KH Nord: Janßen sah „Defizite“

Ex-KAV-Direktor Udo Janßen war bereits bei seinem Amtsantritt mit „eklatanten Defiziten“ beim Krankenhaus Nord konfrontiert. Das sagte er am Dienstag vor der U-Kommission. Zudem spricht er von „politischer Einflussnahme“.

Janßen, der von November 2014 bis Frühjahr 2017 an der Spitze des Wiener Krankenanstaltenverbunds (KAV) stand, bemühte sich laut Eigenaussage um „Schadensbegrenzung“. Er zeichnete bei seinem mit Spannung erwarteten Zeugenauftritt ein düsteres Bild von der damaligen Situation. Schon 2014, als er sein Amt von Wilhelm Marhold übernommen habe, sei in einem Bericht der begleitenden Kontrolle dokumentiert worden, dass es zu einer Kostensteigerung auf bis zu eine Milliarde Euro und zu einer „Bauzeitverlängerung“ von neun Monaten kommen dürfte, sagte er.

Janßen KH Nord

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Udo Janßen (r.) am Dienstag vor Beginn einer Sitzung der U-Kommission

„Projekt schon in kritischer Phase gewesen“

„Das Projekt hat sich eigentlich schon in einer kritischen Phase befunden“, beteuerte er. Die Verzögerung, die durch den Konkurs einer Fassadenfirma eintreten sollte, sei darin noch gar nicht enthalten gewesen, so Janßen weiter. Er und sein Stellvertreter, der KH-Nord-Projektleiter Thomas Balazs, hätten „raschest“ alle Maßnahmen gesetzt, damit das „kriselnde Projekt“ nicht weiter eskaliere.

Das Vorhaben sei, so zeigte er sich überzeugt, von Beginn an nicht richtig aufgesetzt worden. Denn am Ende einer Bauzeit komme es selten zu großen Kostensteigerungen - diese müssten also in einer sehr frühen Phase verursacht worden sein. Laut Janßen sind etwa keine ausreichenden Controlling-Strukturen vorhanden gewesen.

„Verwerfungslinien“ mit Architekten

Janßen berichtete auch, dass es zwischen dem Architekten Albert Wimmer und den ausführenden Fassadenfirmen große Probleme („Verwerfungslinien“) gegeben habe. Letztere hätten die vorgelegten Pläne kritisiert. Der Architekt des Großspitals hatte in der Kommission ausgesagt, dass es unter Janßen nur mangelnde Baufortschritte gegeben habe.

Der ehemalige Wiener-Spitäler-Chef konterte am Dienstag: Es sei nicht um die „Begehrlichkeiten“ Wimmers gegangen: „Es ging darum, Schadensbegrenzung durchzuführen.“ Der Architekt habe seine Hausaufgaben „sicherlich nicht“ gemacht gehabt: „Herr Wimmer ist nicht an der Stelle eines Opfers.“ Vielmehr sei der Architekt einer der „Mitgestalter“ der Situation.

„Politische Einflussnahme störte Management“

Janßen räumte allerdings ein, dass es sich beim Krankenhaus Nord um ein „sehr komplexes Bauprogramm“ gehandelt habe. Es sei generell die Frage zu stellen, ob es sinnvoll sei, ein solches Projekt eigenständig durchzuführen. Janßen bestätigte in seiner Aussage außerdem, dass die frühere Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) keinen Einfluss auf seine Bestellung zum Generaldirektor genommen habe.

Udo Janßen

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Janßen übernahm 2014 den Posten als Generaldirektor

Er warf der Politik aber Einflussnahme auf das Management des KAV vor. Er sei zwar nicht der Ansicht, dass es eine „vorsätzliche Schädigung“ durch Wehsely gegeben habe. Aber: „Ich glaube, dass die Einflussnahme der Politik ein vernünftiges Management beeinträchtigt hat“, sagte er. Wehsely habe in ihrer Rolle als politisch Verantwortliche gestalten wollen und versucht, Einfluss zu nehmen. „Ich glaube, dass die Stadt gut beraten ist, den KAV in die tatsächliche Selbstständigkeit zu entlassen“, so Janßen.

Balazs bestätigte Janßens Aussagen

Auf die Frage, was aus seiner Sicht die Gründe für die Kostenüberschreitung und die Verzögerung des Großprojekts KH Nord seien, bekräftigte Janßen seine Einschätzung, dass „Projekte eskalieren, wenn in einer frühen Phase Fehler gemacht werden“. Neben der „nicht hinreichenden Planungsvorlage“ seien viele Risiken schlagend geworden: „Die Insolvenz der Fassadenfirma ist sicherlich der kritischste Moment nach den insuffizienten Plänen zur Statik gewesen.“

KH Nord KAV Thomas Balazs

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Janßens ehemaliger Stellvertreter Thomas Balasz sagte als zweiter Zeuge aus

Der zweite Zeuge, Ex-KAV-Direktor-Stellvertreter Balazs, bestätigte die Aussagen von Janßen. Mängel der Statik sowie eine insolvente Fassadenfirma sollen demnach für Verzögerungen und für höhere Kosten verantwortlich gewesen sein. Beiden, auch Janßen, sei klar gewesen, dass man sofort dagegensteuern musste, da das Projekt ansonsten aus dem Ruder laufen könnte. Planbar waren derartige Probleme laut Balazs aber nicht.

Wunschkandidat von Wehsely

Janßen übernahm Ende 2014 den KAV, er galt als Wunschkandidat von Wehsely. Davor musste allerdings der bis dahin Hauptverantwortliche für das Projekt Krankenhaus Nord gehen. Immer wieder wurde das bisher von Zeugen vor der Kommission als entscheidender Wendepunkt beschrieben, an dem der Zeitplan zu kippen begann und die Kosten explodierten.

Als sich die Stadt 2017 vorzeitig von Janßen trennte, weil das Vertrauen fehlte, übernahm Balasz seinen Job. Allerdings nur für ein Jahr, heuer im Frühling ließ man Balazs’ Vertrag auslaufen - mehr dazu in KAV-Direktor Balazs wird nicht verlängert. Als weitere Zeugen für die Sitzung wurden Roland König, im Untersuchungszeitraum Referent im Stadtratsbüro für Gesundheit, sowie Richard Gauss, Leiter der Magistratsabteilung 24 (Gesundheits- und Sozialplanung), geladen.

U-Kommission seit dem Sommer

Seit dem Sommer tagt die Untersuchungskommission zur Causa im Rathaus. Zuletzt hatte ein Bausachverständiger die Entscheidung gegen einen Generalplaner verteidigt. Die frühere Spitälerdirektorin, Susanne Herbek, hatte auch schon die Wahl des Standortes verteidigt - mehr dazu in KH Nord: Standort vor U-Kommission verteidigt.

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