am Linienwall die Verzehrungssteuer eingehoben. Das heißt, die Waren waren bei uns draußen in den Vororten billiger. Jetzt sind die Leute von der Stadt natürlich herausgefahren, um hier billiger zusammenzusitzen, Wein zu konsumieren“, erzählt Trude Neuhold, Leiterin des Bezirksmuseums Hernals.

Aus in Hernals für Heurigen

In der Alszeile sind die Bagger aufgefahren. Einer der wenigen Heurigen ist dort jetzt Geschichte. Um 1900 gab es in Hernals noch 200 Heurige.

Obwohl der Wein sogar im Bezirkswappen ist, kann man die Heurigen in Hernals heute an einer Hand abzählen - im Laufe der Jahrzehnte sind sie meist Wohnhäusern gewichen, so wie hier in der Alszeile wo 14 Eigentumswohnungen entstehen. 600.000 Euro kostet eine 90 Quadratmeter Bleibe.

Auf die Frage, wer sich solche Preise leisten kann, antwortet Claudia Schleifer, Geschäftsführerin der Deba Bauträgergesellschaft, in „Wien Heute“ mit: „Die ältere Generation, die ein Haus verkauft. Die jüngere Generation, ich vermute jetzt einmal, auch eine Erbengeneration.“ Ende 2019 sollen die Wohnungen fertig und neue Bäume gepflanzt sein - den weißen Spritzer gibt es dann statt im Gastgarten nur noch im privaten „Schanigarten“.