258 Anzeigen wegen Gewalt an Schulen

An Wiener Schulen hat es vergangenes Schuljahr 258 Anzeigen gegeben, der Großteil hat Gewaltdelikte betroffen. Das gab Bildungsdirektor Heinrich Himmer am Montag bekannt. Er will Geld zu Brennpunktschulen umschichten.

Nach einem runden Tisch zum Thema „Gewalt an Schulen“ sind für Wiens Schulsystem Änderungen geplant. Wien will Brennpunktschulen ab dem Schuljahr 2019/20 mehr Mittel zur Verfügung stellen und - sollte es dafür nicht mehr Geld von Bildungs- und Finanzministerium geben - gegebenenfalls Standorten ohne soziale Herausforderungen Ressourcen wegnehmen. Das hat der Wiener Bildungsdirektor Himmer am Dienstag bei einem Hintergrundgespräch angekündigt.

Polizei verweist auf Dunkelziffer bei Gewaltdelikten

Zuvor setzten sich heuer bereits zum zweiten Mal Politiker, Religionsgemeinschaften, Pädagogische Hochschulen, Eltern-, Schüler- und Lehrervertreter sowie das Jugendamt bei einem runden Tisch mit dem Gewaltthema an Schulen auseinander. Und präsentierte erstmals auch Zahlen auf dem Gebiet.

Folder gegen Gewalt an Schulen

ORF

Flyer mit den wichtigsten Informationen für Schüler, Eltern und Lehrer

In Wien gibt es 230.000 Schüler. Im Schuljahr 2017/18 sind insgesamt 258 Anzeigen eingegangen, davon 138 an Neuen Mittelschulen (NMS). 90 Prozent betrafen „strafbare Handlungen gegen Leib und Leben“. Michael Lepuschitz, Vizepräsident der Wiener Polizei, betonte am Dienstag allerdings, dass es hier wie immer eine Dunkelziffer gebe. Himmer hob auch noch die je nach Schule sehr unterschiedliche Kultur hervor, Gewalttaten anzuzeigen.

Durchschnittlich wurden betroffene Jugendliche - die Mehrheit ist zwölf bis 15 Jahre alt - für zwölf Tage der Schule verwiesen, die Maximaldauer von vier Wochen wurde nur 16-mal ausgesprochen. Für solche Schulverweise gelten künftig neue Regeln: Diese sollen für die Betroffenen künftig keine „Ferienzeit“ mehr sein, betonte Himmer.

90 Prozent schwänzten Termin bei Schulpsychologin

Deshalb sollen die Schulen künftig verpflichtende Vereinbarungen mit den Jugendlichen abschließen, wie sie sich den Lehrstoff während ihrer Abwesenheit erarbeiten. Außerdem soll der bereits vorgesehene Termin bei der Schulpsychologie bindend werden. Bisher wären 90 Prozent einfach nicht gekommen, schildert Himmer. Dadurch seien aber auch oftmals vorhandene familiäre und soziale Probleme, bei denen etwa bei Bedarf das Jugendamt eingeschaltet werden könnte, nicht ans Licht gekommen.

Auf Ansuchen der Schule können auch „Normverdeutlichungsgespräche“ stattfinden, bei denen speziell geschulte Polizisten die Jugendlichen auf die Folgen einer Vorstrafe etwa bei der Lehrstellensuche aufmerksam machen.

Heinrich Himmer

ORF

Bildungsdirektor Himmer: Verstärkt Sozialarbeiter an Brennpunktschulen

„Wir erwarten uns davon eine bessere Betreuung der Schüler und hoffen so, dass sie gar nicht erst zu Klienten von uns werden“, so Lepuschitz. Außerdem soll es in der Bildungsdirektion (bisher: Stadtschulrat) jeweils einen Case Manager als konkreten Ansprechpartner für jeden Betroffenen geben.

Mittel zu Schulen mit Problemen umschichten

Himmer fordert zwar weiterhin vom Bund, die Mittel für Schüler künftig bundesweit nach bestimmten Kriterien (Umgangssprache, Migrationshintergrund der Schüler, Einkommen und sozialer Hintergrund der Eltern) zu verteilen, damit Schulen mit größeren Herausforderungen ihre Schüler auch besser fördern können.

258 Anzeigen wegen Gewalt an Schulen

138 Anzeigen wegen Gewalt kamen von Neuen Mittelschulen. Auf Platz zwei mit 37 Anzeigen weist die Statistik die AHS aus.

Sollte der Bund allerdings keine Finanzierung nach einem Sozialindex umsetzen, werde Wien sich damit „behelfen“, die vorhandenen Mittel zu jenen Schulen umzuschichten, die besonders große Herausforderungen zu stemmen haben. Neben Geld und Personal sollen auch Zusatzangebote wie Sozialarbeiter vorrangig an Brennpunktschulen gehen.

Weitere Auswirkungen des runden Tisches: Von der Stadt Wien gibt es laut dem Bildungsdirektor nun ein „Bekenntnis“, zu den 27 vorhandenen weitere Schulsozialarbeiter zu finanzieren. Für Bezirk und Schule gebe es nun klar definierte Ansprechpartner, ebenso bei Verdacht auf Radikalisierung oder Extremismustendenzen. Außerdem werden Flyer mit den wichtigsten Informationen für Schüler, Eltern und Lehrer über Rechte und Pflichten der Schüler und rechtlich gedeckte Erziehungsmittel verteilt.

Links: