Scooter-Verleiher setzen auf Aufklärung

Das Leihräder-Problem hat sich de facto aufgelöst, jetzt geraten E-Scooter ins Visier. Die Innere Stadt warnt schon vor Rollern als Stolperfallen. Beide in Wien aktiven Leihfirmen verweisen auf ihre Maßnahmen, um ein Chaos zu verhindern.

In Wien sind derzeit zwei Anbieter am Markt, die elektrisch betriebene Scooter verleihen. Beider System funktioniert ohne fixe Standplätze - mehr dazu in E-Roller-Sharing im Anrollen und in E-Scooter-Sharing: Neuer Anbieter in Wien. Und beide Unternehmen sind offensichtlich darum bemüht, nicht in die Nähe des eher schlechten Images zu kommen, das den nicht nur in Wien gescheiterten Betreibern von Leihfahrrädern anhaftet.

In Stellungnahmen zur aktuellen Situation bezüglich E-Scooter in Wien wird nicht nur die Zusammenarbeit mit der Stadt betont. Beide Unternehmen verweisen auch auf mehrere Maßnahmen, mit denen ein Chaos verhindert werden soll.

E-Scooter in Wien

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E-Scooter in der Wiener Innenstadt

„Bird“-Watcher korrigieren Parksünden

„Wir haben gemeinsam mit der Stadt Wien ein Modell für einen nachhaltigen Start in Wien entwickelt“, sagte Christian Geßner, General Manager von „Bird“. Das US-Unternehmen bietet aktuell 180 E-Scooter zum Verleih an. Zu Beginn waren es 100 Scooter. Die Flotte wird nur dann erweitert, wenn jeder Scooter mindestens drei Mal pro Tag gebucht wird. Mit diesem sanften Einstieg wurde verhindert, dass Wien von einem Tag auf den anderen mit Rollern überschwemmt wurde. „Dabei verlieren alle“, so Geßner.

Das nun erstmals öffentlich angesprochene Problem falsch abgestellter Roller will Geßner gar nicht aufkommen lassen. Ein eigenes Team, so genannte „Bird“-Watcher, kümmere sich nur darum, dass Scooter nicht falsch abgestellt werden. Es kontrolliert, ob Gehsteige oder Ausfahrten nicht durch abgestellte Roller blockiert werden. Scooter, die falsch geparkt oder umgefallen sind, werden neu positioniert.

Die Firma setzt aber auch auf die Mithilfe der Kunden. Wer sich einen Scooter ausborgt, erhält über die dafür notwendige App Informationen, wie Scooter ordentlich geparkt werden sollen. Außerdem sammelt Bird ebenso wie sein Mitbewerber Lime am Abend alle Scooter ein, um sie aufzuladen.

E-Scooter in Wien

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Ein am Gehsteig abgestellter E-Scooter

Auch Lime stimmt sich mit der Stadt ab

Lime nimmt nach eigenen Angaben die aus dem ersten Bezirk kommende Kritik ernst. Es seien bereits mehrere Maßnahmen in die Wege geleitet worden, um die Kunden dazu zu bringen, die Scooter vorschriftsmäßige abzustellen: „Über unsere Lime App informieren wir alle Nutzer proaktiv, wo die E-Roller grundsätzlich abgestellt werden dürfen und wo nicht“, sagte Alexander Götz, Geschäftsführer von Lime in Österreich.

Zudem kündigte Götz an, die operativen Anstrengungen seines Teams in Wien zu erhöhen, sodass noch schneller auf falsch abgestellte Scooter reagiert werden kann. Außerdem wird an einem Sicherheitsprogramm gearbeitet, das Fahrerinnen und Fahrer über die Sicherheitsbestimmungen in Wien aufklärt.

Ähnlich wie Bird nahm auch Lime vor dem Start Kontakt zur Stadt und zu Blinden- und Sehbehinderten-Vereinen auf. Ziel sei eine bestmögliche Lösung für alle Beteiligten auch im Hinblick auf den Winter. Zudem liegen den zuständigen Behörden die Kontaktdaten des Operation Managers von Lime vor, sodass dieser jederzeit per E-Mail, Telefon oder WhatsApp über falsch abgestellt Scooter informiert werden kann.

Kein Abstellverbot für Scooter auf Gehsteig

In Bezirk Innere Stadt sprach Bezirksvorsteher Markus Figl (ÖVP) zuletzt von zahlreichen Beschwerden über falsch abgestellte E-Scooter. Er klagte über herrenlose Leihroller, die auf Gehsteigen abgestellt und so zur Gefahr für schlecht sehende oder blinde Menschen würden. Figl warnte vor einem Chaos, das schlimmer werden könnte als bei den Leihfahrrädern. Im Gegensatz dazu registrierte aber das Wiener Rathaus noch keine Beschwerden zu E-Scootern.

Zudem stellte die Mobilitätsagentur klar, dass es nicht verboten ist, Roller auch auf dem Gehsteig abzustellen. Sie dürfen nur nicht verkehrsbehindernd geparkt werden. Denn E-Scooter sind rechtlich Fahrrädern gleichzustellen. Räder dürfen, wenn sie den Verkehr oder Fußgänger nicht behindern, am Gehsteig zurückgelassen werden. Allerdings: Gefahren dürfen die Roller auf dem Gehweg nur ohne Motor. Sobald der Motor zum Einsatz kommt, müssen E-Scooter-Fahrer auf den Radweg oder auf die Straße wechseln.

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