NS-Opfer und Antifaschist Gelbard tot

Einer der bekanntesten Holocaust-Überlebenden und Zeitzeugen des NS-Regimes ist tot: Der Journalist Rudolf Gelbard starb in der Nacht auf Mittwoch im Alter von 87 Jahren in Wien.

Gelbard war langjähriger Funktionär im Bund Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen und engagierter Antifaschist. Er wurde am 4. Dezember 1930 geboren und wuchs in der Leopoldstadt auf. Gelbard wurde im Alter von zwölf Jahren im Oktober 1942 mit seinen jüdischen Eltern ins Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Er überlebte, aber viele seiner Verwandten und Freunde, vor allem viele Kinder, überlebten nicht.

Gemeinsam mit seinen Eltern erlebte er die Befreiung am 8. Mai 1945. Ende der 1940er Jahre absolvierte Gelbard die Akademie der Sozialistischen Jugend Österreich, in den 1950er Jahren die Parteischule der SPÖ Wien.

Zeitzeuge in Schulen, Unis, Bildungseinrichtungen

Er war nach dem Krieg Mitglied der Sozialdemokratischen Freiheitskämpfer. Als unerschütterlicher Antifaschist sah er es als seine Pflicht als Überlebender an, an Schulen, Universitäten, in Bildungseinrichtungen und als Bildungsreferent der Israelitischen Kultusgemeinde aufzuklären.

„Ich wusste sofort, ich bin jetzt ein Außenseiter“

Gelbard schilderte seine Erfahrungen und Erlebnisse.

Gelbard war auch im Vorstand des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands (DÖW) tätig. Beruflich arbeitete er beim „Kurier“. Am 7. Dezember 1996 wurde er in den Bundesvorstand der FreiheitskämpferInnen gewählt und gehörte diesem bis zu seinem Tode an. „Wir werden sein Andenken bewahren und in seinem Sinn weiter agieren“, hieß es in einer Aussendung der Organisation.

Programmhinweis

In memoriam Rudolf Gelbard wiederholen die Ö1-„Hörbilder“ am Samstag, den 27. Oktober um 9.05 Uhr das Feature „Des woar a Köch!“ aus dem letzten Jahr. Das Ö1-Programm ist unter oe1.orf.at abrufbar .

Zahlreiche Auszeichnungen

Für sein Engagement erhielt Gelbard zahlreiche Auszeichnungen. Er wurde von der Republik Österreich mit dem Berufstitel Professor und zahlreichen weiteren Auszeichnungen geehrt, darunter auch mit der Joseph-Samuel-Bloch-Medaille. Der Republikanische Club – Neues Österreich vergibt seit zehn Jahren den „Rudolf-Gelbard-Preis für Aufklärung gegen Faschismus und Antisemitismus“. Der erste Preisträger war 2008 Gelbard selbst.

Im Oktober des Vorjahres wandte er sich in einer Videobotschaft an die Öffentlichkeit, in der er vor einer Regierungsbeteiligung der FPÖ warnte und NS-Kriegsverbrecher auflistete, die Mitglieder von Burschenschaften waren.

Ehrengrab auf Zentralfriedhof

„Mit Rudolf Gelbard verliert Österreich einen wichtigen Zeitzeugen der Schoah, einen wachsamen Mahner vor Antisemitismus und Intoleranz sowie einen engagierten Kämpfer für Demokratie, Humanismus und Rechtsstaatlichkeit“, sagte Bundespräsident Alexander Van der Bellen tief betroffen. “Mit Rudolf Gelbard ist ein ganz Großer von uns gegangen", so die geschäftsführende SPÖ-Parteivorsitzende Pamela Rendi-Wagner.

KZ-Überlebender Gelbard gestorben

Einer der prominentesten Überlebenden des Holocaust ist tot: Der Journalist Rudolf Gelbard starb im Alter von 87 Jahren in Wien.

„Wann immer uns ein Zeitzeuge des Holocaust verlässt, wird unsere Gesellschaft ärmer“, sagte Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ). Die Stadt würdigte Gelbard mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien und stellt ihm nun ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof zur Verfügung. „Mit ihm verlieren wir eine herausragende Persönlichkeit und einen engen Freund“, so die Worte von Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde. Das Begräbnis findet am Donnerstag um 16.30 Uhr auf dem Zentralfriedhof, IV. Tor, statt.