25 Jahre Vienna Comix: „Das sind keine Nerds“

Am Sonntag hat der Vienna Comix Market sein 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Neben dem Verkauf von Comics liegt der Fokus mittlerweile auf der Nachwuchsförderung, erzählt der Veranstalter.

Begonnen hat alles 1993 in einem Pfarrsaal in Hernals. „Es war das typische Problem vieler Sammler: Irgendwann hat man zu viel“, sagt Comix-Gründer Martin Erasmus. „Ich habe recht schnell gemerkt, dass es in der Comicszene keine richtigen Börsen gab, dann gab es für mich eigentlich nur die Möglichkeit, selbst eine zu organisieren.“ Im Pfarrsaal verkaufte er deshalb Teile seiner Sammlung. Die Nachfrage überraschte ihn: 300 Menschen kamen zu der kleinen Börse, die laut ihm die „erste richtige Comicveranstaltung in Wien“ war.

Heute sieht die Vienna Comix anders aus. Rund 140 Aussteller sammeln sich auf der Börse, verkaufen hier hauptsächlich Second-Hand-Ware, alte Sammlerfiguren und Comichefte. Aber auch größere Firmen sind vertreten, das Dorotheum hat etwa einen Stand, an dem Comicbesitzer ihre Sammlerstücke schätzen lassen und verkaufen können. Im Durchschnitt zählt die Veranstaltung heute zehn Mal so viele Besucher wie zu Beginn.

„98 Prozent Männer“ bei der ersten Börse

Neben dem Markt gibt es seit 2014 auch die zweitägige Vienna-Comix-Messe im Frühling, bei der noch ein zusätzliches Rahmenprogramm, wie Zeichenwettbewerbe und Workshops, angeboten wird. Markt und Messe entwickeln sich für Erasmus so immer mehr zu Familienveranstaltungen: „Bei der ersten Börse waren 98 Prozent Männer, die nach Comics gesucht haben. Heute ist das Verhältnis etwa 50/50, es kommen immer auch ganz viele Kinder und Familien.“

Veranstaltungshinweis

Der Vienna Comix Market findet am 7. Oktober und 16. Dezember von 10.00 bis 16.00 Uhr statt. MGC-Halle, Modecenterstraße 22, 1030 Wien.

Die Comicszene habe sich vor allem durch die großen Blockbuster der vergangenen Jahre verändert. Batman, Spiderman und Co. rücken das Thema Comics mehr und mehr in die Mitte der Gesellschaft. „Es hat diese Filme zwar auch in den 1970ern, 80ern und 90ern gegeben aber die haben einfach nicht gut funktioniert. Durch die technische Weiterentwicklung in der Filmindustrie glaubt man heute schon fast, dass die Charaktere fliegen und Superkräfte haben. Man nimmt ihnen alles ab“, sagt Erasmus.

So habe sich der Zugang zu den Figuren und der Comicwelt verändert, sie sind heute der Mehrheit durch die Filme bekannt, auf die Comichefte werden viele erst im Nachhinein aufmerksam. „Comic als Medium hat dadurch aber nicht an Popularität verloren, ganz im Gegenteil“, betont er.

Großteil der Comics für Erwachsene produziert

Die Zielgruppe sei jedoch eine andere. Waren Comics früher noch hauptsächlich für Kinder gedacht, werde der Großteil der Hefte und Bücher heute für Erwachsene produziert. „Das sind aber keine Nerds, die den ganzen Tag zu Hause sitzen und nur Comics lesen: Das geht vom Bundespräsidenten, der Donald Duck Fan ist, bis hin zu so vielen anderen Menschen, die in ihrer Freizeit einfach gerne Comics lesen“, erzählt der Gründer.

Wichtig für die Messe war auch die steigende Beliebtheit der Mangakultur in den 1990er-Jahren. „Das hat eine ganz neue Generation angesprochen, weil man hier nicht mehr nur gelesen hat. Fans verkleiden sich, zeichnen selbst. Man lebt es einfach, das hat die gesamte Comicszene sehr verändert“, so Erasmus. Der damit verbundene Verkleidungstrend Cosplay sei mittlerweile fixer Bestandteil einer jeden Comic-Veranstaltung - mehr dazu in Cosplay-Wettstreit um die beste Verkleidung.

Drei als Catwoman, Batman und Robin verkleidete Comicmessenbesucher

Vienna Comix

Heute sind auf der Comix auch viele Cosplayer unterwegs

Comics sind für Erasmus in der Mitte der Gesellschaft angekommen, der Umgang mit ihnen sei heute deutlich offener. „Es ist mittlerweile selbstverständlich, auf so eine Veranstaltung zu gehen. Früher hat man die Comics schnell ins Auto gelegt oder in einem neutralen Sackerl weggetragen, damit die Leute draußen nichts erkennen“, sagt er. „Wenn man heute an einem Messentag in der Nähe ist, sieht man ganz viele interessant gekleidete Menschen mit Comix-Sackerl. Es ist normal, diesen Status haben wir erreicht.“

„Vielfältige und talentierte“ heimische Szene

Mit der wachsenden Szene stieg auch das Interesse, selbst zu zeichnen. In den vergangenen Jahren entstanden vermehrt auch heimische Comic-Projekte, darunter etwa die Reihe Austrian Superheroes. „Die heimische Szene ist heute unglaublich vielfältig und talentiert. Das Niveau ist unglaublich gestiegen“, sagt Erasmus.

Diese Szene möchte er mit seiner Veranstaltung fördern. 40 Plätze werden deshalb für Nachwuchszeichner reserviert, die sich bewerben können und auf dem Stand ihre Arbeiten präsentieren dürfen. Für den Stand müssen sie nicht bezahlen. Für eine große heimische Comic-Zeichner-Szene fehle es jedoch noch an Verlagshäusern. Erasmus hofft, dass die „großen Häuser“ künftig vermehrt auch die österreichischen Künstler in ihr Sortiment aufnehmen.

Der Fokus auf die Zeichner und Comicproduzenten ist ihm besonders wichtig, er möchte den Kontakt zwischen Künstler und Konsument fördern. Am Sonntag sind deshalb unter anderem Lukas Kummer mit seiner Graphic Novel „Das Urteil“, das Team hinter den Austrian Superheroes sowie Robert Maresch, Entwickler der Figur „Jerry die Schabe“ anwesend. „Wir werden nie Schauspieler einladen, sondern immer Comic-Zeichner“ , so Erasmus. „Wir wollen dem klassischen Comic treu bleiben.“

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